Siddharth Kara
Gebundenes Buch
Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum
SPIEGEL-Bestseller Platz 2 der Sachbuch-Bestenliste Juli/August von ZDF, Deutschlandfunk Kultur und DIE ZEIT
Übersetzung: Freundl, Hans
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Wie sauber ist unsere Mobilitätswende wirklich?Es ist ein Rohstoff, der unseren batteriebetriebenen Alltag am Laufen hält: Kobalt. Abgebaut wird es überwiegend in der Demokratischen Volksrepublik Kongo - unter dramatischen Menschenrechtsverletzungen. Welche Industrie steckt hinter unseren sauberen E-Autos, Smartphones und Laptops? Der Wirtschaftswissenschaftler und Aktivist Siddharth Kara ist auf seinen Reisen in die von Milizen kontrollierten Bergbauregionen bis tief in das finstere Herz unseres fossilen Kapitalismus vorgedrungen.In seinem Buch legt er erstmals die Lieferketten und Geschä...
Wie sauber ist unsere Mobilitätswende wirklich?
Es ist ein Rohstoff, der unseren batteriebetriebenen Alltag am Laufen hält: Kobalt. Abgebaut wird es überwiegend in der Demokratischen Volksrepublik Kongo - unter dramatischen Menschenrechtsverletzungen. Welche Industrie steckt hinter unseren sauberen E-Autos, Smartphones und Laptops? Der Wirtschaftswissenschaftler und Aktivist Siddharth Kara ist auf seinen Reisen in die von Milizen kontrollierten Bergbauregionen bis tief in das finstere Herz unseres fossilen Kapitalismus vorgedrungen.
In seinem Buch legt er erstmals die Lieferketten und Geschäftsmodelle der Tech- und Automobil-Konzerne offen, deren Nachhaltigkeitsversprechen sich selbst auf Vorzeigeminen als Fiktion erweisen. Er erkundet koloniale Hintergründe, die zu den heutigen Zuständen geführt haben, vor allem aber lässt er die Menschen zu Wort kommen, die für den Kobaltabbau ihr Leben riskieren.
Eindrücklich und fundiert berichtet Kara aus den Untiefen unserer postimperialen Welt und erweitert unser Verständnis für die moralischen Effekte unserer globalen Wirtschaft, die uns alle betreffen.
Es ist ein Rohstoff, der unseren batteriebetriebenen Alltag am Laufen hält: Kobalt. Abgebaut wird es überwiegend in der Demokratischen Volksrepublik Kongo - unter dramatischen Menschenrechtsverletzungen. Welche Industrie steckt hinter unseren sauberen E-Autos, Smartphones und Laptops? Der Wirtschaftswissenschaftler und Aktivist Siddharth Kara ist auf seinen Reisen in die von Milizen kontrollierten Bergbauregionen bis tief in das finstere Herz unseres fossilen Kapitalismus vorgedrungen.
In seinem Buch legt er erstmals die Lieferketten und Geschäftsmodelle der Tech- und Automobil-Konzerne offen, deren Nachhaltigkeitsversprechen sich selbst auf Vorzeigeminen als Fiktion erweisen. Er erkundet koloniale Hintergründe, die zu den heutigen Zuständen geführt haben, vor allem aber lässt er die Menschen zu Wort kommen, die für den Kobaltabbau ihr Leben riskieren.
Eindrücklich und fundiert berichtet Kara aus den Untiefen unserer postimperialen Welt und erweitert unser Verständnis für die moralischen Effekte unserer globalen Wirtschaft, die uns alle betreffen.
SIDDHARTH KARA ist Wirtschaftswissenschaftler, Menschenrechtsaktivist und gehört zu den weltweit führenden Experten zum Thema Menschenhandel. Er ist ein Global Professor der British Academy und Professor an der Universität Nottingham. Kara hat drei Bücher über moderne Sklaverei verfasst und wurde mit dem Frederick Douglass Book Prize ausgezeichnet. Sein erstes Buch über die schockierenden Bedingungen der globalen Zwangsprostitution wurde mit dem Titel 'Trafficked' in Hollywood verfilmt. Ein von 'Blutrotes Kobalt' inspirierter Spielfilm befindet sich derzeit in der Vorproduktion.
