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3 Kundenbewertungen

"Ich wollte anfangs nur ein paar Szenen aus meiner eigenen Familie festhalten - natürlich Szenen um meine Söhne Caspar und Jacob. Aber dann machte sich das Geschriebene selbständig. Es stieß eine Figur dazu, die ich vorher noch gar nicht gekannt hatte: ein rothaariges Mädchen, quirlig und frech wie Pippi Langstrumpf, aber mit ganz modernen Problemen. Nach einem Jahr war ein ausgewachsener Roman entstanden. Er heißt nach einer stillen Hauptfigur Belgische Riesen'. Ich denke, das Thema von Belgische Riesen' betrifft Kinder so gut wie Erwachsene. Liebe und Freundschaft können in jedem Alter…mehr

Produktbeschreibung
"Ich wollte anfangs nur ein paar Szenen aus meiner eigenen Familie festhalten - natürlich Szenen um meine Söhne Caspar und Jacob. Aber dann machte sich das Geschriebene selbständig. Es stieß eine Figur dazu, die ich vorher noch gar nicht gekannt hatte: ein rothaariges Mädchen, quirlig und frech wie Pippi Langstrumpf, aber mit ganz modernen Problemen. Nach einem Jahr war ein ausgewachsener Roman entstanden. Er heißt nach einer stillen Hauptfigur Belgische Riesen'. Ich denke, das Thema von Belgische Riesen' betrifft Kinder so gut wie Erwachsene. Liebe und Freundschaft können in jedem Alter wunderbar sein oder viel Schmerz bereiten. Vielleicht kann das Buch eines für Kinder und Erwachsene werden. Ich habe versucht, eine große und eine kleine Geschichte ineinander zu flechten. Und ich habe versucht, alle meine Leser zum Lachen zu bringen." (Burkhard Spinnen)
Autorenporträt
Burkhard Spinnen, geboren 1956 in Mönchengladbach, Studium der Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster, 1989 Promotion. Wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, seit 1996 freier Autor in Münster. Preise und Auszeichnungen: u. a. 1991 aspekte-Literaturpreis, 1996 Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung und 2004 den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld für sein bisheriges Gesamtwerk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.01.2005

Gut und günstig
Taschenbücher
BURKHARD SPINNEN: Belgische Riesen. Omnibus (21529) 2004. 224 S., 6,90 Q.
Konrads Welt ist in Ordnung. Er hat sogar einen Vater, der seinen beiden Söhnen jeden Abend eine selbst erfundene Gutenacht-Geschichte erzählt. In den großen Ferien ist die Familie in die Neubau-Siedlung Dransfeld am Rande der Stadt gezogen. Alle 47 Häuser sehen gleich aus, und in den meisten Häusern wohnen Familien mit zwei Kindern. Das macht 188 Kinder, hat Konrad ausgerechnet und beschlossen, in den Ferien alle Kinder kennen zu lernen. Dazu führt er ein Dransfeld-Untersuchungs- Heft und notiert akribisch genau, in welchem Haus welche Kinder wohnen und was so ihre Hobbys sind. Unnötig zu erwähnen, dass Häuser mit Mädchen völlig uninteressant sind, denn mit Mädchen spielen ist absolut out. Das sagen jedenfalls alle Jungen in Konrads Schule „und wenn alle es sagen, dann wird es wohl stimmen.” Konrad hat mit seinen Untersuchungen bei Haus Nr. 1a angefangen, und alles läuft wie erwartet. Bis er zu Haus Nr. 28b kommt. Keine Blumen im Vorgarten, keine Gardinen im Küchenfenster, kein schön gestaltetes Namensschild und in der Garage statt des für Dransfeld üblichen Volkswagen Passat eine verbeulte, alte Blechkiste und dahinter ein Stall mit einem riesigen Kaninchen. Das sei ein Belgischer Riese erfährt Konrad von Friederike, alias Fridz mit d, einem Mädchen, wie sich peinlicherweise herausstellt, und ehe Konrad sich versieht, hat er eine Verabredung mit eben dieser Fridz am Hals. Was nun folgt, passt so gar nicht in Konrads heile Welt. Fridz` Eltern haben sich nämlich gerade getrennt, und Fridz plant einen Rachefeldzug gegen die neue Freundin des Vaters. Dabei hat sie nicht nur dem armen Konrad, sondern auch dem Belgischen Riesen eine Rolle zugedacht.
Was bei weniger begabten Erzählern zu einem komplizierten Problembuch stilisiert worden wäre, liest sich bei Burkhard Spinnen - nicht zuletzt durch die eingeschobenen Passagen der väterlichen Gutenachtgeschichte - heiter und vergnüglich und macht einfach gute Laune. (ab 10 Jahre)
MICHAEL MORPURGO: Die schwarze Hexe. Aus dem Englischen von Fred Schmitz. Mit Zeichnungen von Tony Ross. Dtv junior (70881) 2004. 112 Seiten, 5 Euro.
Das neue Haus mit einem eigenen Zimmer und einem großen Garten schien für Billy und seine Familie in jeder Beziehung ideal zu sein, wäre da nicht diese unheimliche Mrs. Blume im Nachbarhaus gewesen, die in der Straße nur „Die schwarze Hexe” hieß. Und nun war Billy auch noch wegen Muckel, dem heiß geliebten Kaninchen seiner kleinen Schwester, in die Fänge dieser Hexe geraten, und sie hatte ihn mit ihren Zauberkräften dazu gebracht, Dinge zu tun, die er eigentlich gar nicht wollte. Aber sie hatte Billy unterschätzt und schon bald war er ihrem Geheimnis auf der Spur.
In Michael Morpurgos Kindergeschichten kommen oft Gespenster oder Hexen vor. Sie lesen sich leicht und bieten, zusammen mit den skurrilen Illustrationen von Tony Ross, beste Unterhaltung. (ab 8 Jahre).
HILDE ELISABETH MENZEL
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.10.2000

