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Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund wird der Vorschlag einer allgemeinen Dienstpflicht in Politik und Gesellschaft intensiv und kontrovers diskutiert. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hält eine solche Dienstpflicht für eine gute Idee. Zwar würde sie Gesetzesänderungen erfordern, Geld kosten und weder auf die aktuellen Probleme der Sozialwirtschaft noch der Bundeswehr eine Antwort geben. Aber eine allgemeine Dienstpflicht könnte vielen jungen Menschen wertvolle Bildungserfahrungen ermöglichen und über die Einübung bürgerschaftlichen Engagements…mehr

Produktbeschreibung
Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund wird der Vorschlag einer allgemeinen Dienstpflicht in Politik und Gesellschaft intensiv und kontrovers diskutiert. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hält eine solche Dienstpflicht für eine gute Idee. Zwar würde sie Gesetzesänderungen erfordern, Geld kosten und weder auf die aktuellen Probleme der Sozialwirtschaft noch der Bundeswehr eine Antwort geben. Aber eine allgemeine Dienstpflicht könnte vielen jungen Menschen wertvolle Bildungserfahrungen ermöglichen und über die Einübung bürgerschaftlichen Engagements sowie eines solidarischen Miteinanders in Vielfalt langfristig zu einem Band werden, das unsere Gesellschaft zusammenhält und diese durch verschiedene erwünschte Nebeneffekte (bei klug gesetzten Anreizen in den Rahmenbedingungen) zugleich krisenfester macht.
Autorenporträt
Alexander Dietz, Dr. theol., Jahrgang 1976, studierte Evangelische Theologie, Philosophie und BWL. Nach elf Jahren Berufstätigkeit im Bereich der Diakonie ist er seit 2015 Professor für Systematische Theologie und Diakoniewissenschaft an der Hochschule Hannover. U. a. erhielt er den Wichernpreis und den Templeton-Award.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Eva Schäfer erfährt aus dem Buch der Theologen Alexander Dietz und Hartwig von Schubert eine Menge über die juristischen, pädagogischen und theologischen Implikationen einer allgemeinen Dienstpflicht. Letztere diskutieren die Autoren laut Schäfer überblicksartig und mit spannenden Ideen, jedoch etwas zu sehr aus der eigenen (zustimmenden) Haltung heraus und ohne dass der Leserin die Wege der Meinungsbildung immer nachvollziehbar erscheinen. Auch wird im Buch nicht hinterfragt, inwiefern es problematisch sein könnte, einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, und zwar der, die sich mit den Folgen des Klimawandels wird auseinandersetzen müssen, obligatorische Aufgaben für die Gesellschaft zu übertragen, kritisiert Schäfer.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2024

"Wertvolle Bildungserfahrungen"

Freiwillig oder doch besser als gesellschaftliche Pflicht? Die Debatte über einen Dienst an der Allgemeinheit.

Zwei Theologen wollen ihren Beitrag zu einer Debatte leisten, die im vergangenen Jahr durch Frank-Walter Steinmeier auf die Agenda gesetzt worden war. In einem Interview hatte sich der Bundespräsident für einen verpflichtenden Dienst junger Menschen ausgesprochen. Seit dem Aussetzen der Wehrpflicht - und damit auch des Zivildienstes - im Jahr 2011 wurde das Thema bislang vorrangig durch CDU-Politiker besetzt, verschwand jedoch meist schnell wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Auch der Vorstoß des Bundespräsidenten fand keinen dauerhaften Widerhall. Die Ampelkoalition griff den Vorschlag nicht auf; die Wohlfahrtsverbände sprachen sich gar dagegen aus - aus ihrer Sicht sollte ein entsprechendes Engagement freiwillig geschehen. Dabei war der Zeitpunkt gut gewählt: Der im Februar 2022 von Russland vom Zaun gebrochene Krieg gegen die Ukraine hatte Deutschland gerade eindrücklich klargemacht, dass die Bundeswehr künftig eine andere Rolle wird übernehmen müssen als in den vergangenen 30 Jahren. Über die allgemeine Dienstpflicht könnten junge Menschen in administrativen Funktionen auch mit der Bundeswehr in Berührung kommen beziehungsweise würde ihre Einführung sicherlich die Frage befeuern, ob eine Option der Dienstpflicht die des früheren Wehrdienstes sein könnte. Hinzu kommen die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft und ein sich zuspitzender Personalmangel, der sich unter anderem in der chronisch unterbesetzten Pflege, der Flüchtlingshilfe oder dem Naturschutz bemerkbar macht. Nicht nur diese beiden Phänomene können eine Dienstpflicht heute wieder als gute Idee erscheinen lassen.

