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Eine ausgewogenene und exzellent recherchierte Biographie Hillary Clintons, die möglicherweise bald eine der mächtigsten Frauen der Welt sein wird.

Produktbeschreibung
Eine ausgewogenene und exzellent recherchierte Biographie Hillary Clintons, die möglicherweise bald eine der mächtigsten Frauen der Welt sein wird.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.08.2007

Missionarisches Sendungsbewusstsein
Wie Hillary mit Ehemann Bill Clinton ins Weiße Haus einzog und später seine Präsidentschaft rettete

Hillary Rodham Clinton, seit 1975 mit dem 42. Präsidenten der Vereinigten Staaten William J. "Bill" Clinton verheiratet, seit November 2000 als Senatorin des Staates New York im Kongress eine Politikerin aus eigenem Recht, seit Januar dieses Jahres eine mögliche Präsidentschaftskandidatin, ist weltweit die bekannteste amerikanische Politikerin: ein politischer Vollprofi und Medienstar, gehasst und verehrt, hinter sich ein Leben voller Höhepunkte und Triumphe, Niederlagen und Erniedrigungen durch ihren sexuell zügellosen Ehemann. Über vierzig Bücher, meist auf Sensation und Auflage zielende "Enthüllungsgeschichten", und unzählige Porträts in allen Medien wurden bisher über "Hillary" verfasst. Jeder scheint ihr dramatisches Leben und ihren Charakter zu kennen. Dennoch spekulieren neue Biographen darauf, dass ihre mögliche Ernennung zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten und die Aussicht auf die erste Frau im Präsidentenamt, die schon acht Jahre (1993 bis 2001) als First Lady im Weißen Haus verbrachte, die unersättliche Neugier über diese Frau beflügeln.

Der Biograph selbst ist kein Unbekannter. Der Journalist und Reporter Carl Bernstein erlangte selbst frühen Ruhm, als er zusammen mit Bob Woodward die Watergate-Affäre aufdeckte. Bernstein hat ein bemerkenswert faires Buch geschrieben. Es ist keine sensationelle, eindimensionale Thesenliteratur. Er zeigt seine Protagonistin in aller Komplexität und Widersprüchlichkeit. Überall ist die Ambivalenz des Autors gegenüber Hillary Clinton zu spüren, die selbst jede Zusammenarbeit verweigert hat. Weil Bernsteins Leben selbst einer Achterbahnfahrt glich, hat er sich vermutlich kongenial auf die Achterbahnfahrt der gemeinsamen "Reise" von Hillary und Bill konzentriert. Das Buch endet mit der Präsidentschaft Clintons, über ihre Zeit als Senatorin erfährt der Leser nur wenige Allgemeinplätze.

Die Biographie ist von Stephan Gebauer vorzüglich übersetzt worden. Wer sich wirklich für Hillary Clinton interessiert und die Längen des Buches in Kauf nimmt, dem kann die Lektüre uneingeschränkt empfohlen werden. Besonders drei Leitmotive seien hervorgehoben: Hillarys Charaktereigenschaften, insbesondere ihre Religiosität und ihr missionarisches Selbstbewusstsein; ihre fast selbstzerstörerische Liebe zu Bill Clinton; ihre revolutionäre Auslegung der in der Verfassung nicht vorgesehenen Rolle der Ehefrau des Präsidenten, der First Lady.

Auch Bernsteins Buch beschreibt ihre bekannten Eigenschaften: hohe Intelligenz, Leidenschaft und eiserne Disziplin, die früh entdeckte Fähigkeit, zu jedem Thema öffentlich druckreif reden zu können, Kampfeswille, Rücksichtslosigkeit, Selbstgerechtigkeit und das Fehlen jeder Selbstironie. Bernstein arbeitet besonders ihr auf Gott und Religion gestütztes missionarisches Sendungsbewusstsein heraus. Mit vierzehn Jahren begegnete sie einem Priester der methodistischen Kirche, mit dem sie jahrzehntelang eine Korrespondenz führte. Handelnder Glaube und das Christentum als moralische Funktion wurden ihre Grundüberzeugungen, sie glaubte und glaubt, Gott an ihrer Seite zu wissen; die Theologen Reinhold Niebuhr, Dietrich Bonhoeffer und Paul Tillich wurden ihre Fixpunkte. In diesem Punkt hat die Methodistin Hillary Clinton viel mit dem Methodisten George W. Bush gemeinsam.

