Jacqueline Kelly
Gebundenes Buch
Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Weitere Ausgaben:
Calpurnia ist zwölf, als sie begreift, dass ihr vorgezeichneter Lebensweg, nicht ihren Vorstellungen entspricht. Wie die anderen Mädchen soll auch sie Kochen, Stricken und Klavierspielen lernen, damit sie bald heiraten und eine Familie gründen kann. Doch Cal streift viel lieber durch die Natur, beobachtet Pflanzen und Tiere und macht sich Notizen über ihre Entdeckungen. Der Einzige, der sie versteht, ist ihr Großvater, ein eigenwilliger Forscher und Tüftler. Er schenkt ihr Bücher und öffnet ihr die Augen für den technischen Fortschritt und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse des ...
Calpurnia ist zwölf, als sie begreift, dass ihr vorgezeichneter Lebensweg, nicht ihren Vorstellungen entspricht. Wie die anderen Mädchen soll auch sie Kochen, Stricken und Klavierspielen lernen, damit sie bald heiraten und eine Familie gründen kann. Doch Cal streift viel lieber durch die Natur, beobachtet Pflanzen und Tiere und macht sich Notizen über ihre Entdeckungen. Der Einzige, der sie versteht, ist ihr Großvater, ein eigenwilliger Forscher und Tüftler. Er schenkt ihr Bücher und öffnet ihr die Augen für den technischen Fortschritt und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse des anbrechenden 20. Jahrhunderts. So erobert sich Cal ihren Weg in eine selbstbestimmte Zukunft.
Kelly, Jacqueline§Jacqueline Kelly arbeitete als Ärztin und Rechtsanwältin, bevor 2012 ihr erfolgreiches Debüt Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen erschien. 2015 folgte Calpurnias faszinierende Forschungen. 2018 startete ihre neue Reihe Calpurnias Tierstation mit dem Band Ein neues Lämmchen gefolgt von Ein Zuhause für das Stinktier.
Produktdetails
- Calpurnia .1
- Verlag: Hanser
- Originaltitel: The Evolution of Calpurnia Tate
- 6. Aufl.
- Seitenzahl: 336
- Altersempfehlung: ab 12 Jahren
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2013
- Deutsch
- Abmessung: 214mm x 146mm x 26mm
- Gewicht: 542g
- ISBN-13: 9783446241657
- ISBN-10: 3446241655
- Artikelnr.: 36891160
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Heuschrecke, steh mir bei!
Jacqueline Kellys erfrischende Entdeckerin Calpurnia
Es geschieht nicht oft, dass man zu einem Jugendbuch greift und sich sofort festliest, noch dazu, wenn das erste Kapitel hochtrabend "Die Entstehung der Arten" überschrieben ist und mit einem sperrigen Zitat von Charles Darwin beginnt. Aber dann ist man auch schon mittendrin in der Hitze des texanischen Sommers im Jahr 1899, wo die Arbeiter in der glühenden Sonne auf den Plantagen Baumwolle und Pekannussbäume pflanzen, während feine Damen wochentags ihre Korsettstangen lockern und auf Haarteile verzichten, um die Schwüle besser auszuhalten.
Der Hitzkopf, von dem der Roman "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" handelt, muss
Jacqueline Kellys erfrischende Entdeckerin Calpurnia
Es geschieht nicht oft, dass man zu einem Jugendbuch greift und sich sofort festliest, noch dazu, wenn das erste Kapitel hochtrabend "Die Entstehung der Arten" überschrieben ist und mit einem sperrigen Zitat von Charles Darwin beginnt. Aber dann ist man auch schon mittendrin in der Hitze des texanischen Sommers im Jahr 1899, wo die Arbeiter in der glühenden Sonne auf den Plantagen Baumwolle und Pekannussbäume pflanzen, während feine Damen wochentags ihre Korsettstangen lockern und auf Haarteile verzichten, um die Schwüle besser auszuhalten.
Der Hitzkopf, von dem der Roman "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" handelt, muss
Mehr anzeigen
mit ihren fast zwölf Jahren zwar noch keine Schnürkleider tragen, doch ihr sehnlicher Wunsch, sich die langen, schweren Haare kürzen zu lassen, wird von der Mutter energisch abgeschmettert. Also beschließt Calpurnia Virginia Tate, genannt Callie Vee, sich ihre Mähne heimlich immer nur ein Stückchen abzuschneiden, damit es keiner merkt. "Ganze vier Wochen und vier Zollbreit abgeschnittener Haare später sah Viola, unsere Köchin, mich eines Morgens sehr scharf an. Doch gesagt hat sie nichts."
