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Die Geschichte des Waisenknaben Bonifaz ist eine beinahe wahre Geschichte aus alter Zeit. Sie beginnt mit einem Gerichtsbeschluss aus dem Jahre 1867, der besagt, dass künftig der Oheim Emil Schroll, Bürgermeister von Graab, das Sorgerecht für Bonifaz übernehmen soll. Und damit hat Bonifaz, dem das Glück nie nachgelaufen ist, einmal Glück gehabt. Das Leben auf dem Schulzenhof ist meistens gar nicht so übel. Und einen kann der Bonifaz besonders gut leiden, den Christian. Der ist allerdings der Sohn vom vermeintlichen Räuber Knapp und wird deshalb vom grausamen Schulmeister schikaniert. Bonifaz aber kämpft für ihre Freundschaft.…mehr

Produktbeschreibung
Die Geschichte des Waisenknaben Bonifaz ist eine beinahe wahre Geschichte aus alter Zeit. Sie beginnt mit einem Gerichtsbeschluss aus dem Jahre 1867, der besagt, dass künftig der Oheim Emil Schroll, Bürgermeister von Graab, das Sorgerecht für Bonifaz übernehmen soll. Und damit hat Bonifaz, dem das Glück nie nachgelaufen ist, einmal Glück gehabt. Das Leben auf dem Schulzenhof ist meistens gar nicht so übel. Und einen kann der Bonifaz besonders gut leiden, den Christian. Der ist allerdings der Sohn vom vermeintlichen Räuber Knapp und wird deshalb vom grausamen Schulmeister schikaniert. Bonifaz aber kämpft für ihre Freundschaft.
Autorenporträt
Josef Holub, geb. 1926 in Neuern (Böhmerwald), machte eine Ausbildung als Lehrer und Verwaltungswirt. Als ausgeübte Berufe nennt er Schmuggler, Kunstgewerbler, Ziegeleiarbeiter, Briefträger, Amtsvorsteher, Oberamtsrat bei der Post. Er hat drei Kinder und lebt in Großerlach.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.1996

Der Räuberretter
Wie ein Waisenjunge ein Dorf aufrüttelt

Bonifaz, der Waisenjunge, erzählt seine Geschichte. Wir zittern mit, als er auf der Reise zu seinem Onkel vom bösen Kutscher im Wald ausgesetzt wird, sich prompt verirrt und fast erfroren wäre, hätte ihn nicht der Räuber gerettet. Ein Räuber, der rettet, statt zu rauben? In dieser nächtlichen Anfangsszene liegt viel ahnungsvoll Rätselhaftes. Der Onkel des Jungen ist Schultheiß in einem winzigen Dorf hinter vielen Bergen, Mitte des letzten Jahrhunderts. Er hätte es sich vermutlich nicht träumen lassen, plötzlich einen elf Jahre alten Neffen überantwortet zu bekommen, aber noch zeigt er seine Gefühle nicht.

Bonifaz, das Stadtkind, hat sich im Wald verirrt, doch in den dörflichen Strukturen verirrt er sich nicht, obwohl sie ihm befremdend gegenübertreten: Warum hat der Dorfschullehrer eine solche Macht? Warum wird ein Fremder mit soviel Mißtrauen beobachtet, nur weil er ein Fremder ist? Warum dürfen arme Leute nicht heiraten, und warum werden die Kinder des Räubers so schlecht behandelt? Bonifaz hatte einen aufgeklärten Vater, und er hatte früher die Lateinschule besucht. Allerdings hat er auch bitter lernen müssen, was es heißt, von niemandem wirklich geliebt zu werden. Bonifaz ist ein Kind geworden, das Witz hat und einen Sinn für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Mit den Erlebnissen wachsen seine Erkenntnis und sein Mut, den festgelegten Instanzen entgegenzutreten, ob sie nun Schultheiß, Dorfschullehrer oder öffentliche Meinung heißen.

Davon erzählt der Junge. Er erzählt natürlich auch vom Dorfleben, vom Heueinfahren und vom Aberglauben, in einer Weise, die uns mit ihm in satten grünen Wiesen sitzen und vor dem Gewitter davonlaufen läßt. Er schildert eine zarte Jungenfreundschaft und, weil die Zeit ja weiterläuft, einen herben Abschied. Wir empfinden sein stetig wachsendes Gefühl der Geborgenheit mit. Hauptsächlich aber erzählt Bonifaz, wie er die harte Schale des Onkels durchbricht und den weichen Kern hervorlockt. Wie er so den Stein ins Rollen bringt, der die Bösen platt walzt und die Guten rehabilitiert, allen voran den Räuber Knapp und seine Familie.

Bonifaz-das-Waisenkind öffnet dem Dörfchen die Augen für die Gerechtigkeit und beschert ihm eine gute Portion Aufklärung. Seine Gedanken sind außerordentlich frei. Sie reflektieren die Dinge weit über seine Zeit hinaus, denn wir sollen mit ihm lernen, mutig für die Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten.

Solch poetische Belehrung läßt man sich bereitwillig gefallen, denn einem Waisenkind glaubt man gerne die Verbesserung der Welt. Manche Wertvorstellung jedoch will nicht recht zu ihm passen und wirkt eher wie eine altväterliche Attitüde des Autors, die der Leser möglichst unbemerkt mitverinnerlichen soll. Dies klingt als ein leiser Mißton durch Bonifaz' lebendige Geschichte. ANNE REIMANN

Josef Holub: "Bonifaz und der Räuber Knapp". Beltz und Gelberg, Weinheim 1996. 248 S., geb., 26,- DM. Ab 12 J.

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