Ein Glück, daß Fridz noch gekommen ist
Mit Waldschlangen-Poetik: Burkhard Spinnens Kinderbuch

Übrigens: Burkhard Spinnen hat jetzt auch ein Kinderbuch geschrieben. Das passiert vielen Schriftstellern, die auch Eltern sind. Der Auslöser ist fast immer der gleiche: die Gutenachtgeschichte. Wer als Elternteil auf sich und seine Phantasie hält, liest abends nicht vor, was ein anderer geschrieben hat, sondern denkt sich selber etwas aus. Vorteil: Man kann die Länge der Fortsetzungskapitel eigenmächtig festsetzen und aktuelle Bezüge aus dem Alltag der Jugend unterbringen, was Gelegenheit zu verdeckten erzieherischen Maßnahmen und Ermittlungen bietet.

Auch Burkhard Spinnen scheint das Gutenachtgeschichtenerzählen bestens zu kennen. Und ein wenig foppt er seine Leser, indem er zu Anfang Anstalten macht, nun ebenfalls eine Geschichte nach Hausmacherart vorzulegen, mit allen Abschweifungen und Langatmigkeiten, die einem Papa so einfallen, wenn ihm sonst nichts einfällt. Dazu kommen die Kommentare, Fragen und Änderungswünsche der Söhne Konrad und Peter (zehn und fünf Jahre alt) und, als running gag, das notorische Getrete vor allem des Jüngsten in Papas Bauch, wenn's spannend wird.

So hören wir mit den beiden Jungen die Geschichte von der Waldschlange Anabasis, die im tiefsten Dickicht des Dschungels einen geheimnisvollen unterirdischen Kristall bewachen muß, den aber der berühmte Professor Franzkarl Forscher erforschen will, behindert von einem Doktor B Punkt Trüger, der wie Professor Forscher den wichtigen Knobelpreis ergattern will, den Alfred Knobel gestiftet hat aus Ärger über das deprimierendste und elternfeindlichste Spiel aller Zeiten, nämlich "Mensch-ärgere-dich-nicht". Die Waldschlange aber . . . , und so weiter, gähn.

