
Bayerisches Kochbuch
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Produktdetails
- Verlag: Birken-Verlag
- 55. Aufl. 1998.
- Deutsch
- Abmessung: 21, 5 cm
- Gewicht: 1395g
- ISBN-13: 9783920105031
- ISBN-10: 3920105036
- Artikelnr.: 00382344
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Keine Angst vor weißer Soße
Seit mehr als 80 Jahren gibt es das "Bayerische Kochbuch". Ein Klassiker für Leute, die das Kochen dem Angeben vorziehen. Ein Stückchen Emanzipation gibt es gratis dazu.
Von Eva-Maria Magel
Seinen Siegeszug in unserer Familie hat das blaue Buch mit einer Merkwürdigkeit angetreten: einer Schüssel voll etwas unförmiger, etwas zu knusprig gebräunter kleiner Kugeln, die wir Kinder in Windeseile wegfraßen, ohne auf die dazugehörige Suppe zu warten. Unsere Mutter hatte, schimpfend, schwitzend, aber dann nicht schlecht stolz auf das Ergebnis, "gebackene Mehlerbsen" produziert, frittierten Brandteig im Miniaturformat. Backerbsen. Das kannten wir allenfalls aus den Zellophantüten im
Seit mehr als 80 Jahren gibt es das "Bayerische Kochbuch". Ein Klassiker für Leute, die das Kochen dem Angeben vorziehen. Ein Stückchen Emanzipation gibt es gratis dazu.
Von Eva-Maria Magel
Seinen Siegeszug in unserer Familie hat das blaue Buch mit einer Merkwürdigkeit angetreten: einer Schüssel voll etwas unförmiger, etwas zu knusprig gebräunter kleiner Kugeln, die wir Kinder in Windeseile wegfraßen, ohne auf die dazugehörige Suppe zu warten. Unsere Mutter hatte, schimpfend, schwitzend, aber dann nicht schlecht stolz auf das Ergebnis, "gebackene Mehlerbsen" produziert, frittierten Brandteig im Miniaturformat. Backerbsen. Das kannten wir allenfalls aus den Zellophantüten im
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Supermarkt. Es waren die achtziger Jahre, man las den Kolumnenfeldzug von Gourmetchefkritiker Wolfram Siebeck gegen die deutsche Küche, aß Gemüse lieber halbroh mit Salzbutter als in weißer Soße und übte sich in mediterraner Küche. In Vaters Garten wippten die ersten Stengel Rucola im Sommerwind, den Samen hatte er im Italien-Urlaub erstanden.
Der Weg unserer Mutter von der Kinderpause zurück ins Berufs- und Büroleben begann gewissermaßen mit einer Selbstvergewisserung. Damit, etwas von der Pieke auf zu lernen, was sie ohnehin schon grandios konnte: kochen. Und seit dem ersten Tag ihres Hauswirtschaftslehrgangs hat uns das Buch nie mehr verlassen, leuchtend blau, mit einem Titel in Fraktur: "Bayerisches Kochbuch". Keine Hochzeit, kein neugegründeter Hausstand, ohne dass dieser Klassiker verschenkt wird. Und das, obwohl ganze Jahrzehnte hipper Kochzeitschriften und einige hundert Hochglanzkochbücher in unseren Regalen stehen. Während dort mit Fotostrecken "geniale" Pasta oder "göttliche" Pasteten angepriesen werden, liest man in der jüngsten Ausgabe der blauen Fibel: "Dippen heißt eintauchen oder tunken; es ist eine zunehmend beliebte Art, pikante, dicke Soßen zu essen."
Damit ist alles gesagt. Und dieser geradezu ethnologisch-nüchterne Blick auf die Moden der Kulinarik legt sich auf das Krakeelen vieler Fernseh- und Freizeitköche wie sanfte Buttersauce.
Wer wissen will, wie viel Suppe eine Vorspeisenportion ausmacht, welches Teil vom Schwein am besten für Gulasch geeignet ist, welche Getränke "Fruchtsaft" heißen dürfen oder was man für ein fieberndes Kind zubereiten sollte, ist seit mehr als 80 Jahren beim "Bayerischen Kochbuch" bestens aufgehoben. Wer nach einem Rezept für Schornbladln sucht, geht leicht fehl: Allzu bayerisch ist das Kochbuch trotz seines Namens nicht - auch wenn der Quark dort "Topfen" heißt und es Rezepte für Apfelstrudel, Knienudeln oder selbstgemachte Milzwurst gibt.