Hillary hatte, so Bernstein, zwei dreijährige, erfüllte Liebesbeziehungen hinter sich, als sie an der Yale University der magnetischen Anziehungskraft des charismatischen Verführers Bill Clinton zu erliegen begann, der seine aus Hillarys Sicht unreife und fast krankhafte Sexualität nie in den Griff bekam und sie seit 1975 serienweise mit Seitensprüngen demütigte. Einmal verlangte er sogar wegen einer anderen Frau die Scheidung, was Hillary, auch mit Rücksicht auf ihre gemeinsame Tochter Chelsea, ablehnte. Zwei Jahre später zogen sie gemeinsam in das Weiße Haus ein. Zwar gab es für Hillary "Schlimmeres als Untreue", aber sie litt furchtbar an ihrer ohnmächtigen Wut, Bill nicht ändern zu können. Sie hasste die Sünde, aber liebte den Sünder. Als sie nach langem Zweifel Bill Clinton heiratete, sagte eine ihrer besten Freundinnen, sie habe den Verstand verloren. So war es. Zwei Jahrzehnte kämpfte sie mit allen Mitteln darum, dass ihre gemeinsame politische Mission und ihre "gemeinsame" Präsidentschaft nicht durch sein Triebleben zerstört würden. In der Tat war es Hillary, die in den Affären um Gennifer Flowers und Monica Lewinsky die Präsidentschaft Bill Clintons rettete.

Auf der anderen Seite wurden ihre Person und die Art und Weise, wie sie ihre Rolle als Präsidentengattin auszufüllen ankündigte und dann auch ausfüllte, selbst zu einer schweren Belastung der Präsidentschaft ihres Mannes. Zweimal zogen die Wahlkampfberater und spin doctors der Clinton-Administration die Notbremse und versuchten, ihr Image in den Wahlkämpfen von 1992 und 1996 zu verändern, was von den Medien teilweise durchschaut wurde. Hillary wurde, weit über die vernichtenden und bigotten Angriffe der Republikaner, der christlichen Rechten und der sogenannten moralischen Mehrheit hinaus, von den Medien mit solch aggressiver Feindseligkeit angegriffen, dass sie zu Recht von einer "Verschwörung der Rechten" gegen die Clintons sprechen konnte. Ihr aktives Eingreifen und Scheitern in der Gesundheitsreform, ihre staatsinterventionistischen Vorstellungen, ihre Abneigung gegenüber der Presse und dem Washingtoner Establishment und die nicht enden wollende Serie trivialer Skandale verstärkten das Bild einer machthungrigen, intriganten "Lady Macbeth", einer eiskalten, stetig manipulierenden und die Wahrheit verschweigenden dämonischen Macht im Weißen Haus. Ein Kolumnist der "New York Times" nannte sie eine "geborene Lügnerin". Ihre zahlreichen Imagewechsel führten zu dem Vorwurf, sie habe keine Authentizität und sei im Kern eine Frau ohne Eigenschaften. Sie wechsle ihre Rollen so oft wie ihre Frisuren.

Obwohl Hillary Clinton als Senatorin inzwischen eine beliebte Mannschaftsspielerin geworden ist, werden die Republikaner gnadenlos das Stereotyp der machthungrigen Opportunistin aktivieren, falls sie zur Präsidentschaftskandidatin der Demokraten gekürt werden sollte. Allerdings haben die Republikaner inzwischen während der zwei Amtszeiten von Präsident George W. Bush ihr moralisches Ansehen weitgehend verspielt.

DETLEF JUNKER.

Carl Bernstein: Hillary Clinton. Die Macht einer Frau. Droemer Knaur Verlag, München 2007. 995 S., 22,90 [Euro].

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