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Produktdetails
  • Verlag: PHILO Fine Arts
  • ISBN-13: 9783364003955
  • ISBN-10: 3364003955
  • Artikelnr.: 22330376
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.11.2002

Meister des Kursiven
Ein Sammelband mit Texten von Bazon Brock
„Das Beste von Bazon Brock ist gerade gut genug” würde dieses Buch heißen, wenn es nach seinem Autor gegangen wäre. Der handliche Band aus der Reihe der schönen Fundus-Kunstbücher hat tatsächlich „best of”- Charakter: Schriften aus den Jahren 1968 bis 1996, deren verstreute Gegenstände vom byzantinischen Bilderstreit über die Befreiung der weiblichen Brust zur Gedankenlosigkeit der Industriedesigner reichen und deren Gemeinsames eben darin liegt, dass sie alle vom selben Autor stammen.
Brock liebt programmatische Titel: „Th. W. Adornos Kampf gegen Oberpriester und Oberkellner eines Wissenschaftsideals” oder „Starkdenk”. Brocks Denken geht hervor aus der Angriffslust, kein Text, der nicht entwickelt würde aus einem expliziten Widerspruch oder Hinweis auf den Irrtum eines Dritten. Das klingt dann immer ein bisschen so, als ob alle anderen furchtbare Dummköpfe wären. Nur BB nicht natürlich, der erkannt hat, wie einfach, respektive uralt die Probleme sind, um die die andern sich fruchtlos streiten.
Er liebt den schnellen Ausflug in die Geschichte. Erzählt von der Zerstörung der Heiligenbilder in Byzanz, um zu zeigen, dass wir am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts in der Frage nach der Repräsentation vor immer noch den selben Problemen standen, und dass keiner den Bildern mehr glaubt als der Ikonoklast, also „dass die Bilderfeinde die wahren Bilderfreunde sind”. Er ist so begeistert von solchen paradoxalen Sätzen, dass er sie kursiv setzt.
Dass er gern doziert, merkt man auch seinen Kolumnen aus der Frankfurter Rundschau an, deren Wiederabdruck hier im Übrigen nicht recht nachvollziehbar scheint: Sie stammen sämtlich aus den Jahren 1994 und 1995, und handeln von Tagesereignissen, deren Protagonisten heute bestenfalls in vager Erinnerung verblieben sind.
Nicht alles Geschriebene hat Ewigkeitswert, die Zeitung von gestern gehört sprichwörtlich nicht dazu. Jetzt fragt man sich: hatte der Herausgeber keine glückliche Hand bei der Auswahl der Texte oder ist das Beste von Bazon Brock vielleicht wirklich nur gerade gut genug?
EVA MARZ
BAZON BROCK: Bildersturm und stramme Haltung. Texte 1968 bis 1996. Ausgewählt und mit einem Vorwort von Rolf Sachsse. Verlag der Kunst, Dresden 2002. 250 Seiten, 15 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wäre es nach dem Autor gegangen, so hieße sein Sammelband "Das Beste ist gerade gut genug", erzählt die Rezensentin Eva Marz. Die Aufsätze aus der Zeit zwischen 1968 und 1996 hätten zwar die unterschiedlichsten Gegenstände zum Thema - "vom byzantinischen Bilderstreit" bis zur "Befreiung der weiblichen Brust" -, aber auch einige Dinge gemeinsam: Brocks Vorliebe für programmatische Titel, sein Hang zu schnellen Ausflügen in die Geschichte und seine Begeisterung für "paradoxale Sätze". Marz schmeckt das nicht besonders. Ihrer Ansicht nach ist es Brocks Hauptanliegen, alle anderen als "furchtbare Dummköpfe" vorzuführen. Noch dazu waren viele in dem Band versammelten Texte auf tagesaktuelle Ereignisse bezogen, die man heute nicht mehr nachvollziehen könne. Oder "ist das Beste von Bazon Brock vielleicht wirklich nur gerade gut genug?", fragt sich Marz.

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