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Zu den erstaunlichsten Phänomenen des deutschen Theaters in den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts gehört der Siegeszug der Bühnenschwänke. Inspiriert z.T. durch französische Vorbilder (Georges Feydeau), schrieben Autoren wie Franz und Paul von Schönthan, Franz Arnold und Ernst Bach lustspielartige Texte, die die geheimen Lüste eines nach außen wohlanständigen Bürgertums aufs Korn nahmen und mit vielerlei Arten von Komik durchexerzierten, welche Komplikationen sich entwickeln, wenn etwa biedere Ehemänner Abenteuer außerhalb der moralischen Konvention suchen. Der…mehr

Produktbeschreibung
Zu den erstaunlichsten Phänomenen des deutschen Theaters in den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts gehört der Siegeszug der Bühnenschwänke. Inspiriert z.T. durch französische Vorbilder (Georges Feydeau), schrieben Autoren wie Franz und Paul von Schönthan, Franz Arnold und Ernst Bach lustspielartige Texte, die die geheimen Lüste eines nach außen wohlanständigen Bürgertums aufs Korn nahmen und mit vielerlei Arten von Komik durchexerzierten, welche Komplikationen sich entwickeln, wenn etwa biedere Ehemänner Abenteuer außerhalb der moralischen Konvention suchen. Der Erfolg des Genres, in dem man unter anderem auch das unterhaltungsliterarische Pendant zu Dramen eines Carl Sternheim sehen kann, läßt sich kaum hoch genug einschätzen: Zu Hunderten überfluteten damals Stücke dieser Art die Theater, später nahm sich der Film ihrer an, und noch heute sind sie auf den Boulevardbühnen und im Fernsehen - hier vorzugsweise zur Silvesterzeit - in hohem Maße präsent.

Der Sammelband stellt erstmals drei der bekanntesten Bühnenschwänke zusammen:
'Der Raub der Sabinerinnen' von den Schönthans (ein Gymnasialdirektor läßt heimlich ein vor Jahrzehnten geschriebenes Theaterstück durch eine Wanderbühne aufführen und muß um Reputation und Familienfrieden bangen, sofern seine Autorschaft entdeckt wird), 'Pension Schöller' von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby (ein unterhaltungssüchtiger Herr aus der Provinz studiert die Mysterien der Großstadt, indem er die Bewohner einer Pension beharrlich für Patienten eines Irrenhauses hält) und 'Die spanische Fliege' von Arnold und Bach (ein angesehener Bürger wird nach Jahrzehnten von den vermeintlichen Folgen eines Seitensprungs heimgesucht). Ein Vorwort des Herausgebers sowie eine umfangreicher Essay von Volker Klotz, der die inhaltlichen und formalen Merkmale der Gattung analysiert, bieten zusätzliche Erläuterungen. Das Ganze gewährt ein beträchtliches Lesevergnügen, vermittelt aber auch Einblicke in die literarisch-kulturellen und ideologischen Zusammenhänge einer uns durchaus noch nicht gänzlich entrückten Epoche.
Autorenporträt
Helmut Schmiedt, geb. 1950, lehrt als Professor für Germanistik an der Universität Koblenz-Landau und ist stellvertretender Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft. Leben und Werk Karl Mays bilden seit vielen Jahren einen seiner Forschungsschwerpunkte.