Produktdetails
- Verlag: HarperCollins Hamburg / HarperCollins Hardcover
- Originaltitel: Cobalt Red
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 23. April 2024
- Deutsch
- Abmessung: 218mm x 139mm x 36mm
- Gewicht: 519g
- ISBN-13: 9783365006191
- ISBN-10: 3365006192
- Artikelnr.: 68881439
Herstellerkennzeichnung
HarperCollins Hardcover
Valentinskamp 24
20354 Hamburg
vertrieb@harpercollins.de
Kobalt aus Kongo
Über die finsteren Arbeitsbedingungen der Schürfer
Es kommt selten vor, dass die Lektüre eines Sachbuches emotional aufrüttelt. Für das vorliegende Buch, das es in der englischsprachigen Originalversion bis in die Shortlist der von der "Financial Times" und Schroders ausgewählten besten Wirtschaftsbücher des Jahres 2023 schaffte, gilt dies. Das jetzt auf Deutsch erschienene Buch wird seinem etwas zu frei übersetzten Titel gerecht und beschreibt die katastrophalen Arbeitsbedingungen der im wahrsten Sinne des Wortes armen Menschen (im Fachjargon euphemistisch als "Artisanal Miners" bezeichnet), die in der Demokratischen Republik Kongo nach dem begehrten und in vielen Industrien unverzichtbaren
Über die finsteren Arbeitsbedingungen der Schürfer
Es kommt selten vor, dass die Lektüre eines Sachbuches emotional aufrüttelt. Für das vorliegende Buch, das es in der englischsprachigen Originalversion bis in die Shortlist der von der "Financial Times" und Schroders ausgewählten besten Wirtschaftsbücher des Jahres 2023 schaffte, gilt dies. Das jetzt auf Deutsch erschienene Buch wird seinem etwas zu frei übersetzten Titel gerecht und beschreibt die katastrophalen Arbeitsbedingungen der im wahrsten Sinne des Wortes armen Menschen (im Fachjargon euphemistisch als "Artisanal Miners" bezeichnet), die in der Demokratischen Republik Kongo nach dem begehrten und in vielen Industrien unverzichtbaren
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Kobalt schürfen. Für uns unvorstellbar, sind unter den Artisanal Miners Tausende kongolesische Kinder, die statt zur Schule zur lebensgefährlichen Arbeit unter und über Tage in die Kobaltminen geschickt werden, um zum kargen Lebensunterhalt ihrer Familien beizutragen. Die Kobalt-Schürfer haben keine Arbeitsverträge und keinerlei soziale Absicherung. Sie sind Drangsalierungen ausgesetzt und erhalten für ihre lebensgefährliche Arbeit Hungerlöhne, die sich ausschließlich nach den von ihnen abgelieferten Schürfmengen richten.
Rund 75 Prozent des weltweit geförderten Kobalts stammen aus Kongo. Dieser Rohstoff ist unverzichtbar für wiederaufladbare Batterien in Smartphones, Tablets und Laptops, die wir alle wie selbstverständlich täglich nutzen. Ohne Kobalt gibt es auch keine saubere Elektromobilität. Ohne Kobalt kann unsere moderne Welt mit ihren Annehmlichkeiten nicht auskommen.
Der Autor Siddharth Kara ist Aktivist gegen moderne Sklaverei und hat über dieses Thema schon mehrfach publiziert. Mit dem vorliegenden Report ist er in die tiefsten räuberischen Niederungen der undurchsichtigen Kobalt-Lieferkette eingedrungen. Er ist mehrfach nach Kongo gereist und hat unter Lebensgefahr sorgfältig recherchiert. Er hat Kobaltminen besucht und zahlreiche Interviews geführt mit Minenbetreibern, Regierungsvertretern und vor allem mit den Menschen, die in den Minen schuften müssen. Seine dabei gewonnenen Erkenntnisse sind schockierend. Zitat eines Betroffenen: "Jeden Tag stirbt ein Kind im Kongo, damit andere ihre Handys einschalten können." Dies sollte jedem von uns beim Griff zum Handy unter die Haut gehen.