In der ersten Ausgabe von 1931 steht vermutlich nicht, dass man die auch fertig beim Metzger kaufen kann, zumindest in Bayern. Ein bisschen was hat sich doch getan im Kosmos des "Bayerischen Kochbuchs", dessen Vorwort bis heute von "Oberregierungs-Landwirtschaftsrätin a. D." Maria Hofmann gezeichnet ist - obwohl die Dame, Jahrgang 1906, längst verblichen und seit geraumer Zeit der Neffe der Autorin, der Medizinprofessor Helmut Lydtin, Herausgeber und Bearbeiter dieses Erbes ist. Weshalb die moderne Ernährungslehre und Diäten für verschiedene Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht oder Diabetes fast 200 der knapp 1000 Seiten ausmachen - samt einer Nährwerttabelle.
"Da müssen die anderen sich schon anstrengen", sagt Lydtin verhalten stolz. Das und der hohe Wiedererkennungswert des Buchs, das keine Moden mitmache, seien Grund des Erfolgs, glaubt er. Jedes Jahr werden, hauptsächlich in und von Bayern, 20 000 Exemplare gekauft; das "Bayerische Kochbuch", das einzige Werk, das im einst nur dafür gegründeten Birken-Verlag erscheint, bringt es auf eine Gesamtauflage von gut 1,6 Millionen.
Es ist ein Lehrbuch, das Lernen erfordert, "da kommt die Tante halt raus", sagt Lydtin. Modische Gastro-Schwärmereien gibt es nicht, und für Humor ist allenfalls unfreiwillig Platz, im stenographischen Kommandoton der Rezepte ("Röhre nicht öffnen!", "Garprobe!") oder in den Ratschlägen, die unsere Selbstironie kitzeln. Die Menüplanung eines Festessens beginnt konsequent mit Punkt 1: "Kosten werden besser vorher berechnet als nachher bedauert." Und wer glaubt, Küchenmaschinen, "neuzeitliche Elektroherde" und "Halbfertigprodukte" machten das Leben für jene leichter, die Haushalt und Beruf vereinen, bekommt zu lesen: "Erhöhte Rationalisierung erfordert erhöhte Denkleistung." Weder Designer-Equipment noch Fonds werden auch nur erwähnt, gekocht wird mit "Brühe", und das Rezept für Bolognese versteckt sich unter "938. Tomatensoße italienische Art", gekennzeichnet mit einem Sternchen wie alles, was der gestresste Neuzeitmensch in weniger als 30 Minuten zu Tisch bringen kann - frisch gekocht, versteht sich.
Weder diese Arbeitserleichterungen noch berufstätige Hausmänner hat es gegeben, als die junge Hauswirtschaftslehrerin Maria Hofmann im bayerischen Miesbach aus einer Unterrichtssammlung die erste Ausgabe des "Bayerischen Kochbuchs" zusammenstellte. An der Grundhaltung hat sich bis zur heutigen 56. Auflage nichts geändert. Kochen mit "kritischem Urteilsvermögen" will das Werk vermitteln, das Warenkunde, Kochlehre und gut 1700 kaum bebilderte Grundrezepte samt "Verbesserungszutaten" und Sparversionen enthält, von "Aal, blau" bis "Zwiebelsuppe, französische". Sicherheit, Selbständigkeit, Unabhängigkeit vom gedruckten Rezept seien das Ziel, steht seit Jahrzehnten im Vorwort. Nur wer die Grundlagen beherrscht, kann den eigenen Weg gehen.
Irgendwie schwante uns Kindern schon, nicht nur angesichts des hauswirtschaftlichen Ehrgeizes unserer Mutter, dass dieses Kochschulbuch etwas mit Emanzipation zu tun haben musste. Maria Hofmann hat nie geheiratet, dafür aber Generationen von Frauen im ländlichen Raum und deren Lehrerinnen ausgebildet. Der Wunsch nach Souveränität im Kochen und Wirtschaften kam aus der frühen Frauenbewegung, heute ist die "Hausfrau", die bis in die Neunziger im Buch angeredet wurde, fast aus dem Text verschwunden.
