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Vorwort Beinahe himmlisch könnte man den Ort beschreiben, der für mich wie ein eigener kleiner Planet erscheint. Das Wort Hospiz schreckt heutzutage immer noch fast alle Menschen ab. Sie verbinden es mit Finsternis und Elend, Schmerzen und Schrecken. Als ich einer ehemaligen Kollegin von meiner neuen Tätigkeit im Hospiz berichten wollte, meinte sie: "Ne, lass man. Ich beschäftige mich lieber mit den Lebenden." Selbst als ehemalige Religionslehrerin hatte sie wohl ein ganz schräges Bild im Kopf. Ehrenamt im Hospiz bedeutet Zeit zu schenken, und zwar denjenigen, die wissen, dass sie davon nicht…mehr

Produktbeschreibung
Vorwort Beinahe himmlisch könnte man den Ort beschreiben, der für mich wie ein eigener kleiner Planet erscheint. Das Wort Hospiz schreckt heutzutage immer noch fast alle Menschen ab. Sie verbinden es mit Finsternis und Elend, Schmerzen und Schrecken. Als ich einer ehemaligen Kollegin von meiner neuen Tätigkeit im Hospiz berichten wollte, meinte sie: "Ne, lass man. Ich beschäftige mich lieber mit den Lebenden." Selbst als ehemalige Religionslehrerin hatte sie wohl ein ganz schräges Bild im Kopf. Ehrenamt im Hospiz bedeutet Zeit zu schenken, und zwar denjenigen, die wissen, dass sie davon nicht mehr viel haben werden, die wissen, wie wertvoll jeder schmerzfreie Augenblick sein kann. Bewohner eines Hospizes werden nicht etwa Patienten genannt, sondern respektvoll Gäste. In meinen Geschichtchen habe ich ihnen andere Namen gegeben als ihre eigenen. Manchmal sitze ich nur schweigend bei einem Gast, der sich sonst allein fühlen könnte. Wie ich mit ihm in Kontakt trete, ergibt sich aus der jeweiligen Situation heraus. Gelegentlich ist ein Festhalten einer oder beider Hände erwünscht, oder auch eine entspannende Fußmassage. Oft freut sich ein Gast über einen kleinen Spaziergang durch den wundervollen Garten, den er allein nicht mehr schaffen würde. Ab und zu begleite ich auch jemanden zum Facharzttermin, weil z.B. ein Zahnarzt oder ein Radiologe nicht ins Haus kommen kann. Oder ich fahre mit ihm an seinen Lieblingsort oder ein bisschen einkaufen und gemütlich irgendwo Kaffee trinken. Nur selten werde ich gebraucht, um letzte Hilfe zu leisten. Früher im Schuldienst war es kaum vorstellbar, unvorbereitet und ohne Material zu erscheinen. Beim Betreten des Hospizes komme ich mit leeren Händen und weiß nie genau, wer und was mich erwartet, wie der Zustand der Gäste sich verändert hat oder ob etwa jemand Neues eingezogen ist. Vielleicht müssen auch Angehörige getröstet werden, die gerade ein Familienmitglied verloren haben. Aber immer habe ich das gute Gefühl, dass ich hier etwas Sinnvolles tun kann. Dabei versuche ich zu schenken und werde immer selber reich beschenkt. Wenn ich bedenke, wie viele Lebensgeschichten mir von den unterschiedlichsten Menschen anvertraut worden sind, wird mir ganz warm ums Herz. Ein Lächeln in ein Gesicht zu zaubern bei jemandem, der nicht mehr in der Lage ist, danke zu sagen, ist wahres Glück. Wenn ich das Haus verlasse, um nach Hause zu gehen, verlasse ich beinahe schwebend diesen besonders wunderbaren Planeten.
Autorenporträt
Marguerite La Baume Geboren wurde Marguerite La Baume 1951 in Schleswig, aber aufgewachsen ist sie im rheinischen Köln. Nach 20 Jahren Großstadt zog es sie aufs Land nach Lohmar, wo ihre beiden Kinder eine behütete und doch ziemlich freie Zeit erleben konnten. Sie unterrichtete dort 40 Jahre lang an der Realschule ihr Lieblingsfach Kunst und war Beratungslehrerin, weil sie die Persönlichkeitsbildung immer mehr interessiert hat als die Leistungssteigerung. Seitdem sie im Ruhestand ist, arbeitet sie ehrenamtlich in einem nahegelegenen Hospiz.