Diese Episode ist typisch für den Wildfang Calpurnia und die Geschichte ihrer Emanzipation, wie Jacqueline Kelly sie hier so einnehmend lebensnah und anschaulich erzählt. Denn Callie muss sich nicht nur als einziges Mädchen unter sechs Brüdern behaupten, sondern vor allem ihrer Mutter schonend beibringen, dass sie andere Lebensträume hegt als den, als Debütantin von Ball zu Ball gereicht zu werden und danach alsbald einen standesgemäßen Heiratsantrag anzunehmen. Denn das ist Calpurnias eigentliche revolutionäre Entdeckung: dass sie anders ist als die meisten Mädchen ihres Alters und dass sie Interessen und Leidenschaften hegt, die in ihrer Zeit und Umgebung nicht als weibliches Hobby wie Handarbeit oder Musizieren anerkannt sind.
Für diesen Entwicklungsschub sind zunächst die Insekten verantwortlich. Während die Hitze die Regenwürmer vertreibt - außer wenn Callie sie mit Wasser anlockt -, vermehren sich Glühwürmchen und Grashüpfer rasant. Unter den Heuschrecken sind solche, die Callie nie zuvor gesehen hat, "große, leuchtend gelbe, schwerfällige Tiere", die aber im trockenen Gras für die Vögel kaum auszumachen sind und so bessere Überlebenschancen haben. Nachdem sie in der Leihbibliothek mit ihrer schüchternen Frage nach Darwins "Entstehung der Arten" brüsk abgewimmelt wird ("So etwas würde ich in meiner Bibliothek nicht dulden"), findet Callie in ihrem wortkargen, exzentrischen Großpapa einen unvermuteten Verbündeten, ja Mentor bei ihren naturwissenschaftlichen Forschungen. Der sonst wie ein Eremit in seiner Bibliothek lebende Tüftler leiht ihr nicht nur Darwins Buch, sondern geht mit ihr auf Entdeckungstouren - und ist seinerseits entzückt über die unangepasste Enkelin, die sich anschickt, in seine Fußstapfen zu treten.
Seinen großen Charme verdankt der Roman der Fähigkeit der Autorin, ihre Tomboy-Heldin gleichsam aus der Unordnung des Lebens zu erschaffen, anstatt programmatisch pädagogisch wertvolle Stichworte lediglich brav abzuschreiten, wie es im Jugendbuch oft geschieht. "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" erzählt von einem Mädchen, das seinen eigenen wissbegierigen Kopf hat, das studieren möchte und dadurch die Konventionen und Erwartungen sprengt - aber sie tut dies nicht ohne Scheu, Zweifel und Gewissensbisse, vor allem ihrer Mutter gegenüber. Denn Callie spürt, dass ihre eigenen Hoffnungen und Träume wie eine Kritik an den Lebensentscheidungen ihrer Mutter wirken müssen. Und da Callie draußen nicht nur Flora und Fauna, sondern ebenso den Farmarbeitern begegnet, während drinnen ihr ältester Bruder seine ersten Flirts auf deren gesellschaftliche Tauglichkeit prüfen lassen muss, entsteht darüber hinaus ein plastisches Bild der Epoche.
Jacqueline Kelly, die in Neuseeland geboren wurde, in den Regenwäldern von Vancouver aufwuchs, dann in die texanische Wüste von El Paso zog, war Juristin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, und hat zunächst vor allem Erzählungen publiziert. Das merkt man ihrem Roman im besten Sinne an. Er webt aus kleinen Begebenheiten und Beobachtungen ein dichtes atmosphärisches Netz, das Calpurnia einhüllt wie ein Kokon, aus dem sie am Ende als glücklicher Schmetterling aufsteigt.
FELICITAS VON LOVENBERG
Jacqueline Kelly: "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen".
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2013. 335 S., geb., 16,90 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Diese Episode ist typisch für den Wildfang Calpurnia und die Geschichte ihrer Emanzipation, wie Jacqueline Kelly sie hier so einnehmend lebensnah und anschaulich erzählt. Denn Callie muss sich nicht nur als einziges Mädchen unter sechs Brüdern behaupten, sondern vor allem ihrer Mutter schonend beibringen, dass sie andere Lebensträume hegt als den, als Debütantin von Ball zu Ball gereicht zu werden und danach alsbald einen standesgemäßen Heiratsantrag anzunehmen. Denn das ist Calpurnias eigentliche revolutionäre Entdeckung: dass sie anders ist als die meisten Mädchen ihres Alters und dass sie Interessen und Leidenschaften hegt, die in ihrer Zeit und Umgebung nicht als weibliches Hobby wie Handarbeit oder Musizieren anerkannt sind.