Was sich am "Bayerischen Kochbuch" seit 1931 verändert hat, erforscht die Sprachwissenschaftlerin Regina Frisch seit 2009, unter anderem mit einem Stipendium des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, des einstigen Arbeitgebers Hofmanns. Küchen- und Technikgeschichte, Sprache und Struktur, aber auch der Zeitgeist, den etwa die Vorworte spiegeln, beschäftigen die Forscherin, vom nationalsozialistischen Bild der Frau als Kriegerin an der heimischen Herdfront bis zum Trend zur gesunden Ernährung. Dieses Jahr will Frisch ihre Forschungsergebnisse als Buch veröffentlichen - Kulturgeschichte im Spiegel eines Standardwerks.
Inzwischen hat Frisch alle Ausgaben des "Bayerischen Kochbuchs"vom ersten gelbleinen eingeschlagenen Büchlein an erfasst, 50 der 56 Ausgaben besitzt sie selbst und analysiert auch stark benutzte Ausgaben, mit handgeschriebenen Einträgen. Der Inhalt selbst hat sich kaum verändert, und wenn, dann mit Grund - weshalb die Textsorte die Linguistin besonders interessiert. "An den Rezepten und ihrer Sprache ist jahrzehntelang hart gearbeitet worden,", sagt Frisch. So hat sich zuweilen die Reihenfolge der Arbeitsschritte geändert, weil sie sich anders bewährt hat.
Was die Forscherin fasziniert, hat für den Laien Charme: Kaum ein Rezept ist weggefallen in all den Jahren. So steht das "Euter, gebacken" genauso noch im Register wie Fischcurry mit Dosenananas oder reichlich gargekochter Gemüseauflauf wie bei Oma. Hinzugekommen sind im Lauf der Jahre einige Rezepte und auch eine "Mikrowellenkunde" oder Aufklärung über BSE, Kapitel, die Koautor Lydtin wichtig waren, seit er zum Helfer der Tante wurde.
"Man kann es in die Hand nehmen, fängt an zu kochen - und in aller Regel funktioniert es": Genauso hat Lydtin sich als junger Mediziner dem Lebenswerk seiner Tante genähert, beim Forschungsaufenthalt in Augusta, Georgia, wo es nichts zu essen gab, das ihm schmeckte. Bis die Familie ein "Bayerisches Kochbuch" schickte und der blutige Anfänger bald bei den Amerikanern mit selbst ausgezogenem Apfelstrudel Furore machte. Und weil regionale Küche, Familienrezepte und comfort food heute angesagt sind, lässt sich Lydtins Erfolg spielend in einer deutschen Großstadt wiederholen, wo sich der Metzger herzlich freut, wenn jemand unter 60 mal Kalbsnieren oder Bries einkauft. Zwischen dem auswärts "Slow food" essen und es daheim fabrizieren liegen halt meistens Welten - es sei denn, man hält sich an ein Standardwerk wie das blaue Buch.
Und legt die Scheu vor der Mehlschwitze oder "Einbrenne" ab, die dort gleich im zweiten großen Kapitel "Gebundene Suppen" ausführlichst eingeführt wird. Als weiße Gemüsesoße, einst Feindbild der neuen deutschen Küche, kommt sie in den Rezepten übrigens gar nicht so oft vor. Dafür lieben alle unsere Kinder "284. Hühnerfrikassee, I. Art": mit viel weißer Soße. Nur "Mehlerbsen" hat bei uns nie wieder jemand selbst gemacht.