Siddharth Kara beschreibt ungeschminkt, unter welchen unsäglichen Arbeitsbedingen mit Kinderarbeit, physischer Gewalt und schwersten Gesundheitsgefährdungen Kobalt abgebaut wird. Es ist abstoßend zu erfahren, wie dieses Land und seine Bevölkerung brutal ausgebeutet werden. Bei nüchterner Betrachtung liegt hier ein schon lange existierendes systemisches Problem vor: Die Verbrechen und Gräueltaten der Kolonialzeit unter Leopold II., dem berüchtigten König der Belgier (Regentschaft von 1865 bis 1909), der Kongo zu seinem persönlichen Eigentum gemacht hatte und dort Elfenbein und vor allem Kautschuk ausbeutete, finden heute leider unbeachtet von den Nutzern wiederaufladbarer Batterien in der ganzen Welt ihre Fortsetzung. Siddharth Kara nennt die Täter: Sie sind in der korrupten und auf Selbstbereicherung fixierten politischen Führung des Landes, aber auch in den nach Kongo geholten skrupellosen Ausbeutern aus den Industrieländern und nicht zuletzt aus China zu sehen. Die ausländischen Minenbetreiber verfolgen in ihren Konzessionen gierig nur ihre eigenen Ziele und berücksichtigen dabei weder die Menschen, die in ihren Minen arbeiten, noch die gravierenden Umweltschäden, die der Abbau von Kobalt verursacht.
Schockierend sind auch Karas Erkenntnisse über die wenigen vermeintlichen Musterminen, die auf dem (leider viel zu geduldigen) Papier scheinbar alle Nachhaltigkeitsbedingungen einer sauberen und menschenwürdigen Förderung von Kobalt erfüllen und damit Inspektoren, die im Übrigen - wenn überhaupt - viel zu selten auftauchen, einlullen. Die Musterminen tricksen und täuschen. Der Autor hat aufgedeckt, dass auch bei den Musterminen in erster Linie die Zahlen hinsichtlich der geförderten Mengen stimmen müssen. Fragen nach der Herkunft des geförderten Kobalts und den Umständen der Förderung werden nicht gestellt. Dieser Befund dürfte ein Schlag ins Gesicht der wohlmeinenden Protagonisten des Lieferkettensorgfaltsgesetzes sein. Am Anfang der langen intransparenten Lieferkette von der Förderung des Kobalts bis zu seiner industriellen Verwendung erweist sich dieses Gesetz als stumpfes Schwert, das die zum Himmel schreienden Missstände kaum wirksam zu bekämpfen vermag. Leider gilt dies nicht nur für die Kobalt-Lieferkette, sondern auch für die Lieferketten anderer Rohstoffe, die im globalen Süden abgebaut (Beispiele Kupfer und Lithium) oder auch geerntet werden (Beispiel Kakao). Auch am Anfang dieser Lieferketten gibt es bisher kaum beachtete Missstände.
Die Lektüre dieses Buches erfordert starke Nerven. Es lässt nicht kalt. Dies gilt vom Anfang bis zum Epilog, in dem Siddharth Kara den emotionalen, Mut machenden Abschiedsbrief des legendären ermordeten ersten kongolesischen Premierministers Patrice Lumumba an seine Frau Pauline wiedergibt. Es ist ein bewegender Brief der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Bisher lässt diese leider immer noch auf sich warten. ROBERT FIETEN
Siddharth Kara: Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum. HarperCollins Deutschland, Hamburg 2024, 352 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Rund 75 Prozent des weltweit geförderten Kobalts stammen aus Kongo. Dieser Rohstoff ist unverzichtbar für wiederaufladbare Batterien in Smartphones, Tablets und Laptops, die wir alle wie selbstverständlich täglich nutzen. Ohne Kobalt gibt es auch keine saubere Elektromobilität. Ohne Kobalt kann unsere moderne Welt mit ihren Annehmlichkeiten nicht auskommen.
