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Brigitte Lacombe, gebürtige Französin mit Wohnsitz in New York, dürfte dem Namen nach dem deutschen Buchhandel noch eine große Unbekannte sein. Und doch gibt es eine maßgebliche Photographie von ihr, die fast jedem geläufig ist. Es ist jenes Titelphoto, das unsere Isabella Rossellini-Autobiographie Some of Me so vorzüglich schmückt. Sie zählt zu den ganz großen Photographinnen der zeitgenössischen Film- und Theaterszene in Frankreich und in den USA. Ihre Portraits in Schwarzweiß von Schauspielern und Regisseuren, darunter Jean-Luc Godard, Robert Altman, Woody Allen, Roberto Rossellini, Robert…mehr

Produktbeschreibung
Brigitte Lacombe, gebürtige Französin mit Wohnsitz in New York, dürfte dem Namen nach dem deutschen Buchhandel noch eine große Unbekannte sein. Und doch gibt es eine maßgebliche Photographie von ihr, die fast jedem geläufig ist. Es ist jenes Titelphoto, das unsere Isabella Rossellini-Autobiographie Some of Me so vorzüglich schmückt. Sie zählt zu den ganz großen Photographinnen der zeitgenössischen Film- und Theaterszene in Frankreich und in den USA. Ihre Portraits in Schwarzweiß von Schauspielern und Regisseuren, darunter Jean-Luc Godard, Robert Altman, Woody Allen, Roberto Rossellini, Robert de Niro, Arthur Miller, Gérard Depardieu, Glenn Close, Winona Ryder, Julia Roberts, Meg Ryan, Dustin Hoffman, Jeanne Moreau, Isabella Adjani, Joseph Losey, um nur einige zu nennen, zeugen von einem Vertrauen der Stars und einer Vertrautheit der Photographin mit ihren kapriziösen Modellen, wie sie in diesem Metier höchst selten sind.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2006

Ihr seid jetzt große Jungs!

Damals, als Francis Ford Coppola den "Paten" drehte, waren die Bosse von Paramount ganz strikt gegen Al Pacino - zu klein, zu schmierig, zu italienisch war ihnen dieser Schauspieler; und daß aus diesem Typen mal ein Star würde, das glaubte ja Pacino hoffentlich selber nicht. Und obwohl das Foto links fünf Jahre nach dem ersten "Paten" entstand, sieht man ihm noch immer an, was die Leute in Hollywood so beunruhigte: Ja, dieser Italiener sah wirklich gefährlich aus, nicht ganz kontrollierbar, so, als ob er im Streit vielleicht wirklich ein Messer zöge. Und vielleicht war das genau das Neue an Filmstars dieses Schlages, an Al Pacino und Dennis Hopper, an Robert De Niro und James Woods: Das waren nicht mehr die Männer, die sich in Hollywood ein Image verpassen ließen und dann brav die vorgeschriebene Rolle spielten. Es waren vielmehr Männer, die ihre eigenen Macken und Obsessionen, ihre Idiosynkrasien und ihre Fehler so konsequent inszenierten, bis auch die zu Markenzeichen geworden waren.

Und genau darum ging es Mitte der Siebziger, als die Fotografin Brigitte Lacombe nach Hollywood kam. Das, was acht, neun Jahre zuvor als "New Hollywood" begonnen hatte, das war nicht unbedingt vorbei. Aber es hatte sich total verändert. Es war nicht mehr die Rebellion der jungen Wilden gegen das vergreiste Establishment der großen Studios. Es war vielmehr zum Markenzeichen jener Frauen und Männer geworden, die genau erkannt hatten, daß auch im Filmgeschäft sich alles verändern mußte, damit alles beim alten bleibe.

Steven Spielberg, zur Zeit des "Weißen Hais" von Brigitte Lacombe fotografiert, in Turnschuhen, mit teenagerhaft verträumtem Gesicht und in Kleidern, die selbst nicht wissen, ob sie hip oder ein bißchen streberhaft wirken wollen, Steven Spielberg war nicht nur ein eigenwilliger Künstler, sondern, ein paar Jahre vor Bill Gates und Steve Jobs, eben auch der kapitalistische Revolutionär, der die Produktivkräfte des Kinos neu entfesselte. Und Dustin Hoffman, der in Shorts und mit nacktem Körper auf einem Gartenstuhl sitzt, und neben ihm sitzt der Produzent Robert Evans: Das ist nicht einfach eine Künstleridylle oder die Hollywood-Version von Boheme. Das ist ein Blick gewissermaßen ins Herz der Macht, das sind die Typen, die den Laden übernommen haben, langhaarig und manchmal auch bekifft, aber mit einem sehr ausgeprägten Machtbewußtsein. Und wenn man Lacombes Fotos von Godard und Truffaut dagegenhält, von Philippe Noiret und Gérard Depardieu, dann sieht man auch deutlich, daß es genau das ist, was die Europäer von den Amerikanern unterscheidet. Die Franzosen wollten rebellieren, die Amerikaner wollten gewinnen, und was der Sieg wert war, entdeckt man, wenn man weiterblättert in Lacombes schönem Bildband "cinema/theater", zu den Starporträts aus den Achtzigern und Neunzigern, zu Fotos von Sharon Stone und Jodie Foster, Michelle Pfeiffer und Uma Thurman: Sie alle sehnen sich danach, so glamourös zu wirken wie ihre Vorgängerinnen aus der Mütterund der Großmüttergeneration, wie die Filmstars der alten Schule, die Sklaven und Sklavinnen des Studiosystems. Und natürlich funktioniert das nicht; unsere Filmstars heute sind keine Wesen aus Licht mehr, sie sind, zu ihrem Glück, echte Menschen, und ihre Bilder weisen nicht mehr auf ein Jenseits des Schönen, die Utopie der Kinematographie. Sie verweisen aufs Leben - oder auf andere Bilder.

cls.

Brigitte Lacombe: "cinema/theater". Schirmer/Mosel. 272 Seiten, 29,80 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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