"Bayerisches Kochbuch", von Maria Hofmann und Helmut Lydtin, Birken-Verlag München, 943 Seiten, 25 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Weg unserer Mutter von der Kinderpause zurück ins Berufs- und Büroleben begann gewissermaßen mit einer Selbstvergewisserung. Damit, etwas von der Pieke auf zu lernen, was sie ohnehin schon grandios konnte: kochen. Und seit dem ersten Tag ihres Hauswirtschaftslehrgangs hat uns das Buch nie mehr verlassen, leuchtend blau, mit einem Titel in Fraktur: "Bayerisches Kochbuch". Keine Hochzeit, kein neugegründeter Hausstand, ohne dass dieser Klassiker verschenkt wird. Und das, obwohl ganze Jahrzehnte hipper Kochzeitschriften und einige hundert Hochglanzkochbücher in unseren Regalen stehen. Während dort mit Fotostrecken "geniale" Pasta oder "göttliche" Pasteten angepriesen werden, liest man in der jüngsten Ausgabe der blauen Fibel: "Dippen heißt eintauchen oder tunken; es ist eine zunehmend beliebte Art, pikante, dicke Soßen zu essen."
Damit ist alles gesagt. Und dieser geradezu ethnologisch-nüchterne Blick auf die Moden der Kulinarik legt sich auf das Krakeelen vieler Fernseh- und Freizeitköche wie sanfte Buttersauce.
Wer wissen will, wie viel Suppe eine Vorspeisenportion ausmacht, welches Teil vom Schwein am besten für Gulasch geeignet ist, welche Getränke "Fruchtsaft" heißen dürfen oder was man für ein fieberndes Kind zubereiten sollte, ist seit mehr als 80 Jahren beim "Bayerischen Kochbuch" bestens aufgehoben. Wer nach einem Rezept für Schornbladln sucht, geht leicht fehl: Allzu bayerisch ist das Kochbuch trotz seines Namens nicht - auch wenn der Quark dort "Topfen" heißt und es Rezepte für Apfelstrudel, Knienudeln oder selbstgemachte Milzwurst gibt.
In der ersten Ausgabe von 1931 steht vermutlich nicht, dass man die auch fertig beim Metzger kaufen kann, zumindest in Bayern. Ein bisschen was hat sich doch getan im Kosmos des "Bayerischen Kochbuchs", dessen Vorwort bis heute von "Oberregierungs-Landwirtschaftsrätin a. D." Maria Hofmann gezeichnet ist - obwohl die Dame, Jahrgang 1906, längst verblichen und seit geraumer Zeit der Neffe der Autorin, der Medizinprofessor Helmut Lydtin, Herausgeber und Bearbeiter dieses Erbes ist. Weshalb die moderne Ernährungslehre und Diäten für verschiedene Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht oder Diabetes fast 200 der knapp 1000 Seiten ausmachen - samt einer Nährwerttabelle.
"Da müssen die anderen sich schon anstrengen", sagt Lydtin verhalten stolz. Das und der hohe Wiedererkennungswert des Buchs, das keine Moden mitmache, seien Grund des Erfolgs, glaubt er. Jedes Jahr werden, hauptsächlich in und von Bayern, 20 000 Exemplare gekauft; das "Bayerische Kochbuch", das einzige Werk, das im einst nur dafür gegründeten Birken-Verlag erscheint, bringt es auf eine Gesamtauflage von gut 1,6 Millionen.
Es ist ein Lehrbuch, das Lernen erfordert, "da kommt die Tante halt raus", sagt Lydtin. Modische Gastro-Schwärmereien gibt es nicht, und für Humor ist allenfalls unfreiwillig Platz, im stenographischen Kommandoton der Rezepte ("Röhre nicht öffnen!", "Garprobe!") oder in den Ratschlägen, die unsere Selbstironie kitzeln. Die Menüplanung eines Festessens beginnt konsequent mit Punkt 1: "Kosten werden besser vorher berechnet als nachher bedauert." Und wer glaubt, Küchenmaschinen, "neuzeitliche Elektroherde" und "Halbfertigprodukte" machten das Leben für jene leichter, die Haushalt und Beruf vereinen, bekommt zu lesen: "Erhöhte Rationalisierung erfordert erhöhte Denkleistung." Weder Designer-Equipment noch Fonds werden auch nur erwähnt, gekocht wird mit "Brühe", und das Rezept für Bolognese versteckt sich unter "938. Tomatensoße italienische Art", gekennzeichnet mit einem Sternchen wie alles, was der gestresste Neuzeitmensch in weniger als 30 Minuten zu Tisch bringen kann - frisch gekocht, versteht sich.