Der Autor Siddharth Kara ist Aktivist gegen moderne Sklaverei und hat über dieses Thema schon mehrfach publiziert. Mit dem vorliegenden Report ist er in die tiefsten räuberischen Niederungen der undurchsichtigen Kobalt-Lieferkette eingedrungen. Er ist mehrfach nach Kongo gereist und hat unter Lebensgefahr sorgfältig recherchiert. Er hat Kobaltminen besucht und zahlreiche Interviews geführt mit Minenbetreibern, Regierungsvertretern und vor allem mit den Menschen, die in den Minen schuften müssen. Seine dabei gewonnenen Erkenntnisse sind schockierend. Zitat eines Betroffenen: "Jeden Tag stirbt ein Kind im Kongo, damit andere ihre Handys einschalten können." Dies sollte jedem von uns beim Griff zum Handy unter die Haut gehen.
Siddharth Kara beschreibt ungeschminkt, unter welchen unsäglichen Arbeitsbedingen mit Kinderarbeit, physischer Gewalt und schwersten Gesundheitsgefährdungen Kobalt abgebaut wird. Es ist abstoßend zu erfahren, wie dieses Land und seine Bevölkerung brutal ausgebeutet werden. Bei nüchterner Betrachtung liegt hier ein schon lange existierendes systemisches Problem vor: Die Verbrechen und Gräueltaten der Kolonialzeit unter Leopold II., dem berüchtigten König der Belgier (Regentschaft von 1865 bis 1909), der Kongo zu seinem persönlichen Eigentum gemacht hatte und dort Elfenbein und vor allem Kautschuk ausbeutete, finden heute leider unbeachtet von den Nutzern wiederaufladbarer Batterien in der ganzen Welt ihre Fortsetzung. Siddharth Kara nennt die Täter: Sie sind in der korrupten und auf Selbstbereicherung fixierten politischen Führung des Landes, aber auch in den nach Kongo geholten skrupellosen Ausbeutern aus den Industrieländern und nicht zuletzt aus China zu sehen. Die ausländischen Minenbetreiber verfolgen in ihren Konzessionen gierig nur ihre eigenen Ziele und berücksichtigen dabei weder die Menschen, die in ihren Minen arbeiten, noch die gravierenden Umweltschäden, die der Abbau von Kobalt verursacht.
Schockierend sind auch Karas Erkenntnisse über die wenigen vermeintlichen Musterminen, die auf dem (leider viel zu geduldigen) Papier scheinbar alle Nachhaltigkeitsbedingungen einer sauberen und menschenwürdigen Förderung von Kobalt erfüllen und damit Inspektoren, die im Übrigen - wenn überhaupt - viel zu selten auftauchen, einlullen. Die Musterminen tricksen und täuschen. Der Autor hat aufgedeckt, dass auch bei den Musterminen in erster Linie die Zahlen hinsichtlich der geförderten Mengen stimmen müssen. Fragen nach der Herkunft des geförderten Kobalts und den Umständen der Förderung werden nicht gestellt. Dieser Befund dürfte ein Schlag ins Gesicht der wohlmeinenden Protagonisten des Lieferkettensorgfaltsgesetzes sein. Am Anfang der langen intransparenten Lieferkette von der Förderung des Kobalts bis zu seiner industriellen Verwendung erweist sich dieses Gesetz als stumpfes Schwert, das die zum Himmel schreienden Missstände kaum wirksam zu bekämpfen vermag. Leider gilt dies nicht nur für die Kobalt-Lieferkette, sondern auch für die Lieferketten anderer Rohstoffe, die im globalen Süden abgebaut (Beispiele Kupfer und Lithium) oder auch geerntet werden (Beispiel Kakao). Auch am Anfang dieser Lieferketten gibt es bisher kaum beachtete Missstände.
