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In den legendären 20er Jahren wurde Berlin zur kulturellen Hauptstadt Europas. In Berlin ließ man die Hüllen fallen und sagte, was man dachte. Kein Wunder, dass viele Literaten gerade hier die freizügige Atmosphäre fanden, die sie für ihre kreative Arbeit suchten. Gottfried Benn, Alfred Döblin, Else Lasker-Schüler, Franz Kafka oder Vladimir Nabokov - sie alle lebten und arbeiteten in dieser Stadt, saßen auf Parkbänken, besuchten Caféhäuser und wohnten in den Häusern mit den schmiedeeisernen Aufzügen, die es noch heute gibt. Sie alle unternahmen literarische Streifzüge durch Berlin. Eine…mehr

Produktbeschreibung
In den legendären 20er Jahren wurde Berlin zur kulturellen Hauptstadt Europas. In Berlin ließ man die Hüllen fallen und sagte, was man dachte. Kein Wunder, dass viele Literaten gerade hier die freizügige Atmosphäre fanden, die sie für ihre kreative Arbeit suchten. Gottfried Benn, Alfred Döblin, Else Lasker-Schüler, Franz Kafka oder Vladimir Nabokov - sie alle lebten und arbeiteten in dieser Stadt, saßen auf Parkbänken, besuchten Caféhäuser und wohnten in den Häusern mit den schmiedeeisernen Aufzügen, die es noch heute gibt. Sie alle unternahmen literarische Streifzüge durch Berlin. Eine Tradition, die erst die deutsche Teilung unterbrochen hat. Im Ostteil der Stadt richteten sich Bertolt Brecht und später Christa Wolf so gut es ging ein, während Uwe Johnson, Günter Grass und Max Frisch ein Leben in West-Berlin vorzogen, wo Ende der 80er Jahre Cees Nooteboom die sich abzeichnende Wiedervereinigung verfolgte.

Heute ist Berlin für Presse, Film und Fernsehen, aber auch für viele junge Schriftsteller wieder zur attraktivsten Metropole in Deutschland geworden. Berlin - Stadt der Dichter zeigt Berlin, wie es einmal war und wie es heute ist.
Dabei gehen Autor und Fotograf nie auf ausgetretenen Pfaden. Jeder Blick ist überraschend und neu. Entstanden ist ein Buch über Berlin und seine große literarische Geschichte, das den Bogen von den Salons bis zur heutigen Dichterszene am Prenzlauer Berg spannt - und damit von Theodor Fontane bis Judith Hermann reicht.
Autorenporträt
Clemens Zahn, geboren 1962, Arbeit als Wirtschaftshistoriker an Münchner Universität (Promotion über die Tarifgeschichte der Weimarer Republik). Seit 1997 freier Fotograf für Reisemagazine, Kalender- und Buchverlage. Der Autor lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2003

BÜCHER FÜR DIE REISE
Bei Biberkopfs
Dichterleben in Berlin und Paris
Gottfried Benn kam zum Studium. Ingeborg Bachmann war Stipendiatin. Franz Kafka suchte nach Anonymität. Judith Hermann wurde hier geboren und blieb. Berlin zieht seit jeher junge Menschen an wie das Licht die Motten – aus unterschiedlichen Gründen. Schriftsteller erhoffen sich in Berlin Anregungen, die sie oft genug finden. Der Bildband „Berlin. Stadt der Dichter” zeigt Ausschnitte aus dem Leben einiger deutscher Dichter und ihrer Beziehung zur deutschen Hauptstadt. Angefangen bei Theodor Fontane, der in der Berliner Gesellschaft Vorbilder für Romane wie „Effi Briest”entdeckte, beschreibt Autor Michael Angele auch die kurze und leidenschaftliche Liebe zwischen Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn, die Aufenthalte von Günter Grass, Max Frisch und Uwe Johnson und endet – stellvertretend für junge Gegenwartsautoren – bei Judith Hermann und David Wagner.
Jedes der insgesamt 14 Kapitel ist mit Farb- und Schwarzweißfotografien von Clemens Zahn bebildert, die in ihrer Stimmungsvielfalt ein Gefühl für die Lieblingsorte der Schriftsteller vermitteln. Das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt besuchte der Theaterkritiker Fontane häufig; in der Alten Nationalgalerie ließ er Effi Briest ein Gemälde von Arnold Böcklin betrachten, das ihr „nicht unbedenklich erschien”. Von den 16 Häusern, in denen er wohnte, ist hingegen keines erhalten. Else Lasker-Schüler sah Gottfried Benn erstmals im „Café des Westens”, trank im „Café Josty” – einem Treffpunkt der Berliner Bohème – mit Franz Kafka Kaffee. Ein Foto zeigt die neue Version des alten Kaffeehauses am Potsdamer Platz.
Zum Abschluss jedes Porträts empfiehlt Angele, einen Tag „im Sinne des Dichters” zu verbringen. Verliebte schickt er auf die Insel Hiddensee – auch wenn sich dort die Trennung von Benn und Lasker-Schüler abzuzeichnen begann. Soziologische Studien möge man im Gedenken an Alfred Döblin in einer neurologischen Arztpraxis betreiben: „Sie werden feststellen, dass die Biberköpfe noch nicht ausgestorben sind. Es sind Männer, die ihre Ausführungen mit einem ,Stimmt’s oder hab ich recht?‘ ausklingen und noch ein ,wa?‘ folgen lassen.” Eine gemäßigtere Variante bietet der Vladimir-Nabokov-Tag: Bei einem Frühstück im „Pasternak” soll man die Gäste beobachten und bei trübem Wetter eine Liste mit den schlechten Eigenschaften der Berliner erstellen. „Sollte dagegen die Sonne scheinen, dann listen Sie Eigenschaften auf, die Sie an den Berlinern mögen.”
Anders als der Berliner Bildband, wo man jeweils einen Dichter durch dessen Stadt begleitet, ist man bei den literarischen Spaziergängen des Taschenbuchs „Paris” auf sich gestellt, trifft aber in den einzelnen Stadtvierteln den einen oder anderen Autor mitsamt seinen Geschöpfen. Rainer Maria Rilkes Romanfigur Malle Laurids Brigge etwa flaniert einem durch das Quartier Latin entgegen, der am Boulevard Saint Michel „die Gerüche, Rufe, Glocken” bemerkt. Im Jardin du Luxembourg kann man die Treffen von Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir nachempfinden, unter den „blicklosen Augen steinerner Königinnen”. Einziger Makel an dem Paris-Führer ist der Index, der zwar akribisch die Literaturquellen und ihre Seitenzahl im Buch angibt, die gleiche Sorgfalt bei den Örtlichkeiten aber vermissen lässt.
Beide Bücher vermitteln, was die Dichter in der jeweiligen Stadt hielt und inspirierte. „Es ist eine große Stadt voller merkwürdiger Versuchungen”, sagt Brigge. „Was mich betrifft, ich muss zugeben, dass ich ihnen in gewisser Beziehung erlegen bin.”
JULIA MEYER-HERMANN
UWE SCHULZ: Paris. Literarische Spaziergänge. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2003, 260 Seiten, 10 Euro.
MICHAEL ANGELE/CLEMENS ZAHN: Berlin. Stadt der Dichter. Knesebeck Verlag, München 2003, 224 Seiten, 160 Abbildungen in Farbe, 49,90 Euro.
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