Für diesen Entwicklungsschub sind zunächst die Insekten verantwortlich. Während die Hitze die Regenwürmer vertreibt - außer wenn Callie sie mit Wasser anlockt -, vermehren sich Glühwürmchen und Grashüpfer rasant. Unter den Heuschrecken sind solche, die Callie nie zuvor gesehen hat, "große, leuchtend gelbe, schwerfällige Tiere", die aber im trockenen Gras für die Vögel kaum auszumachen sind und so bessere Überlebenschancen haben. Nachdem sie in der Leihbibliothek mit ihrer schüchternen Frage nach Darwins "Entstehung der Arten" brüsk abgewimmelt wird ("So etwas würde ich in meiner Bibliothek nicht dulden"), findet Callie in ihrem wortkargen, exzentrischen Großpapa einen unvermuteten Verbündeten, ja Mentor bei ihren naturwissenschaftlichen Forschungen. Der sonst wie ein Eremit in seiner Bibliothek lebende Tüftler leiht ihr nicht nur Darwins Buch, sondern geht mit ihr auf Entdeckungstouren - und ist seinerseits entzückt über die unangepasste Enkelin, die sich anschickt, in seine Fußstapfen zu treten.
Seinen großen Charme verdankt der Roman der Fähigkeit der Autorin, ihre Tomboy-Heldin gleichsam aus der Unordnung des Lebens zu erschaffen, anstatt programmatisch pädagogisch wertvolle Stichworte lediglich brav abzuschreiten, wie es im Jugendbuch oft geschieht. "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" erzählt von einem Mädchen, das seinen eigenen wissbegierigen Kopf hat, das studieren möchte und dadurch die Konventionen und Erwartungen sprengt - aber sie tut dies nicht ohne Scheu, Zweifel und Gewissensbisse, vor allem ihrer Mutter gegenüber. Denn Callie spürt, dass ihre eigenen Hoffnungen und Träume wie eine Kritik an den Lebensentscheidungen ihrer Mutter wirken müssen. Und da Callie draußen nicht nur Flora und Fauna, sondern ebenso den Farmarbeitern begegnet, während drinnen ihr ältester Bruder seine ersten Flirts auf deren gesellschaftliche Tauglichkeit prüfen lassen muss, entsteht darüber hinaus ein plastisches Bild der Epoche.
Jacqueline Kelly, die in Neuseeland geboren wurde, in den Regenwäldern von Vancouver aufwuchs, dann in die texanische Wüste von El Paso zog, war Juristin, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, und hat zunächst vor allem Erzählungen publiziert. Das merkt man ihrem Roman im besten Sinne an. Er webt aus kleinen Begebenheiten und Beobachtungen ein dichtes atmosphärisches Netz, das Calpurnia einhüllt wie ein Kokon, aus dem sie am Ende als glücklicher Schmetterling aufsteigt.
FELICITAS VON LOVENBERG
Jacqueline Kelly: "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen".
Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. Carl Hanser Verlag, München 2013. 335 S., geb., 16,90 [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Felicitas von Lovenberg möchte Jacqueline Kellys wunderbares Jugendbuch "Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen" am liebsten gar nicht mehr aus den Händen legen. So hingerissen ist die Kritikerin von der Geschichte um die kleine unangepasste, auf einem Gutshof zwischen Baumwoll-Plantagen aufgewachsene Callie Vee gerufene Heldin, die sich in der Hitze des texanischen Sommers im Jahr 1899 behutsam von ihrer Mutter zu emanzipieren beginnt. Und so verbringt sie ihre Zeit nicht auf Debütantinnen-Bällen oder mit dem Musizieren, sondern gibt sich mit ihrem stillen und exzentrischen Großvater der gemeinsamen Leidenschaft für Insekten hin. Ein herausragender, nie "pädagogischer", sondern lebensnaher Roman, in dem es der Autorin nicht nur gelingt, ihre feinen Beobachtungen zu einem "atmosphärisch dichten Netz" zu verweben, sondern auch ein "plastisches" Bild der Epoche zu entwerfen, lobt die begeisterte Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Callie erzählt ihre Geschichte - und Birgitt Kollmann hat sie wunderschön übersetzt - so witzig, klug und unterhaltsam, dass dieses Mädchen aus der Vergangenheit mit ihrem Mut und ihrem Wissensdurst auch für heutige Jugendliche eine Identifikationsfigur sein kann." Hilde Elisabeth Menzel, Süddeutsche Online, 28.05.15
"Ein zugleich einfühlsamer wie spannendender Jugendroman, den Birgitt Kollmnn sensibel ins Deutsche übersetzt hat. Calpurnia selbst erzählt: frei von der Leber weg, mal zart, mal begeistert, dann wieder nachdenklich und voller Ernst. In ihren altmodischen Kleidern möchte man heute nicht mehr stecken. Aber sie kennen zu lernen, ist eine große und den Horizont erweiternde Bereicherung!" Sylvia Schwab, Deutschlandradio
"Ein zugleich einfühlsamer wie spannendender Jugendroman, den Birgitt Kollmnn sensibel ins Deutsche übersetzt hat. Calpurnia selbst erzählt: frei von der Leber weg, mal zart, mal begeistert, dann wieder nachdenklich und voller Ernst. In ihren altmodischen Kleidern möchte man heute nicht mehr stecken. Aber sie kennen zu lernen, ist eine große und den Horizont erweiternde Bereicherung!" Sylvia Schwab, Deutschlandradio
Mehr anzeigen
Kultur, 29.05.13
"Die Geschichte wird sehr warmherzig und lustig erzählt. Die Heldin macht jedem Mut, seinen Träumen unbeirrt zu folgen." Stefanie Ericke-Keidtel, Dein Spiegel, 07/13
"Ein Mädchenbuch, das das Genre auf den (klugen) Kopf stellt: ein Buch für Mädchen, weil es die Farben Grün und Grau kennt, Träume ernst nimmt, unvorhersehbar und geistreich ist. ... So ist dieses Debüt genau, wovon es handelt: eine kleine (r)evolutionäre Entdeckung. Christine Knödler, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 30.06.13
"Der Autorin ist etwas ganz Fabelhaftes gelungen: ein Mädchenbuch ganz ohne Kitsch; klug, witzig und warmherzig erzählt ... Die naturwissenschaftlichen Inhalte sind fundiert und spannend verpackt - eine Pflichtlektüre für den weiblichen Forschernachwuchs." Magdalena Hamm, Die Zeit, 05.09.13
"Der Roman webt aus kleinen Begebenheiten und Beobachtungen ein dichtes atmosphärisches Netz, das Calpurnia einhüllt wie ein Kokon, aus dem sie am Ende als glücklicher Schmetterling aufsteigt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.13
"Die Geschichte wird sehr warmherzig und lustig erzählt. Die Heldin macht jedem Mut, seinen Träumen unbeirrt zu folgen." Stefanie Ericke-Keidtel, Dein Spiegel, 07/13
"Ein Mädchenbuch, das das Genre auf den (klugen) Kopf stellt: ein Buch für Mädchen, weil es die Farben Grün und Grau kennt, Träume ernst nimmt, unvorhersehbar und geistreich ist. ... So ist dieses Debüt genau, wovon es handelt: eine kleine (r)evolutionäre Entdeckung. Christine Knödler, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 30.06.13
"Der Autorin ist etwas ganz Fabelhaftes gelungen: ein Mädchenbuch ganz ohne Kitsch; klug, witzig und warmherzig erzählt ... Die naturwissenschaftlichen Inhalte sind fundiert und spannend verpackt - eine Pflichtlektüre für den weiblichen Forschernachwuchs." Magdalena Hamm, Die Zeit, 05.09.13
"Der Roman webt aus kleinen Begebenheiten und Beobachtungen ein dichtes atmosphärisches Netz, das Calpurnia einhüllt wie ein Kokon, aus dem sie am Ende als glücklicher Schmetterling aufsteigt." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.07.13
Schließen
Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes, denn es erzählt von einer Zeit und einem Ort, über die es bei uns nicht viele Bücher gibt. Agnes Sonntag Spiegel Online 20200725
Ein heißer texanischer Sommer im Jahr 1899. Calpurnia ist elf Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihren Eltern, den sechs Brüdern und dem Großvater auf einem recht großen Anwesen, welches von zahlreichen Pekannussbäumen und einer stattlichen Baumwollplantage umgeben ist. Die …
Mehr
Ein heißer texanischer Sommer im Jahr 1899. Calpurnia ist elf Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihren Eltern, den sechs Brüdern und dem Großvater auf einem recht großen Anwesen, welches von zahlreichen Pekannussbäumen und einer stattlichen Baumwollplantage umgeben ist. Die Familie genießt in der Gegend ein recht hohes Ansehen und daher wird von den Kindern auch ein entsprechendes Verhalten verlangt und sie erhalten eine passende Schulbildung. Dass zur damaligen Zeit die Schulbildung der Mädchen auf viele handwerkliche Tätigkeiten bezogen ist, gefällt Calpurnia gar nicht. Einerseits liegt es daran, dass sie recht ungeschickt ist und keinen richtigen Sinn in dem Erlernen der diversen „Frauentätigkeiten“ erkennt. Schließlich gibt es genügend Menschen, die das Kochen, Putzen oder Stricken beruflich ausüben. Andererseits schlummert in ihr auch eine große Entdeckerin, die die Natur liebt und die Zusammenhänge verstehen möchte.
