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1936 schreibt der Regisseur Josef von Sternberg an Marlene Dietrich: "Ich danke dir fuer deine suesse kabel - ich habe versucht dich von tokyo aus telefonisch zu erreichen aber mir wurde gesagt dass du dich irgendwo in oesterreich erholst" - ein Briefanfang, aus dem bei allem Charme doch auch die Konkurrenz spricht, der das Medium Brief im Zeitalter von Telefon und Telegramm, später auch Fax und E-Mail ausgesetzt ist. Welche Bedeutung kommt dem Brief heute noch zu? Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung ist dieser Frage in einer Serie von gut fünfzig bislang unveröffentlichten (oder entlegen…mehr

Produktbeschreibung
1936 schreibt der Regisseur Josef von Sternberg an Marlene Dietrich: "Ich danke dir fuer deine suesse kabel - ich habe versucht dich von tokyo aus telefonisch zu erreichen aber mir wurde gesagt dass du dich irgendwo in oesterreich erholst" - ein Briefanfang, aus dem bei allem Charme doch auch die Konkurrenz spricht, der das Medium Brief im Zeitalter von Telefon und Telegramm, später auch Fax und E-Mail ausgesetzt ist.
Welche Bedeutung kommt dem Brief heute noch zu? Das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung ist dieser Frage in einer Serie von gut fünfzig bislang unveröffentlichten (oder entlegen publizierten) Briefen nachgegangen - Momentaufnahmen des letzten Jahrhunderts. Damit setzt die Auswahl für das 20. Jahrhundert fort, was Walter Benjamin mit seiner Briefanthologie Deutsche Menschen (1931/32) für das 19. unternommen hat: die Signatur einer Epoche aus ihrer Korrespondenz kenntlich zu machen.
Die Briefe aus dem 20. Jahrhundert versammeln deutschsprachige Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler - von Kafka bis Uwe Johnson und Max Frisch, von Carl Schmitt bis Adorno und Hannah Arendt, von Freud bis Albert Einstein und Konrad Zuse. Zu den Kommentatoren gehören Peter von Matt, Hanns Zischler, Roger Willemsen und Gerhard Neumann. Einige der Briefe werden im handschriftlichen Original präsentiert.

Autorenporträt
Ulrich Raulff, geboren 1950, studierte Philosophie und Geschichte. Er ist als Redakteur und Übersetzer, vor allem aus dem Französischen, tätig. Seit 2004 ist er Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.05.2005

Wie ein Roman
Von SZ-Autoren: Das 20. Jahrhundert in Briefen
Im Jahr 2003 gab es im Feuilleton dieser Zeitung die Serie „Briefe aus dem 20. Jahrhundert” zu lesen; immer samstags wurde ein bis dahin unveröffentlichter Brief eines Schriftstellers, Künstlers oder Wissenschaftlers abgedruckt und kommentiert. Jetzt ist diese Reihe im Suhrkamp Verlag als Buch herausgekommen, und in der chronologisch geordneten Zusammenfassung erscheinen die Dokumente noch einmal in einem anderen Blickwinkel. Kontinuitäten und Brüche, die der Einzelveröffentlichung entgehen mussten, werden in der durchgängigen Lektüre offenbar: Wie im Jahr 1933 Korrespondenzen zwischen Deutschen gleichermaßen von Flucht und Exil geprägt sein können wie von kontemplativen Heraklit-Lektüren; wie 1945 Erich von Kahler von seiner Sehnsucht schreibt, zusammen mit Albert Einstein den ersten Atombombenabwurf mitzuverfolgen, während Konrad Zuse seinen Z4-Computer quer durch Deutschland schmuggelt; oder wie Heiner Müller 1968 Honecker bittet, seine inhaftierte Freundin freizulassen, und im anderen Teil der Stadt Bernward Vesper Gefängnispost an Gudrun Ensslin sendet. Man kann diesen Briefband wie einen Roman des 20. Jahrhunderts lesen, in 54 Kapiteln.
SZ
ANDREAS BERNARD, ULRICH RAULFF (Hrsg.): Briefe aus dem 20. Jahrhundert. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2005. 348 Seiten, 22,80 Euro.
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