Die Lektüre dieses Buches erfordert starke Nerven. Es lässt nicht kalt. Dies gilt vom Anfang bis zum Epilog, in dem Siddharth Kara den emotionalen, Mut machenden Abschiedsbrief des legendären ermordeten ersten kongolesischen Premierministers Patrice Lumumba an seine Frau Pauline wiedergibt. Es ist ein bewegender Brief der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Bisher lässt diese leider immer noch auf sich warten. ROBERT FIETEN
Siddharth Kara: Blutrotes Kobalt. Der Kongo und die brutale Realität hinter unserem Konsum. HarperCollins Deutschland, Hamburg 2024, 352 Seiten, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Siddharth Kara hat ein Buch geschrieben, das einem die Augen öffnet über die unmenschlichen Bedingungen, unter denen im Kongo Kobalt abgebaut wird, so Rezensent Michael Wolf. Der Kongo ist, so Wolf mit Kara, ein an Rohstoffen reiches Land, aber der Reichtum kommt nicht der Bevölkerung zugute, sondern wird von Konzernen ausgebeutet, die außerdem die Umwelt zerstören. Besonders beschäftigt sich Kara Wolf zufolge mit dem handwerklichen Abbau von Kobalt mithilfe einfacher Werkzeuge oder gar von Hand und obwohl die Konzerne offiziell nichts davon wissen wollen, betrifft das circa 30% der Ausfuhr. Kara, so Wolf, möchte die Leser auf das fürchterliche Schicksal der Menschen, darunter vieler Kinder, aufmerksam machen, die für Smartphones und Elektroautos - beides ohne Kobalt undenkbar - leiden und weist unter anderem auf ein Zwischenhändlersystem hin, das katastrophale Arbeitsbedingungen ermöglicht. Genau vor Ort recherchiert hat Kara für dieses Buch, weiß der Rezensent, der abschließend meint: Ab sofort kann niemand mehr sagen, er wisse nicht, wie viel Blut am Smartphone klebt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein schockierender Blick in die Abgründe der globalen Wirtschaft.« Zeit Online 20240626
„Wir arbeiten in unseren Gräbern!“
Ein erschütternder Bericht des Wirtschaftswissenschaftlers, Meschenrechtsaktivisten und Professor an der University of Nottingham Siddarth Kara über die Zustände in den Kobalt-Abbaugebieten der Demokratische Republik …
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„Wir arbeiten in unseren Gräbern!“
Ein erschütternder Bericht des Wirtschaftswissenschaftlers, Meschenrechtsaktivisten und Professor an der University of Nottingham Siddarth Kara über die Zustände in den Kobalt-Abbaugebieten der Demokratische Republik Kongo.
„Wir arbeiten in unseren Gräbern!“ sagt einer der Abertausenden rechtlosen Kleinschürfer treffend, denn während am Weltmarkt Höchstpreise für das Erz erzielt werden, holen Männer, Frauen und Kinder im handwerklichen Kleinstbergbau ohne Schutzausrüstung und Sicherungsmaßnahmen, oft mit bloßen Händen aus einsturzgefährdeten Gruben und Stollen. Dabei atmen sie giftige und radioaktive Stäube ein. Anschließend wird das für die Industrie kostbare Erz in verseuchten Becken gewaschen - und das alles zu Hungerlöhnen.
Siddarth Kara hat sich selbst ein Bild dieser menschenunwürdigen Zustände gemacht. Er zeigt auf, dass die Erklärungen der Großkonzerne, „man achte auf Nachhaltigkeit und gute Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sowie die Zahlung von angemessenen Löhnen“ weder das Papier noch die Druckerschwärze wert sind. Gegen das neue Lieferketten-Gesetz der EU wird absichtlich und sträflichst verstoßen. Sanktionen? Nicht der Rede wert.
