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Die Begeisterung für Baumschatten führt den Protagonisten Furuya Ippei zurück in seine frühe Kindheit, wo er mehr über sich erfährt als er je zu glauben vermochte.
"Irgendwann, lange nachdem viele Wege sich verloren haben, zeigt Maruya dem Leser eine Tür, durch die hindurch eine längere Geschichte sichtbar wird, eine Kette von Handlungen, die eine Fortsetzung und Vertiefung des Themas andeutet, das sich ganz am Anfang stellte: Maruyas Vorliebe für Baumschatten. Die Erzählung öffnet dem Leser jedoch einen Raum, der, über Furuyas Kindheit hinaus, in die Weite eines Vergangenen führt, das sich…mehr

Produktbeschreibung
Die Begeisterung für Baumschatten führt den Protagonisten Furuya Ippei zurück in seine frühe Kindheit, wo er mehr über sich erfährt als er je zu glauben vermochte.

"Irgendwann, lange nachdem viele Wege sich verloren haben, zeigt Maruya dem Leser eine Tür, durch die hindurch eine längere Geschichte sichtbar wird, eine Kette von Handlungen, die eine Fortsetzung und Vertiefung des Themas andeutet, das sich ganz am Anfang stellte: Maruyas Vorliebe für Baumschatten. Die Erzählung öffnet dem Leser jedoch einen Raum, der, über Furuyas Kindheit hinaus, in die Weite eines Vergangenen führt, das sich nur vage zeigt und den Fortschritt der eigentlichen Geschichte, um den es in dieser Novelle zu gehen scheint, umdreht, ganz so, als müsste die Geschichte nun von Neuem anfangen, nicht mit einer Autofahrt, sondern mit einem Kind, das seine Eltern verlor." (aus dem Nachwort von Dr. Tobias Cheung)
Autorenporträt
Ray Rubeque arbeitet als Grafiker und Künstler in Frankfurt. Dem Krieg gegen Banalität gewidmet, führte das Verlangen in seiner Kunst dazu, neue ästhetische Wege zu beschreiten, wobei er sich innerhalb der visuellen Künste auf die Zweidimensionalität konzentriert. Sein Schaffen ist von den Asiatischen Künsten inspiriert.

Tobias Cheung, geb. 1968, studierte Biologie, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte. Nach Forschungsaufenthalten in München, Paris, Cambridge (Mass.) und Tokyo arbeitet er zurzeit als Privatdozent und Heisenberg-Stipendiat am Kulturwissenschaftlichen Seminar der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.08.2010

Schattenliebe
Maruya Saiichi entwirft das surreale Kaleidoskop Japans

Der 1925 geborene japanische Autor Maruya Saiichi schuf Satiren wie "Sing sie mit Kopfstimme, die Nationalhymne" oder "Der Aufstand eines Einzelnen". Auch "Baumschatten" aus dem Jahr 1988 thematisiert verquere Neigungen und Nonkonformismen: Der Schriftsteller Furuya und Alter Ego Maruya Saiichis ist vernarrt in Schatten, die Bäume auf vertikale Flächen werfen. Als Seelenspiegel des Landes Japan verdichtet die Novelle Reisenotizen, Bewusstseinsströme, Skizzen der Kriegs- und Nachkriegszeit und Szenen aus seinen Werken.

Sie ist ein surreales Kaleidoskop von Geschichten in der Geschichte, die von Schatten erzählen: So hat ein von der Schönheit eines Gingkoschattens gerührter Mann die Eingebung, der Mafia beizutreten. In einer Dreiecksgeschichte macht der Gehörnte ein Foto seiner Frau samt Nebenbuhler, doch zeigt das Negativ nur den Schatten einer Birke. Als sich im Gewitter auf einem Freudenhaus der Schatten einer Weide abzeichnet, macht sich ein dritter Held Sorgen um Japans Zukunft.

In narrativen Verästelungen und Versatzstücken westlicher Theorien von Ödipus bis Peter Pan unternimmt Maruya Saiichi eine Psychoanalyse Japans zwischen Tradition, Verwestlichung, Erwachsenwerden und Hedonismus. Im Schlussteil gelangt Furuya auf Einladung einer alten Verehrerin seiner Werke, die sich als dessen mögliche leibliche Mutter ausgibt, über einen geburtskanalartigen Korridor in das mit Hausaltar ausgestattete Herzstück ihres Anwesens.

Im Schattenwurf eines Bonsais auf einem Wandschirm fügen sich die "fehlenden Bilder" seiner vertrackten Vergangenheit zusammen. Vor Furuyas innerem Auge gewinnen die "Regeln und Gebräuche seiner Kindheit", die Glühwürmchen, buddhistischen Laternenfeste und Verbeugungsrituale wieder an Kontur. Der Zweifel eines Kindes, ob es mit den wahren Eltern zusammenlebt - im übertragenen Sinn die Frage, ob Japan im Wertesystem des Westens gut aufgehoben ist -, wird laut Maruya Saiichi in der Moderne zum Ursprung allen Erzählens.

STEFAN GNAM.

Maruya Saiichi: "Baumschatten". Aus dem Japanischen von Tobias Cheung. Edition Nippon. Angkor Verlag, Frankfurt am Main 2010. 100 S., geb., 15,- [Euro].

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