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Wem wäre es wohl so nachhaltig gelungen, sich selbst in seinen Memoiren zu einem die Jahrhunderte überdauernden Begriff zu stilisieren - und gleichzeitig das wahre Ich so perfekt zu verbergen - ,wenn nicht Giacomo Girolamo Casanova, der sicherlich die Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts war? Casanova verstand es stets, seine beträchtlichen Kenntnisse der Physik und Chemie sowie verwandter Fächer wie Medizin, Mathematik und Alchemie nutzbringend einzusetzen. Seine Bekanntschaft mit den illustren Häuptern seiner Zeit - Ludwig XV., Friedrich den Großen, oder Zarin Katharina II - sicherte ihm Brot…mehr

Produktbeschreibung
Wem wäre es wohl so nachhaltig gelungen, sich selbst in seinen Memoiren zu einem die Jahrhunderte überdauernden Begriff zu stilisieren - und gleichzeitig das wahre Ich so perfekt zu verbergen - ,wenn nicht Giacomo Girolamo Casanova, der sicherlich die Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts war? Casanova verstand es stets, seine beträchtlichen Kenntnisse der Physik und Chemie sowie verwandter Fächer wie Medizin, Mathematik und Alchemie nutzbringend einzusetzen. Seine Bekanntschaft mit den illustren Häuptern seiner Zeit - Ludwig XV., Friedrich den Großen, oder Zarin Katharina II - sicherte ihm Brot und Ansehen und bildete die Grundlage für umfangreiche wissenschaftliche Studien. So erscheint uns der Mensch Casanova, dessen Name heute zum Synonym des klassischen Verführers geworden ist, plötzlich in ganz anderem Licht. Dieser reich bebilderte Band zeigt uns Casanova als erfolgreichen Autor, Wissenschaftler, Übersetzer, Romancier und als durch und durch liebenswerten "Schurken".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.1995

Ein Liebhaber, auch der Wissenschaften

Am 6. Juli 1767 bewarb sich Giacomo Casanova um eine Anstellung am kurpfälzischen Hof. Er sei weder Ingenieur noch Wasserbauer, schrieb er, wisse aber über Bergwerke, Salz- und Schwefelgewinnung, Stoffärbungsverfahren, die Kupfer-, Malachit- und Salpeterherstellung und nicht zuletzt über Schafzucht bestens Bescheid. Der Venezianer wurde abgewiesen, jedoch nicht, weil er in seinem Selbstlob übertrieben hätte. Studiert hatte er jedenfalls weder Medizin noch Mechanik oder eine andere naturwissenschaftliche Disziplin. Vielmehr führte sein Königsweg zur Wissenschaft, mit der sich gelegentlich lukrative Geschäfte einfädeln ließen, über die Amateurforschung - und die besagte im 18. Jahrhundert soviel wie Eklektizismus, Experimentierfreudigkeit und Erfindungsdrang. Sein größter Erfolg: die mit den Brüdern Ranieri und Giovanni Antonio de'Calzabigi 1758 in Paris gegründete Lotteriegesellschaft, gegen die eine von d'Alembert präsidierte Prüfungskommission keine Einwände vorzubringen hatte. Von den gelehrten Abhandlungen über die Wahrscheinlichkeitstheorie, die damals in ganz Europa kursierten, hat Casanova vermutlich keine gründlich studiert. Als praktischer Probabilist mit viel Spielerfahrung wußte er dagegen wohl, worauf es bei einem Lotterieunternehmen ankam, das von Königs Gnaden auch zur Sanierung der desolaten Staatsfinanzen zugelassen wurde. In Paris die Lotterie, in Polen die Modernisierung einer Vitriolmanufaktur, da ein fertiger Entwurf für den Ausbau der Binnenschiffahrtswege in Südfrankreich (siehe unser Bild), dort ein bißchen Chemie (mit einem Schuß Alchemie), mitunter ein Experiment zur Herstellung künstlicher Edelsteine (zur selben Zeit, als Lavoisier der analytische Nachweis gelang, daß Diamanten nichts anderes sind als Kohlenstoffkristalle), und immer wieder Lustgewinn, zu dessen Maximierung die Kenntnis von der Maschinerie menschlicher Körper behilflich sein konnte - dies und vieles mehr macht aus dem Signor Casanova einen paradigmatischen Fall, mit dem sich die Liebhaberwissenschaft der Aufklärungszeit anschaulich erschließen läßt. ALEXANDRE MÉTRAUX

Otto Krätz/Helga Merlin: "Casanova - Liebhaber der Wissenschaften". Callwey Verlag, München 1995. 184 S., 52 Farbu. 158 SW-Abb., Karte, geb., Subskr.-reis bis 11. 11. 1995 111,- DM, danach 128,- DM

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