Jung, attraktiv, begabt und unabhängig: Das ist Mia Holl, eine Frau von dreißig Jahren, die sich vor einem Schwurgericht verantworten muss. Zur Last gelegt wird ihr ein Zuviel an Liebe (zu ihrem Bruder), ein Zuviel an Verstand (sie denkt naturwissenschaftlich) und ein Übermaß an geistiger Unabhängigkeit. In einer Gesellschaft, in der die Sorge um den Körper alle geistigen Werte verdrängt hat, reicht dies aus, um als gefährliches Subjekt eingestuft zu werden. Juli Zeh entwirft in »Corpus Delicti« das spannende Science-Fiction-Szenario einer Gesundheitsdiktatur irgendwann im 21. Jahrhundert, in der Gesundheit zur höchsten Bürgerpflicht geworden ist.
Produktdetails
- Verlag: btb
- Neuausgabe
- Seitenzahl: 263
- Erscheinungstermin: 15. Oktober 2025
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 126mm x 25mm
- Gewicht: 248g
- ISBN-13: 9783442775880
- ISBN-10: 3442775884
- Artikelnr.: 73769912
Herstellerkennzeichnung
btb Taschenbuch
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
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am 05.05.2021
Bloßer Versuch
Bei vielen schlechten Büchern gibt es meistens etwas zu retten: die Hauptfigur, die Handlung, der Stil. In Corpus Delicti gibt es aber wenig zu loben. Es geht um eine dystopische Gegenwart, wo eine Art Gesundheitsdiktatur, nämlich die METHODE, die Freiheit der Bevölkerung einschränkt. Das Einzige, was man von ihr erfährt, ist der Fall gegen den unschuldigen Moritz, Bruder der Hauptfigur. Als würden die moderne Demokratie keine Unschuldigen ins Gefängnis schicken, basiert sich die Handlung auf Mias Versuch, diesen Irrtum zu prüfen. Hierzu eine Kleinigkeit: Mia half Moritz bei Suizid und schob seinem Tod auf die Regierung. Es ist bewundernswert, wie Juli Zeh in kaum wenige Kapiteln Mia unsympathischer als die Methode und ihren Gefolgsmann Kramer gestaltet. An manchen Stellen vergisst man sogar, dass es sich um eine Dystopie handelt. Die langen, theoretischen Gesprächen die Mia mit anderen Figuren hält, sind manchmal unnötig und beschwerlich. Corpus Delicti ähnelt mir eher an ein mittelmäßiges Theater als an einen Roman; es fehlt viel Charakterisierung, literarische Beschreibung und Erzählung. Im Gegenteil zu anderen Dystopien wie Orwells 1984 oder Huxleys Schöne neue Welt, bleibt Juli Zehs Corpus Delicti als ein bloßer Versuch. Es ist ein Buch das man weder hasst noch mag; es ist unscheinbar, es erweckt kaum eine Erschütterung beim Leser. Es ist ein Buch, das ich nicht empfehlen kann.
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