Allerdings findet sich in der Familie kein Vertrauter, der ihre Sehnsucht nach Freiheit und ihren Drang nach naturwissenschaftlicher Bildung nachvollziehen kann. Calpurnia würde dies auch nicht so ausdrücken. Für sie ist es mehr ein Gefühl, dass sie nicht in die für sie vorgesehene Rolle passt und dass da draußen doch noch mehr sein muss. Das Schwanken zwischen Alltagsleben und einem diffusen Verlangen erfährt eine Änderung als Calpurnia sich mit einer Frage an ihren Großvater wendet und dieser seine Enkelin zum Nachforschen anregt. Da er selbst einmal in einem Gespräch mit dem Pfarrer über ein Werk von Charles Darwin gesprochen hat und der erwähnte Inhalt etwas mit Calpurnias ersten Forschungsfragen zu tun haben könnte, nutzt sie einen Ausflug in die Stadt, um an das Buch zu gelangen. Allerdings hatte sie nicht mit der Empörung gerechnet, die ihr aus dem gesamten Leib der Bibliothekarin entgegen springt.
Diese Haltung ist für das Mädchen überhaupt nicht nachvollziehbar, da sie von den Debatten in der Gesellschaft keine Ahnung hat. Wütend berichtet sie ihrem Opa von der Erfahrung. Dieser lässt sie in sein größtes Heiligtum und zeigt ihr in der Bibliothek seine eigene Ausgabe des Buches. Damit ist die Forschungsgemeinschaft endgültig besiegelt und die beiden verbringen jede freie Minute miteinander. Sie erkunden die Natur, führen Experimente durch und philosophieren zusammen. Dadurch eröffnet sich für Calpurnia eine völlig neue Welt und sie scheint nun ein Ziel zu haben: Das Studium an einer Universität.
Jacqueline Kelly schafft es ohne anklagenden Worte die Zerrissenheit des Mädchens an der Jahrhundertwende darzustellen. Sie gleicht die kindliche Leichtigkeit mit der harten Realität ab, zeigt aber gleichzeitig Wege auf, die es Calpurnia ermöglichen könnten glücklich zu werden. Dabei versucht das Mädchen sich anzupassen, wird aber immer wieder von ihrer Neugier überwältigt. Sie möchte den Wünschen der Eltern gerecht werden und gleichzeitig ihre eigenen Ziele verfolgen. Der Großvater gibt nur immer wieder Anstöße, die sie zum Weiterdenken animieren und dazu führen, dass sie bestimmte gesellschaftliche Aspekte infrage stellt, aber auch eigene Interpretationen und Ideen formuliert. Dies verpackt die Autorin in eine sehr humorvolle und wunderbar ansprechende Sprache, die einfach Lesefreude bereitet. Die Satzkonstruktionen sind sehr angenehm in Bezug auf Länge und Verschachtelungen. Die Wortwahl passt zum Thema, der damaligen Zeit und ist für eine breite Zielgruppe angemessen. Jugendliche Leser, die Interesse an Naturwissenschaften und der damaligen Lebenswelt haben werden nicht überfordert, erwachsene Leser werden aber gleichzeitig auch nicht gelangweilt.
Somit enthält die Geschichte alles, was ein wirklich schönes Buch ausmacht und daher kann ich dieses Werk uneingeschränkt empfehlen. Es ist einfach wundervoll.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für