Weder diese Arbeitserleichterungen noch berufstätige Hausmänner hat es gegeben, als die junge Hauswirtschaftslehrerin Maria Hofmann im bayerischen Miesbach aus einer Unterrichtssammlung die erste Ausgabe des "Bayerischen Kochbuchs" zusammenstellte. An der Grundhaltung hat sich bis zur heutigen 56. Auflage nichts geändert. Kochen mit "kritischem Urteilsvermögen" will das Werk vermitteln, das Warenkunde, Kochlehre und gut 1700 kaum bebilderte Grundrezepte samt "Verbesserungszutaten" und Sparversionen enthält, von "Aal, blau" bis "Zwiebelsuppe, französische". Sicherheit, Selbständigkeit, Unabhängigkeit vom gedruckten Rezept seien das Ziel, steht seit Jahrzehnten im Vorwort. Nur wer die Grundlagen beherrscht, kann den eigenen Weg gehen.
Irgendwie schwante uns Kindern schon, nicht nur angesichts des hauswirtschaftlichen Ehrgeizes unserer Mutter, dass dieses Kochschulbuch etwas mit Emanzipation zu tun haben musste. Maria Hofmann hat nie geheiratet, dafür aber Generationen von Frauen im ländlichen Raum und deren Lehrerinnen ausgebildet. Der Wunsch nach Souveränität im Kochen und Wirtschaften kam aus der frühen Frauenbewegung, heute ist die "Hausfrau", die bis in die Neunziger im Buch angeredet wurde, fast aus dem Text verschwunden.
Was sich am "Bayerischen Kochbuch" seit 1931 verändert hat, erforscht die Sprachwissenschaftlerin Regina Frisch seit 2009, unter anderem mit einem Stipendium des bayerischen Landwirtschaftsministeriums, des einstigen Arbeitgebers Hofmanns. Küchen- und Technikgeschichte, Sprache und Struktur, aber auch der Zeitgeist, den etwa die Vorworte spiegeln, beschäftigen die Forscherin, vom nationalsozialistischen Bild der Frau als Kriegerin an der heimischen Herdfront bis zum Trend zur gesunden Ernährung. Dieses Jahr will Frisch ihre Forschungsergebnisse als Buch veröffentlichen - Kulturgeschichte im Spiegel eines Standardwerks.
Inzwischen hat Frisch alle Ausgaben des "Bayerischen Kochbuchs"vom ersten gelbleinen eingeschlagenen Büchlein an erfasst, 50 der 56 Ausgaben besitzt sie selbst und analysiert auch stark benutzte Ausgaben, mit handgeschriebenen Einträgen. Der Inhalt selbst hat sich kaum verändert, und wenn, dann mit Grund - weshalb die Textsorte die Linguistin besonders interessiert. "An den Rezepten und ihrer Sprache ist jahrzehntelang hart gearbeitet worden,", sagt Frisch. So hat sich zuweilen die Reihenfolge der Arbeitsschritte geändert, weil sie sich anders bewährt hat.
Was die Forscherin fasziniert, hat für den Laien Charme: Kaum ein Rezept ist weggefallen in all den Jahren. So steht das "Euter, gebacken" genauso noch im Register wie Fischcurry mit Dosenananas oder reichlich gargekochter Gemüseauflauf wie bei Oma. Hinzugekommen sind im Lauf der Jahre einige Rezepte und auch eine "Mikrowellenkunde" oder Aufklärung über BSE, Kapitel, die Koautor Lydtin wichtig waren, seit er zum Helfer der Tante wurde.
"Man kann es in die Hand nehmen, fängt an zu kochen - und in aller Regel funktioniert es": Genauso hat Lydtin sich als junger Mediziner dem Lebenswerk seiner Tante genähert, beim Forschungsaufenthalt in Augusta, Georgia, wo es nichts zu essen gab, das ihm schmeckte. Bis die Familie ein "Bayerisches Kochbuch" schickte und der blutige Anfänger bald bei den Amerikanern mit selbst ausgezogenem Apfelstrudel Furore machte. Und weil regionale Küche, Familienrezepte und comfort food heute angesagt sind, lässt sich Lydtins Erfolg spielend in einer deutschen Großstadt wiederholen, wo sich der Metzger herzlich freut, wenn jemand unter 60 mal Kalbsnieren oder Bries einkauft. Zwischen dem auswärts "Slow food" essen und es daheim fabrizieren liegen halt meistens Welten - es sei denn, man hält sich an ein Standardwerk wie das blaue Buch.
