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Carl Peters (1856-1918) ranked among Germany's most prominent imperialists in the Bismarckian and Wilhelmine periods. In the 1880s he emerged as a leader of the colonial movement and became known as the founder of Deutsch-Ostafrika, a region many Germans regarded as the pearl of their overseas possessions. In Nazi Germany he was revered as a precursor of Hitler and ascended retrospectively to new glory as a pioneer in the struggle for Lebensraum. This scholarly biography examines Peters's nationalist agenda and sheds light on his colonial expeditions into East Africa. It seeks to explain how…mehr

Produktbeschreibung
Carl Peters (1856-1918) ranked among Germany's most prominent imperialists in the Bismarckian and Wilhelmine periods. In the 1880s he emerged as a leader of the colonial movement and became known as the founder of Deutsch-Ostafrika, a region many Germans regarded as the pearl of their overseas possessions. In Nazi Germany he was revered as a precursor of Hitler and ascended retrospectively to new glory as a pioneer in the struggle for Lebensraum. This
scholarly biography examines Peters's nationalist agenda and sheds light on his colonial expeditions into East Africa. It seeks to explain how this young academic who had written about Schopenhauer and metaphysics eventually became a skilful agitator for a German world empire.
Autorenporträt
Arne Perras is an editor in the foreign division of Süddeutsche Zeitung. He covers politics and development in Subsahara Africa, South and South-East Asia.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.08.2005

Pathologischer Ehrgeiz
Carl Peters war eine Galionsfigur des Alldeutschen Verbands

Arne Perras: Carl Peters and German Imperialism 1856-1918. A Political Biography. Clarendon Press, Oxford 2004. 286 Seiten, 50,- £.

Oft werden sie in einem Atemzug genannt: Carl Peters und Adolf Hitler, aber während letzterer einer offiziellen damnatio memoriae verfallen ist, lebt ersterer in Tausenden von Internetseiten ganz ungeniert als heimlicher Held vieler Rechtsradikaler fort. Jedoch im "Afrikanischen Viertel" von Berlin-Wedding (ausgerechnet!) gibt es noch heute die "Petersallee".

Schlimmer: Was da ein junger Mann, von pathologischem Ehrgeiz getrieben, zustande brachte, dürfte es nach allen Regeln historischer Logik eigentlich gar nicht geben: "The establishment of Germany's empire in East Africa lay in the hands of a 28-year-old academic, who had neither entrepreneurial nor administrative experience." Am Ende war Deutsch-Ostafrika doppelt so groß wie das Deutsche Reich. Die Texte der "Verträge", die Carl Peters mit irgendwelchen des Lesens unkundigen Häuptlingen schloß, erinnern an naive Kinderspiele, aber sie waren todernst gemeint. "Haben Sie heute schon einen Neger geschossen?" - so machte sich Peters bei seinen Komplizen beliebt. Leider sind solche Sprüche keine Erfindung, Peters hat sie selbst überliefert. Und um ein Haar, so scheint es, wäre ihm gelungen, wovon die Imperialisten aller Couleur bis 1945 träumen sollten: die Eroberung eines zusammenhängenden "mittelafrikanischen Ergänzungsraumes" quer durch Afrika von Ost nach West.

Es tröstet nicht, daß Cecil Rhodes' Kap-Kairo-Idee nicht so viel besser war. Daß sich diese Visionen mitten im finstersten Afrika buchstäblich durchkreuzten und damit auch das deutsch-britische Verhältnis insgesamt, störte Peters und Konsorten nie. Das auch bei Großadmiral Alfred von Tirpitz oder Wilhelm II. zu beobachtende Phänomen einer Art Haßliebe zu England prägte auch das Leben von Peters. Immer wieder zog es ihn auf die Britischen Inseln. Zu einem vertieften Verständnis der Engländer aber trug dies nicht bei; weil jedermann jedoch genau dies annahm, konnte es zu verheerenden Mißdeutungen der britischen Außen- und Kolonialpolitik kommen - bei Peters wie bei Tirpitz und Wilhelm II.