Ach, was wäre aus Burkhard Spinnens Buch geworden, wenn Fridz nicht aufgetaucht wäre? Auch rhetorische Fragen müssen manchmal beantwortet werden: Es wäre ein ausgezeichnetes Kinderbuch vor allem für Eltern daraus geworden, mit anrührendem, intelligentem Kindermund und trefflichen Milieubeschreibungen aus dem Kleinfamilienhaus-Neubaugebiet. Dies alles in der so präzisen wie sensiblen Sprache, die Spinnens Markenzeichen ist und mit der er die scheinbar unbedeutenden Alltagskleinigkeiten wunderbar grau in grau zu stricheln versteht.

Es wäre ein Buch geworden, das zeigt, daß Sprache für Kinder weder ironiefrei noch sonstwie putzig sein muß. Kinder mit Durchhaltevermögen wären in den Genuß eines Rhetorik-Grundkurses gekommen, sehr nützlich in sogenannten Verhandlungsfamilien. Zudem hätten wir anhand der Gespräche und Gedanken zur Waldschlangen-Geschichte einen interessanten Ansatz für eine Poetik der Kinderliteratur kennengelernt. Dafür hätten wir auch die Selbstzufriedenheit dieses Papas hingenommen, der in der ersten Hälfte der Geschichte ziemlich im Vordergrund steht als eine sympathische, witzige und souveräne heimliche Hauptfigur mit erstaunlicher Ähnlichkeit zum Autor. Keine Frage, "Belgische Riesen" wäre ein ungewohntes, lustiges und brauchbares Kinderbuch, auch ohne Fridz.

Aber plötzlich steht sie da, frech und fordernd, als wollte sie sagen: "Hör mal auf mit dem Geschwafel von der dämlichen Waldschlange! Laß aus Worten Taten werden! Mach, daß was passiert! Bring Konrad auf Zack!" Denn Konrad, da hat sie recht, ist bisher etwas lahm mit der Geschichte mitgezockelt, grübelnd, leicht zwanghaft, vorsichtig - ein Junge, der nicht gerade auf Abenteuer erpicht ist. Deswegen meidet er auch die Mädchen. Bei Fridz ist er auf den Namen reingefallen - wer ahnt schon, daß es die Abkürzung von Friederike ist. Bei Fridz ist so einiges anders. Als Konrad das erste Mal bei ihr zu Hause ist, registriert er staunend, welche kleinfamilientypischen Requisiten dort fehlen - keine bunten Namensbuchstaben an der Kinderzimmertür, kein Passat in der Einfahrt, um nur die wichtigsten zu nennen. Und kein Papa.

"Mama und Papa lieben sich nicht mehr. Kurz vor dem Umzug haben sie beschlossen sich zu trennen. So ist das", teilt Fridz ihm mit, und daß es da eine Kristine gibt, die an allem schuld ist, weil sie Papas neue Freundin ist, "diese dämliche Ziege". Fridz kennt sich auch sonst mit Scheidungsgeschichten gut aus. Konrad kommt sich plötzlich wie ein Mensch ohne jede Lebenserfahrung vor. Fridz' großen Eltern-Scheidungs-Test besteht er knapp mit 3:2 gegen Scheidung. Aber Lebenserfahrung sammelt er jetzt trotzdem reichlich. Mit Fridz.

Als hätte sich Spinnen seine eigenen Waldschlangen-Forderungen für eine spannende Kindergeschichte zu Herzen genommen, legt er los: Der bedächtige Konrad wird - zeitweise - zum Draufgänger, der Fridz bei der Racheaktion gegen Kristine mit allem beisteht, was er aufbringen kann an Todesverachtung, Treue zu sich selbst und Taschengeld. Bei den Waldschlangen-Sessions kann er noch ein paar verdeckte Fragen loswerden, sonst handelt er jetzt eigenständig. Bis es ihm zuviel wird und die Geschichte in einem Kuddelmuddel endet, so unlogisch und glaubwürdig, wie es nur Kinder anstellen können. "Können wir was Schönes machen?" fragt er seine Familie, nachdem alles vorbei ist und er fünf Minuten lang geweint hat. "Mir zuliebe." Wenn sie nicht schon mittendrin wären, könnte man ihnen vorschlagen, zusammen "Belgische Riesen" zu lesen. Das ist etwas sehr Schönes.

MONIKA OSBERGHAUS

Burkhard Spinnen: "Belgische Riesen". Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2000. 291 S., geb., 29,80 DM. Ab 9 J.

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