Und legt die Scheu vor der Mehlschwitze oder "Einbrenne" ab, die dort gleich im zweiten großen Kapitel "Gebundene Suppen" ausführlichst eingeführt wird. Als weiße Gemüsesoße, einst Feindbild der neuen deutschen Küche, kommt sie in den Rezepten übrigens gar nicht so oft vor. Dafür lieben alle unsere Kinder "284. Hühnerfrikassee, I. Art": mit viel weißer Soße. Nur "Mehlerbsen" hat bei uns nie wieder jemand selbst gemacht.
"Bayerisches Kochbuch", von Maria Hofmann und Helmut Lydtin, Birken-Verlag München, 943 Seiten, 25 Euro.
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Gebundenes Buch
Dieses Kochbuch muss einfach jeder haben, der Interesse am Kochen hat. Es gibt unzählige Rezepte zu allen Bereichen des Kochens, Bratens und Backens. Das Buch vermittelt Grundkenntnisse; erklärt wie man Lebensmittel zerlegt und zubereitet. Es gibt auch ein separates Kapitel speziell …
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Dieses Kochbuch muss einfach jeder haben, der Interesse am Kochen hat. Es gibt unzählige Rezepte zu allen Bereichen des Kochens, Bratens und Backens. Das Buch vermittelt Grundkenntnisse; erklärt wie man Lebensmittel zerlegt und zubereitet. Es gibt auch ein separates Kapitel speziell für Krankenkost. Außerdem findet man Nährwerttabellen, Mikrowellenkunde und sogar Getränke, die man selbst zubereiten kann. Ein allumfassendes Kochbuch mit 935 Seiten voller Ideen, Ratschläge und leckerer Rezepte<br />Ich finde das Buch sehr gut, weil man darin einfach ALLES findet. Der einzige Nachteil ist, dass kaum Fotos enthalten sind, und man so auf gut Glück kocht und bäckt, ohne zu wissen, wie das Gericht denn eigentlich aussehen soll.
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Gebundenes Buch
Das "Bayrische Kochbuch", ist wie der Name schon sagt ein Kochbuch, in dem über 1700 Rezepte enthalten sind. Obwohl es wahnsinnig viele Spezialitäten enthält, wird jedes einzelne Rezept genau, ausführlich und einfach beschrieben. Super zum Nachkochen!<br />Ich …
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Das "Bayrische Kochbuch", ist wie der Name schon sagt ein Kochbuch, in dem über 1700 Rezepte enthalten sind. Obwohl es wahnsinnig viele Spezialitäten enthält, wird jedes einzelne Rezept genau, ausführlich und einfach beschrieben. Super zum Nachkochen!<br />Ich muss zugeben, dass ich das Buch noch nie ganz durchgelesen habe, aber ich/man(n) kann sagen, dass die bayrischen Rezepte, die man sucht, ganz sicher findet und auch keine Probleme mit der Zubereitung haben wird. Super geeignet für Jedermann!
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Gebundenes Buch
Lexikon, Kochschule, Rezeptsammlung – alles in einem!
Ganz klar, dass in meiner Kochbuchsammlung auch Klassiker zu finden sind. Seit 1990 bin ich im Besitz Von „Das Goldenen Kochbuch“ von Bernhard Kaiser. Damals habe ich angefangen, mich „richtig“ für das Kochen …
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Lexikon, Kochschule, Rezeptsammlung – alles in einem!
Ganz klar, dass in meiner Kochbuchsammlung auch Klassiker zu finden sind. Seit 1990 bin ich im Besitz Von „Das Goldenen Kochbuch“ von Bernhard Kaiser. Damals habe ich angefangen, mich „richtig“ für das Kochen zu interessieren. Weg von der Küche der Mutter, selbst kochen, auch mal etwas anderes. Das, was man in der Schule gelernt hat, war bei uns nicht wirklich dazu geeignet, Freude am Kochen (und schon gar nicht essen!) zu haben!