Auf der Grundlage erschöpfender Recherchen in nicht weniger als 19 Archiven, darunter denen in Daressalam und Sansibar, zeichnet Perras das Bild eines Mannes und einer Zeit, die immer weniger zu verstehen sind, je genauer man sie zu kennen meint. Nicht nur "Neger" wurden "geschossen", sondern ganze Kulturen ausradiert - denn es war ja nichts als eine blanke Lüge, wenn diejenigen, die sich Ostafrika unter den Nagel zu reißen suchten, behaupteten, hier hausten nur primitive "Wilde", denen die Segnungen der Zivilisation und der christlichen Religion zu vermitteln eine humanitäre Tat sei.

Die eigentlich brisante Frage lautet: Wie wurde ein Peters überhaupt möglich? Weil es auch einen Max Weber gab und es schick war, nach dem Triumph der militärisch errungenen Einheit von deutscher Weltherrschaft zu schwadronieren? Warum konnte sich die schneidende und nur zu berechtigte Kritik des Sozialdemokraten August Bebel an den Machenschaften von Peters nicht durchsetzen? Welche Rolle spielte Otto von Bismarck?

Überzeugend weist Perras die abgestandenen Thesen zurück, die Hans-Ulrich Wehler 1969 in seiner Studie "Bismarck und der Imperialismus" veröffentlichte. Aber daß der Reichskanzler sich mit Peters und der "Deutsch-Ost-Afrika-Gesellschaft" (DOAG) schwertat, oft einen Zickzackkurs steuerte, Peters gelegentlich eher ermutigte, bevor er ihn dann wieder fallenließ, wird doch deutlich. "Meine Karte von Afrika liegt in Europa. Hier liegt Rußland, und hier liegt Frankreich, und wir sind in der Mitte; das ist meine Karte von Afrika" - Bismarcks schönes Bild war doch schief, und auch der Reichsgründer schielte eher heimlich immer wieder nach Afrika - wohl wissend, daß dort ökonomisch nichts zu holen, politisch aber viel zu verspielen war.

Dem Geist der Zeit nicht ganz und gar abhold, hat Bismarck im Gegensatz zu Peters die Maßstäbe des Möglichen nie aus den Augen verloren, gerade deswegen bemühte er sich, die ständig größer werdende Klientel von Carl Peters mit Zuckerbrot und Peitsche in Schach zu halten. Erst Bismarcks Nachfolger Leo von Caprivi machte durch den Helgoland-Sansibar-Vertrag (1890) dem ganzen verführerischen Afrikaspuk ein halbwegs vernünftiges Ende.

Wie groß aber war der innenpolitische Einfluß von Carl Peters? Nach der Rückkehr von seiner selbstherrlich inszenierten, einer gewissen Lächerlichkeit nicht entbehrenden "Emin Pascha"-Expedition wurde er mit Ehren und Orden überhäuft, und der "Alldeutsche Verband", aus dem Protest gegen den Helgoland-Sansibar-Vertrag hervorgegangen, verstand es, Carl Peters als eine Art Galionsfigur für sich und seine imperialistischen Zwecke zu instrumentalisieren. Die Alldeutschen entfalteten eine verhängnisvolle Propaganda, aber völlig richtig verweist Perras die These, hier ließe sich bereits die Wurzel jener rechtsradikalen Fundamentalopposition erkennen, die dann am Ende, also 1933, über das tradierte politische System siegen sollte, ins Reich der Fabel.

Das deutsche Kaiserreich war in seinen Verfassungsstrukturen so gefestigt, daß es die Alldeutschen "verkraften" konnte, und weil Peters kein pointierter Antisemit war, wurde er auch kein Hitler. Gewiß zählte dieser Abenteurer zu den verhängnisvollen Figuren einer aus den Fugen geratenden Epoche, aber sieht man genauer hin, wird am Ende klar: Persönlichkeiten vom politischen und psychischen Zuschnitt von Peters gab es viele, nicht nur in Deutschland. Daß dieser Psychopath die Welt ein Stückchen bewegen konnte, verdankte er seinem ungewöhnlichen Ehrgeiz, seinem Charisma und vor allem seinem unverschämten Glück - denn daß er bei seinen völlig unzureichend vorbereiteten und ausgestatteten Expeditionen in die äquatoriale afrikanische Wildnis nicht umkam wie Dutzende andere, war purer Zufall und sonst nichts.

MICHAEL SALEWSKI

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Perras impressively explicates the central narrative of the immediate career. Geoff Eley, The English Historical Review