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Die "Begriffsgeschichte" Reinhart Kosellecks gehört zu den eindrucksvollsten Projekten der deutschen Geschichtswissenschaft nach 1945. Dieser Band berücksichtigt nicht nur ihre zunehmende interdisziplinäre Bedeutung, sondern stellt sie auch in ihren historischen Kontext. Welches waren die persönlichen Erfahrungen und geistigen Einflüsse, die auf den Historiker und Intellektuellen Reinhart Koselleck wirkten? Von welchem theoretischen Erbe zehrte insbesondere seine Methode? Wie sind der Ertrag und die möglichen Defizite seiner begriffsgeschichtlichen Forschung zu bilanzieren? Und schließlich:…mehr

Produktbeschreibung
Die "Begriffsgeschichte" Reinhart Kosellecks gehört zu den eindrucksvollsten Projekten der deutschen Geschichtswissenschaft nach 1945. Dieser Band berücksichtigt nicht nur ihre zunehmende interdisziplinäre Bedeutung, sondern stellt sie auch in ihren historischen Kontext. Welches waren die persönlichen Erfahrungen und geistigen Einflüsse, die auf den Historiker und Intellektuellen Reinhart Koselleck wirkten? Von welchem theoretischen Erbe zehrte insbesondere seine Methode? Wie sind der Ertrag und die möglichen Defizite seiner begriffsgeschichtlichen Forschung zu bilanzieren? Und schließlich: Wie ist Kosellecks Weg von der Begriffsgeschichte zur begriffenen Geschichte zu denken? Der Band versammelt wegweisende Abhandlungen zu diesem Thema sowie Originalbeiträge unter anderem von Lucian Hölscher, Hans Joas, Jürgen Kocka, Christian Meier, Gabriel Motzkin und Willibald Steinmetz.
Autorenporträt
Joas, HansHans Joas, geboren 1948, ist Ernst-Troeltsch-Honorarprofessor an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlinsowie Professor für Soziologie an der Universität Chicago. Für sein Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Hans-Kilian-Preis, dem Max-Planck-Forschungspreis, dem Prix Ricoeur und zuletzt mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2011

EIN AUFSATZ
Machtanspruch
und Skepsis
Wie Reinhart Koselleck
von Carl Schmitt lernte
Was hat Reinhart Kosellecks Begriffsgeschichte – das wichtigste theoretische Vermächtnis der deutschen Nachkriegshistorie – mit Carl Schmitt zu tun? Diese Frage drängte sich Schülern Kosellecks seit jeher auf, ohne dass sie von ihrem Lehrer deutliche Antwort erhalten hätten. Jetzt hat der Schmitt-Biograph Reinhard Mehring in einem auch sonst lesenswerten Sammelband zur Begriffsgeschichte den ersten Grundriss einer Antwort skizziert (Reinhard Mehring: Begriffsgeschichte mit Carl Schmitt. In: Begriffene Geschichte. Beiträge zum Werk Reinhart Kosellecks, hrsg. von Hans Joas und Peter Vogt, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Berlin 2011, 590 Seiten, 18 Euro). Mehring stützt sich dabei erstmals auf den im Nachlass Schmitts erhaltenen Briefwechsel, den die beiden Gelehrten seit Beginn der fünfziger Jahre, also seit Kosellecks Heidelberger Studentenzeit, miteinander führten. Dabei erscheint nun in gebührender Klarheit, dass Carl Schmitt Kosellecks wichtigster Lehrer war, sogar noch vor Karl Löwith. So las Schmitt Kosellecks Dissertation „Kritik und Krise“, die er später rezensierte, bereits aufmerksam im Manuskript. Schmitts Tochter Anima war Kosellecks Kommilitonin in Heidelberg. Der Austausch immer ausführlich kommentierter Schriften zwischen beiden Autoren brach nie ab.
Mehring hält einleitend fest, dass die Begriffsgeschichte im Gegensatz zur diffuseren, stärker auf Situationen ausgerichteten Ideengeschichte einen eigenen Geltungsanspruch hat: Sie zielt auf starke Thesen, weil sie es selbst mit fixierten Geltungsansprüchen zu tun hat. Und so enthüllte der juristische Begriffshistoriker Carl Schmitt die theologischen und weltanschaulichen Hintergründe von scheinbar neutralen Rechtsbegriffen und drang bis zu den Machtansprüchen hinter den begrifflichen Entscheidungen vor.
Kosellecks Verfahren ist soziologischer, realhistorischer: Begriffe haben Trägerschichten und Funktionen, sie sind nicht nur „Indikatoren“, sondern auch „Promotoren“ der Sachgeschichte, sie fassen also nicht nur Erfahrenes zusammen, sondern treiben die historische Bewegung weiter, vor allem im Übergangsprozess von der ständischen zur modernen Gesellschaft. Daraus aber wird bei Koselleck im Zeitalter totalitärer Katastrophen eine fast konservativ anmutende Begriffsskepsis, die nicht nur auf das Stummgebliebene in den Gewalterfahrungen der Opfer verweist, sondern überhaupt große Meistererzählungen ablehnt. „Deshalb“, so Mehring, „verzichtet er auf geschichtspolitische Sinnstiftungen und Elogen auf die bundesrepublikanische Demokratie“, im Gegensatz zu seinen jüngeren Bielefelder Kollegen mit ihren Läuterungskonzepten zur jüngsten deutschen Geschichte.
Mehrings komprimierter Schnelldurchlauf durch die Werke zweier Großdenker, seine hochinteressanten Zitate aus dem Schmitt-Nachlass zeigen, dass hier eine umfassende Darstellung größten Gewinn verspricht, auf der Grundlage einer Edition des Briefwechsels, die man nur als dringend nötig bezeichnen kann. GUSTAV SEIBT
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»Fünf Jahre nach seinem Tod dokumentiert nun ein ausgezeichneter Sammelband Kosellecks enorme Wirkung.« Alexander Cammann DIE ZEIT 20110616