Das „Bayerische Kochbuch“ ist im Grunde diesem meinem ersten eigenen Kochbuch sehr ähnlich. Der Unterschied ist einzig, dass es sozusagen ein Traditions-Kochbuch ist, das wohl in jedem bayerischen Haushalt vorhanden ist. Ich habe die 56. Auflage von 2007 (8. Unveränderter Nachdruck). Es beinhaltet mehr als 1.700 Rezepte (und damit sogar 100 weniger, als mein mir liebgewonnenes „Oma-Kochbuch“ von 1990, das weit weniger bekannt und verbreitet ist). Das Buch wird in größeren Abständen immer ein wenig angepasst, hat im Großen und Ganzen aber nichts von seinem Ursprung (inklusive teils auf mich amüsant wirkenden Ton und erstaunlichen Anweisungen) verloren.
Beiden Kochbüchern ist gemein, dass sie ohne viele Bilder arbeiten. Es gibt ein paar „Bildtafeln“, aber die Rezepte selbst sind nicht bebildert. Die Kochanweisungen sind so knapp, dass man nur so staunt. Dennoch versteht man sie. Im Bayerischen Kochbuch finden sich seitlich am Rand der Buchseite immer die benötigten Zutaten. Außerdem wird das Rezept „abgekürzt“, indem hier die zusätzlich benötigten Grundrezepte erwähnt werden. Somit muss man schon ein bisschen blättern und wie mit einem Baukastensystem arbeiten. Das will geübt sein! Es ist aber machbar, da alles durchnummeriert ist. So findet man schneller ans Ziel.
Doch es wird nicht nur gekocht, sondern auch gebacken. Da ich mich sehr gerne von Fotos inspirieren lasse, finde ich das Buch ein bisschen „trostlos“. Aber es ist eben im Stile eines Lexikons aufgebaut und auch so zu nutzen. Wer wenig Erfahrungen in der Küche hat, kann mit diesem Buch dazulernen. Aber auch „Profis“ finden hier immer wieder neue Informationen, kann sein Wissen auffrischen und auch erweitern.
Das Inhaltsverzeichnis lässt erahnen, dass dieses Buch seinen Ursprung vor einem ganzen Jahrhundert und länger hatte. Auch wenn es immer wieder erweitert wird, beispielsweise mit dem Kapitel „Kleine Mikrowellenkunde“, ist es doch bodenständig, verwurzelt und „altbacken“. Das heißt aber ja nicht, dass es nicht „Hand und Fuß“ hat! Man lernt hier wirklich so einiges, von A-Z, über alles, was mit der Küche und dem Kochen zu tun hat. Selbst Krankenkost und Diäten werden behandelt. Geballtes Küchenwissen, rund um alles, was mit Kochen und Ernährung zu tun hat.
Immer wieder sagen mir jene, die staunend vor meiner Kochbuchsammlung stehen, dass sie „Chefkoch“ nutzen und ihnen das genüge. Kann schon sein! Ich selbst schlage aber einfach gerne in haptischen Büchern nach, bin vom „Wandel der Zeit“ erstaunt, den man sogar bei Kochbüchern sehen kann – und freue mich am Wissen, das mit den Büchern weitergegeben wird und erhalten bleibt. Nicht umsonst ist „Großmutter“ Teil vieler Titel der Rezepte bei Chefkoch! Nebenbei bemerkt: Es gibt sogar ein Kochbuch-Museum!
Kurz und gut – wer nur ein einziges Kochbuch haben möchte, sollte sich dieses zulegen. Es informiert über alles, was man wissen muss. Wer Kochbücher liebt, sollte sich dieses zulegen, denn es ist ein wahres Herzstück jeder Sammlung. Und nie vergessen: Liebe geht durch den Magen!
Ach ja – ich gebe fünf Sterne.
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Gebundenes Buch jeder neue Haushalt braucht nur ein Kochbuch und das ist das Bay.Kochbuch.
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