Für seinen Bericht bzw. das Buch hat Siddarth Kara zahlreiche Kleinschürfer, Vertreter von Bergbaugenossenschaften, NGOs, Regierungsvertreter und Zwischenhändlern interviewt.
Nach der Lektüre dieses Buches muss man sich schon fragen, ob und welchen Anteil Jeder oder Jede von uns an dieser Menschen verachtenden Ausbeutung hat.
Fazit:
Keine leichte Lektüre, trotzdem eine Leseempfehlung und 5 Sterne.
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Lithium-Ionen-Akkus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie stecken in Smartphones, Laptops und Tablets und sind als Energiespeicher ein wesentliche Faktor der Mobilitätswende in Elektroautos und E-Bikes. Um hohe thermische Stabilität bei gleichzeitiger großer …
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Lithium-Ionen-Akkus sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie stecken in Smartphones, Laptops und Tablets und sind als Energiespeicher ein wesentliche Faktor der Mobilitätswende in Elektroautos und E-Bikes. Um hohe thermische Stabilität bei gleichzeitiger großer Energiedichte gewährleisten zu können, ist das Alkalimetall Kobalt ein derzeit unverzichtbarer Bestandteil dieser Akkus und derzeit der begehrteste Rohstoff der Welt. Ein Hauptlieferant für Kobalt ist die Demokratische Republik Kongo.
Der Wirtschaftswissenschaftler, Meschenrechtsaktivist und Professor an der University of Nottingham Siddarth Kara hat sich eingehend mit dem Kobaltabbau im Kongo befasst und zeigt in „Blutrotes Kobalt“ auf erschütternde Weise, unter welchen menschenunwürdigen Bedingungen in den dortigen Minen das Kobalt hauptsächlich im handwerklichen Kleinbergbau gewonnen wird. Schwerste Kinderarbeit ist an der Tagesordnung, Schutzausrüstung und angemessene Kleidung sind nicht vorhanden, die Schürfer arbeiten in Shorts und T-Shirt, in Flipflops und mit bloßen Händen in einsturzgefährdeten Gruben und Stollen, die Mädchen und Frauen waschen das Erz in verseuchten Becken, sie alle atmen giftige und radioaktive Stäube ein für einen Hungerlohn, der nicht zu Überleben reicht, und sind täglich dem Risiko tödlicher Unfälle und, im Falle der Arbeiterinnen, sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Einer der Kleinschürfer formuliert treffend: „Wir arbeiten in unseren Gräbern!“
Der Gegensatz zwischen den zutiefst erschreckenden Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen im handwerklichen Kleinbergbau und der schillernden, scheinbar cleanen Welt modernster Elektronik könnte nicht größer sein. Kara zeigt auf, dass die PR-Erklärungen der Großkonzerne bezüglich Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen das Papier nicht wert sind, auf dem sie gedruckt werden. Kara reiste zu Recherchen selbst mehrfach in den Kongo und machte sich teils unter beträchtlicher Gefahr ein eigenes Bild von den Bedingungen vor Ort. Er zeigt auf, welche unübersichtlichen Zwischenstationen in den Lieferketten das Kobalt zurücklegt und wie viele Menschen durch systematische Erpressung, Bestechung, Betrug, Vertuschung und Ignoranz an den einzelnen Stationen kräftig mitverdienen.
Kara führte Interviews mit Kleinschürfern, Vertretern von Bergbaugenossenschaften, NGOs, Regierungsvertretern und Zwischenhändlern. Insbesondere die Schilderungen der Arbeiter und Arbeiterinnen, der Invaliden und der Angehörigen von tödlich verunglückten, oft minderjährigen Schürfern machten mich fassungslos und lassen mich mit anderen Augen auf die akkubetriebenen Geräte blicken.
Ein erschütterndes und ungemein wichtiges Buch, das sehr zum Nachdenken anregt und hoffentlich dazu beiträgt, den Druck auf die Konzerne zu erhöhen, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Ausbeutung der Kongoles*innen zu beenden. Unbedingt lesenswert!
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