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'Ich liebte sogar Dinge an ihr, die normalerweise nicht als liebenswert gelten. Zum Beispiel ihre Zehen. Nicht nur die Füße, nein, auch die Zehen. Krumm und schief von Geburt an, aber für mich so schön wie die Zacken eines Diadems.' Abel hat gleich zwei Probleme. Eer hat einen Buckel, und die Frau, die er liebt, ist mit seinem Bruder verheiratet. Als Mae eines Tages spurlos verschwindet, zerbricht Abels Welt. Die Jahre vergehen. Sein Bruder stirbt. Die Farm verfällt. Aber Abel gibt nicht auf. Er wird warten, bis Mae zurückkommt. Doch als es eines Tages endlich an seiner Tür klopft, steht dort…mehr

Produktbeschreibung
'Ich liebte sogar Dinge an ihr, die normalerweise nicht als liebenswert gelten. Zum Beispiel ihre Zehen. Nicht nur die Füße, nein, auch die Zehen. Krumm und schief von Geburt an, aber für mich so schön wie die Zacken eines Diadems.' Abel hat gleich zwei Probleme. Eer hat einen Buckel, und die Frau, die er liebt, ist mit seinem Bruder verheiratet. Als Mae eines Tages spurlos verschwindet, zerbricht Abels Welt. Die Jahre vergehen. Sein Bruder stirbt. Die Farm verfällt. Aber Abel gibt nicht auf. Er wird warten, bis Mae zurückkommt. Doch als es eines Tages endlich an seiner Tür klopft, steht dort nicht Mae, sondern ein Fremder . . .
Stefan Merrill Blocks Debüt ist faszinierend vielschichtig. Es ist die Geschichte einer ganz großen Liebe und ein grandioser Familienroman. Stefan Merrill Block ist nichts weniger als ein tragikomisches Meisterwerk geglückt. Von der amerikanischen Kritik wird er neben Benjamin Kunkel und Jonathan Safran Foer auch mit Jeffrey Eugenides und Jonathan Franzen verglichen. At seventy, Abel Haggard is a hermit, resigned to memories of the family he has lost, living in isolation on his family's farm amid the encroaching suburban sprawl of Dallas. Hundreds of miles to the south in suburban Austin, fifteen-year-old Seth Waller is devastated when his mother is diagnosed with a rare, early-onset form of Alzheimer's, and he begins an 'empirical investigation' to uncover the truth about her genetic history. Though neither one knows of the other's existence, Seth and Abel share a unique tradition: as children, both were told stories of Isadora, a fantastical land free from the sorrows of memory. Spanning continents and generations, "The Story of Forgetting" is the tale of how history can become destiny; how the imagination can transform reality; and, how loss, however devastating, can ultimately forge profound meaning. It is the story of the complexity, the pain and the bliss of forgetting.
Autorenporträt
Stefan Merrill Block, geb. 1982, aufgewachsen in Texas, lebt heute in Brooklyn. Er studierte an der Washington University in Saint Louis/Missouri. Sein erstes Buch 'Wie ich mich einmal in alles verliebte', war national und international ein Erfolg. Die Übersetzungsrechte wurden in über 20 Sprachen verkauft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.10.2008

Liebe ist besser als Alzheimer
Stefan Merrill Blocks sehr komischer Roman „Wie ich mich einmal in alles verliebte”
In beängstigendem Einklang mit der Theorie, nach der zu jeder Epoche die ihr gemäße Krankheit gehört, verbreitet sich im Informationszeitalter der Morbus Alzheimer gleich einer Epidemie. Bei allen tragischen Begleiterscheinungen zeichnet sich dieses Leiden gegenüber anderen durch sein hohes Witzpotential aus. Kennen Sie die Vorteile von Alzheimer? Erstens: Man kann seine Ostereier selber verstecken. Zweitens: Man lernt täglich neue Freunde kennen. Drittens: Man kann seine Ostereier selber verstecken. Galgenhumor scheint im Umgang mit der Krankheit, zumal wenn sie in der eigenen Familie auftritt, eine lebenswichtige Technik zu sein. In den USA, wo das Problem der präsenilen (also nicht mit Altersdemenz zu verwechselnden) Alzheimer-Symptomatik entweder schon bedrohlichere Ausmaße angenommen hat oder aber öffentlicher verhandelt wird als in Europa, ist aus den betreffenden Erfahrungen ein neues Sub-Genre hervorgegangen – die unbefangen so genannte Alzheimer-Literatur, die auf dem Sachbuchsektor wie in der Belletristik einen Boom erlebt.
