Benedict Wells
Buch
Becks letzter Sommer
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- Verlag: Diogenes Verlag AG
- ISBN-13: 9783257861808
- Artikelnr.: 25039068
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© BÜCHERmagazin, Dirk Speckmann (ds)
Götterspeise als Hauptgang
Benedict Wells rast genialisch über den Balkan
Robert Beck ist Ende dreißig, als kauziger Alleinstehender mit Bauch und Unfrisur von wallanderscher Erscheinung, aber ohne das idealistische Berufsethos des verbissenen Kommissars: Beck ist als Lehrer eine Null; er ist einer, der sich in Momenten der Desillusionierung daran erinnert, nie Illusionen gehabt zu haben.
Der junge Münchner Autor Benedict Wells lässt die Titelfigur seines nun auch als Taschenbuch erschienenen Debütromans ein noch ausreichendes, tendenziell aber mangelhaftes Dasein führen. Doch plötzlich hat dieser Beck, der nicht mehr an ein aufregendes Leben geglaubt hat, eine Epiphanie in Gestalt des jungen Litauers
Benedict Wells rast genialisch über den Balkan
Robert Beck ist Ende dreißig, als kauziger Alleinstehender mit Bauch und Unfrisur von wallanderscher Erscheinung, aber ohne das idealistische Berufsethos des verbissenen Kommissars: Beck ist als Lehrer eine Null; er ist einer, der sich in Momenten der Desillusionierung daran erinnert, nie Illusionen gehabt zu haben.
Der junge Münchner Autor Benedict Wells lässt die Titelfigur seines nun auch als Taschenbuch erschienenen Debütromans ein noch ausreichendes, tendenziell aber mangelhaftes Dasein führen. Doch plötzlich hat dieser Beck, der nicht mehr an ein aufregendes Leben geglaubt hat, eine Epiphanie in Gestalt des jungen Litauers
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Rauli, eines mit Unauffälligkeit gestraften Siebzehnjährigern, der Gitarre spielen und singen kann wie ein junger Gott. Der verhinderte Rockstar Beck entdeckt dieses Ausnahmetalent, will ihm Gottvater sein und muss sich doch mit der Rolle des Jüngers abfinden. Denn sosehr sich Beck auch müht und Geld und Leidenschaft investiert, er wird eine Fußnote bleiben in Raulis Karriere. Einen Sommer lang aber darf Beck träumen.
Neben Rauli gibt es nur wenige Menschen in Becks Leben. Da wären die verführerische, aber unerreichbare Schülerin Anna Lind, die geliebte, aber in die Ferne schweifende Kellnerin Lara, sein bester Freund, der wahnsinnige Deutschafrikaner Charlie, und der weise, aber verhasste Bob Dylan. Gesprengt wird die Konstellation, als Charlie aus der Klapsmühle ausbricht und Beck drängt, ihn nach Istanbul, zu seiner Mutter, zu bringen. Rauli will auch mit, und so wird aus einem Münchner Midlife-Crisis-Schwank ein südeuropäisches Gangster-Roadmovie.
Schulhofschnuten weichen abgeklärten Nutten, Rangeleien Schießereien und Todesahnungen dem wirklichen Sterben. Mit zunehmender Rasanz verläuft sich aber leider auch der Autor als Figur immer öfter in die Geschichte ("Beck und ich, Teil 6"), die diesen Eingriff gar nicht nötig hätte. Die Wendung zum Roadmovie ist einer Phobie des Autors geschuldet: Wells kennt die beschriebene Strecke, sein Fernweh trieb ihn einst in die Türkei, seine Flugangst zuvor ins Auto. Wells erzählt aber nicht wie ein naiver Rucksacktourist, der lieber ein Buch statt eines Blogs schreibt, sondern beängstigend routiniert, mit Witz und Verve, mit beiden Beinen fest im pathosfreien Jetzt, das in diesem Fall das Ende der Neunziger ist.
Robert Beck erinnert stark an den Englischprofessor Grady Tripp aus Michael Chabons "Wonder Boys", vom Neid des Lehrers auf ein junges, stets schwindelndes Genie über das Laster des Kiffens bis hin zu dem Schlamassel, auf den der Protagonist in einem kaputten Auto zurast. Wells' Geschichte verläuft furios, aber in bekannten Bahnen: Highway revisited. Wie die beste Melodie, die Rauli in diesem Sommer spielt, die keine umwerfend neue, nie gehörte ist - "auch Beck fragte sich, woher er diesen Song kannte" -, sondern ein eingängiges Lied, dem es an Originalität, aber nicht an Qualität fehlt, so ist auch der Roman mitreißend, aber alles andere als eine Neuerfindung des Genres.
Doch möchte man auch dann noch weiterlesen, wenn der Geschichte am Ende die Puste ausgeht. Ein genialer Schnaufer wird doch noch kommen, denkt man sich, allerdings vergeblich. Die B-Seite - so heißt der zweite Teil des Buches in Wells' Vinylsprache - ist eben nur eine B-Seite. Die Musikpresse würde schreiben: Eine schwache B-Seite Raulis ist aber immer noch besser als die beste A-Seite eines ordentlichen Musikers wie Beck. Also demnächst ein bisschen mehr Genie bitte.