Die Autoren jedoch machen an mehreren Stellen ihres gut 200 Seiten starken Buches klar, dass es nicht das Ziel einer allgemeinen Dienstpflicht sein darf, günstige Arbeitskräfte zu rekrutieren. In fünf Kapiteln, von denen sie nur das letzte, bilanzierende gemeinsam verfasst haben, die sich aber trotzdem wie aus einem Guss lesen, betrachten sie ihre einführende Frage unter unterschiedlichen Aspekten wie der juristischen Perspektive, der pädagogischen und natürlich auch der theologischen. Sie plädieren dafür, sich vom klassischen Vorbild "Wehrpflicht inklusive Zivildienst" zu lösen und zunächst nach der beabsichtigten Funktion und erst dann nach der Form einer allgemeinen Dienstpflicht zu fragen. Diese Funktion könnte ihrer Ansicht nach darin liegen, "vielen jungen Menschen wertvolle Bildungserfahrungen zu ermöglichen", die sich über die "Einübung bürgerschaftlichen Engagements sowie eines solidarischen Miteinanders in Vielfalt" langfristig zu einem Band entwickele, das die Gesellschaft zusammenhält. Die Gruppe, die sie in den Blick nehmen, sind "junge Männer und Frauen zwischen 16 und 26 Jahren mit und ohne deutsche Staatsbürgerschaft". Zwölf Monate lang sollten sie - pädagogisch intensiv begleitet - "an einer möglichst vielfältigen Auswahl von Einsatzorten" aktiv werden.

Auch wenn sie die Vielfalt der Einsatzorte betonen, beschäftigen sich die Autoren vorrangig mit dem Nutzen, den die Verwendung von Dienstleistenden im Zivil- und Katastrophenschutz haben könnte. Spätestens seit der Flut im Ahrtal und den durch den Klimawandel bedingt zukünftig häufiger auftretenden "Großschadenslagen" schätzen sie ihn als einen neuen Schwerpunkt ein, für den unterstützende Kräfte benötigt werden. Dezidiert bezeichnen sie den Dienst als allgemeine Kooperationspflicht der Bürger mit ihrem Staat, "zur Stärkung der Krisenresilienz". Es sei an der Zeit zu definieren, mit welchen Zivilschutzmaßnahmen neuen ökologischen, humanitären und militärischen Krisen begegnet werden könne.

So selbstbewusst Dietz und von Schubert solche Aussagen treffen, so wenig führen sie aus, über welche Wege sie zu ihnen gelangt sind. In ihren sicherheitspolitischen Ausführungen schreiben sie beispielsweise, dass eine Wehrpflicht im Rahmen einer allgemeinen Dienstpflicht "mit einer entschlossenen Orientierung am einzelnen Bürger eine ganz neue Öffentlichkeit" stifte, "in der die Einsatzfelder der Dienstpflichtigen nicht mehr länger völlig getrennt beschrieben und erlebt werden, sondern sich wechselseitig kritisch wahrnehmen und konstruktiv begleiten. Nicht mehr nur die Soldaten, sondern auch die zivilen Fachkräfte in einem Einsatz bekämen die öffentliche Anerkennung, die sie verdienen, bis hin zu einer gemeinsamen 'Veteranenkultur'". Das klingt nach nicht mehr als einem frommen Wunsch, wird aber mit großer Überzeugung formuliert.

Generell erhält man den Eindruck, dass die beiden Theologen entsprechend ihrer zustimmenden Haltung zur allgemeinen Dienstpflicht viele Argumente aufführen, die für sie sprechen - und wenige, die man dagegen ins Feld führen kann. Alleinig dem gewichtigsten - der grundlegenden Einschränkung der Freiheitsrechte - widmen sie sich insofern, als dass sie prüfen, ob die für diese Einschränkung notwendige Grundgesetzänderung umsetzbar wäre. Diese Prüfung fällt positiv aus.

Warum es problematisch sein kann, nur einer bestimmten Gruppe eine obligatorische Aufgabe für die Gesellschaft zu übertragen (und gerade jener, die sich hauptsächlich mit den Folgen des Klimawandels wird auseinandersetzen müssen), hinterfragen die Autoren nicht. Laut einer Umfrage befürwortet immerhin gut die Hälfte der 18- bis 34-Jährigen eine allgemeine Dienstpflicht; die Zustimmung in der Gesamtbevölkerung ist deutlich höher. In diesem Zusammenhang sind auch die Zahlen interessant, die Dietz und von Schubert zu den momentan existierenden freiwilligen Programmen für den Dienst an der Gesellschaft zusammengetragen haben und die doch überschaubar sind: Im Jahr 2021 waren im Bundesfreiwilligendienst (ohne Altersbegrenzung) durchschnittlich circa 37.000 Personen beschäftigt, im Jugendfreiwilligendienst 60.000 Menschen bis 27 Jahre sowie im Internationalen Jugendfreiwilligendienst mehr als 1500 Personen. Hinzu kamen 9300 freiwillig Wehrdienstleistende.

Fazit: Ein Werk, das einen umfassenden Überblick und interessante Ideen bietet, jedoch etwas zu penetrant die Haltung der Autoren transportiert. EVA SCHLÄFER

Alexander Dietz/ Hartwig von Schubert: Brauchen wir eine allgemeine Dienstpflicht?

Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2023. 248 S., 25,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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