Das Gehirn meines Vaters
Als der junge texanische Autor Stefan Merrill Block seinem Debütroman den Titel „The Story of Forgetting” gab, konnte er darauf zählen, dass das amerikanische Publikum die Anspielung versteht. Die deutsche Fassung behilft sich mit der Überschrift des ersten Kapitels, „Wie ich mich einmal in alles verliebte”, was in Verbindung mit dem launig-konfusen Umschlagtext („Immer wieder geht es um die Liebe – meistens ist sie verboten”) einer bewussten Irreführung gleichkommt. Liebe verkauft sich bei uns eben immer noch besser als Alzheimer, und man weiß nicht recht, ob man herbeiwünschen soll, dass sich das ändern möge. Stefan Merrill Block, der 1982 geboren wurde und heute in New York lebt, gehört zu einer Gruppe mit erhöhtem Risiko. Das heißt, die Erkrankung ist in seiner Verwandtschaft mehrfach aufgetreten und könnte, nach dem aktuellen Stand der Genetik, jederzeit auch ihn heimsuchen. So war seine literarische Auseinandersetzung mit dem Thema, die Jonathan Franzens Essay „Das Gehirn meines Vaters” ihre wesentliche Inspiration und den Blick für die Bizarrerien des Leidens verdankt, nicht zuletzt ein Versuch, die Angst zu bewältigen. Dabei spielte allerdings, das ist unübersehbar, die Liebe eine große Rolle, und zwar die zu den eigenen Angehörigen, zu den Mitmenschen im allgemeinen, zum Leben – und zum Erzählen: Im Roman werden gleich vier Handlungsstränge zu einer Geschichte verknüpft, die über weite Strecken kurzweilig und spannend geraten ist, viel über Amerika und noch mehr über die Alzheimer-Krankheit verrät und, obwohl sie gefühlvolle Momente keineswegs scheut, eher durch Komik als durch Sentimentalität berührt.
Die erste Erzählstimme gehört dem buckligen alten Sonderling Abel Haggard, der in seinem heruntergekommenen, von neureichen Villen umwucherten texanischen Farmhaus den Immobilienspekulanten widersteht und seinen Erinnerungen nachhängt – er zumindest kann noch frei über sie verfügen. Anders war es bei seinem Bruder Paul, dessen geistige Verwirrung irgendwann ein Stadium erreichte, in dem er Abel für seinen schwulen Lover hielt und sich ihm unsittlich näherte. Vorausgegangen war ein schleichender Verlust des Durchblicks, der freilich auch sein Gutes hatte: Das Liebesverhältnis zwischen seiner Frau Mae und Abel sowie die Tatsache, dass Tochter Jamie von seinem Bruder stammte, blieben ihm verborgen. Paul, Opfer eines Defekts in den Genen der Haggard-Familie, ist gemeinsam mit Mae bei einem Autounfall ums Leben gekommen; Jamie hat sich nach New York abgesetzt und den Kontakt abgebrochen. So eigensinnig wie demütig wartet Abel auf ihre Rückkehr, und so lustvoll wie schuldbewusst lässt er die Szenen seiner heimlichen Affäre mit der Schwägerin Revue passieren, an der ihm – nur darauf bezieht sich der deutsche Titel – jedes Detail liebenswert erschien, inklusive ihrer krummen Zehen.
Im fernen New York muss unterdessen Jamies pubertierender Sohn Seth, der so wenig von der Existenz des Großvaters weiß wie letzterer von der des Enkels, die Erkenntnis verkraften, dass seine 35-jährige Mutter an Alzheimer leidet. Während sein Dad beim Fernsehprogramm „History Channel” und im Alkohol mehr schlecht als recht Vergessen sucht, beschließt Seth, ein großer Wissenschaftler zu werden und ein Medikament gegen die Krankheit zu finden. Auf eigene Faust betreibt er neurowissenschaftliche Studien und medizinische Feldforschung und knackt dafür sogar die Datenbank eines Spezialisten. Daraus entspinnt sich, abenteuerlich-skurril, der dritte Handlungsfaden, die „Genetische Historie” der fiktiven Alzheimer-Variante EOA-23, die im 18. Jahrhundert durch die Nachkommenschaft eines extrem polygamen britischen Lords über den Atlantik transportiert wurde. Ungefähr gleichzeitig verbreitete sich, hier auf einer vierten Schiene mitlaufend, der Mythos einer märchenhaften Parallelwelt namens Isidora, in der Vergessen nicht als Manko, sondern als Gnade und Heilmittel gilt, ja als Voraussetzung für einen idealen, befriedeten Zustand der Menschheit.
Eine humane Legende
In diesem totalvergoldeten Fantasy-Reich hält sich der Roman etwas zu lange auf, was der Jugend des Autors geschuldet sein mag. Er gleicht das jedoch an anderer Stelle durch manch schrägen und klugen Einfall aus, und immerhin hat die Idee einer trostspendenden Legende für Alzheimer-Patienten etwas entschieden Humanes. Seth wiederum betreibt neben seinen wissenschaftlichen Recherchen auch eine familiäre Spurensuche, die ihn am Ende, wie zu erwarten war, mit Abel zusammenführt. Und da erweist es sich als segensreich, dass der Erfinder dieser originellen Konstellation sein Bedürfnis nach Pathos schon in den Isidora-Passagen ausgelebt hat, denn so kann er den emotionalen Höhepunkt der Geschichte mit sehr erwachsener Gelassenheit und Distanz gestalten.
Ohne Zweifel ist dies ein Debüt, das man weniger schnell vergisst als die meisten anderen. Man wird von Stefan Merrill Block noch hören – bevor es dann für uns alle heißt: Letzte Ausfahrt Alzheim. KRISTINA MAIDT-ZINKE
STEFAN MERRILL BLOCK: Wie ich mich einmal in alles verliebte. Roman. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. DuMont Buchverlag, Köln 2008. 348 Seiten, 19,90 Euro.
Im Umgang mit Alzheimer hilft nur Galgenhumor: Stefan Merrill Block Foto: Alessandra Ziparo/Agentur Focus
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