MARTIN WITTMANN
Benedict Wells: "Becks letzter Sommer". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 464 S., br., 10,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neben Rauli gibt es nur wenige Menschen in Becks Leben. Da wären die verführerische, aber unerreichbare Schülerin Anna Lind, die geliebte, aber in die Ferne schweifende Kellnerin Lara, sein bester Freund, der wahnsinnige Deutschafrikaner Charlie, und der weise, aber verhasste Bob Dylan. Gesprengt wird die Konstellation, als Charlie aus der Klapsmühle ausbricht und Beck drängt, ihn nach Istanbul, zu seiner Mutter, zu bringen. Rauli will auch mit, und so wird aus einem Münchner Midlife-Crisis-Schwank ein südeuropäisches Gangster-Roadmovie.
Schulhofschnuten weichen abgeklärten Nutten, Rangeleien Schießereien und Todesahnungen dem wirklichen Sterben. Mit zunehmender Rasanz verläuft sich aber leider auch der Autor als Figur immer öfter in die Geschichte ("Beck und ich, Teil 6"), die diesen Eingriff gar nicht nötig hätte. Die Wendung zum Roadmovie ist einer Phobie des Autors geschuldet: Wells kennt die beschriebene Strecke, sein Fernweh trieb ihn einst in die Türkei, seine Flugangst zuvor ins Auto. Wells erzählt aber nicht wie ein naiver Rucksacktourist, der lieber ein Buch statt eines Blogs schreibt, sondern beängstigend routiniert, mit Witz und Verve, mit beiden Beinen fest im pathosfreien Jetzt, das in diesem Fall das Ende der Neunziger ist.
Robert Beck erinnert stark an den Englischprofessor Grady Tripp aus Michael Chabons "Wonder Boys", vom Neid des Lehrers auf ein junges, stets schwindelndes Genie über das Laster des Kiffens bis hin zu dem Schlamassel, auf den der Protagonist in einem kaputten Auto zurast. Wells' Geschichte verläuft furios, aber in bekannten Bahnen: Highway revisited. Wie die beste Melodie, die Rauli in diesem Sommer spielt, die keine umwerfend neue, nie gehörte ist - "auch Beck fragte sich, woher er diesen Song kannte" -, sondern ein eingängiges Lied, dem es an Originalität, aber nicht an Qualität fehlt, so ist auch der Roman mitreißend, aber alles andere als eine Neuerfindung des Genres.
Doch möchte man auch dann noch weiterlesen, wenn der Geschichte am Ende die Puste ausgeht. Ein genialer Schnaufer wird doch noch kommen, denkt man sich, allerdings vergeblich. Die B-Seite - so heißt der zweite Teil des Buches in Wells' Vinylsprache - ist eben nur eine B-Seite. Die Musikpresse würde schreiben: Eine schwache B-Seite Raulis ist aber immer noch besser als die beste A-Seite eines ordentlichen Musikers wie Beck. Also demnächst ein bisschen mehr Genie bitte.
MARTIN WITTMANN
Benedict Wells: "Becks letzter Sommer". Roman. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 464 S., br., 10,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Ausnahmetalent in der jungen deutschen Literatur.«
Broschiertes Buch
Seite A: Die Geschichte gefällt mir gut, auch wenn ich so gar keine Ahnung von Musik und Bob Dylan habe. Natürlich hat man von der Musik gehört und auch schon angehört, aber ich hätte, zugegeben, die Titel nicht erkannt. Die Geschichte an sich baut sich gut auf, so dass man …
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Seite A: Die Geschichte gefällt mir gut, auch wenn ich so gar keine Ahnung von Musik und Bob Dylan habe. Natürlich hat man von der Musik gehört und auch schon angehört, aber ich hätte, zugegeben, die Titel nicht erkannt. Die Geschichte an sich baut sich gut auf, so dass man eigentlich nur weiterlesen kann. Am besten gefällt mir die Figur des Charlie. Warum? Ich weiß es auch nicht so genau, vielleicht ist es die Zerrissenheit, das Überfordertsein, die Angst. Charlie habe ich am ehesten vor meinem bildlichen Auge als alle anderen Figuren. Die Sprünge zwischen den verschiedenen Ansichten und Perspektiven lockern den Text auf, allerdings finde ich den Schreibstil so fließend, dass keine Auflockerung notwendig wäre. Seite B: Leider ist es schon vorbei, aber ich habe gern die Hauptfiguren Lehrer Beck, Chaot Charlie und den litauischen Schülermusiker Rauli auf ihrer Reise begleitet. Die Geschichte hat eine andere Wendung genommen als ich es nach der Seite A gedacht habe. Die Handlung hat an Dynamik zugenommen und die Reise in die Türkei war teilweise sogar spannend. Teilweise traurig (Charlie), teilweise zweifelnd (Herr Beck) und manchmal doch etwas kitschig, aber insgsamt ist es ein rundum gelungenes Buch, was neugierig macht auf die anderen Werke des Autoren.
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