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Zur kulturellen Hinterlassenschaft der DDR gehört eine bemerkenswert große Anzahl an Kunstwerken im öffentlichen Raum. Diese Arbeiten waren ein integraler Bestandteil des Gesellschaftsbaus und spielten darüber hinaus bei der bildkünstlerischen Ausstattung der Stadtzentren und Wohngebiete eine bedeutende Rolle. Ihrer Bestimmung nach waren sie nicht bloß schmückendes Element, sondern hatten politische Botschaften beziehungsweise idealisierte Bilder einer von Grund auf neu zu entwickelnden sozialistischen Gesellschaft zu vermitteln. Die von den Auftraggebern vorgegebenen Inhalte wurden durch die…mehr

Produktbeschreibung
Zur kulturellen Hinterlassenschaft der DDR gehört eine bemerkenswert große Anzahl an Kunstwerken im öffentlichen Raum. Diese Arbeiten waren ein integraler Bestandteil des Gesellschaftsbaus und spielten darüber hinaus bei der bildkünstlerischen Ausstattung der Stadtzentren und Wohngebiete eine bedeutende Rolle. Ihrer Bestimmung nach waren sie nicht bloß schmückendes Element, sondern hatten politische Botschaften beziehungsweise idealisierte Bilder einer von Grund auf neu zu entwickelnden sozialistischen Gesellschaft zu vermitteln. Die von den Auftraggebern vorgegebenen Inhalte wurden durch die ausführenden Künstler oft auf individuelle Art und Weise und unter Anwendung vielfältigster Techniken in bemerkenswerte Kunstwerke umgesetzt.Heute sind viele dieser Arbeiten akut von der Zerstörung bedroht. Der Cottbusser Architekt Martin Maleschka hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese gefährdete Kunstgattung fotografisch zu erfassen. Über die Jahre hat er die derzeit umfangreichste Bild-Dokumentation von baubezogener Kunst der DDR aufgebaut. Für diese Publikation wurden 120 erhaltene Kunstwerke zwischen Ostsee und Erzgebirge ausgewählt und in einen architekturhistorischen Kontext eingebettet.
Autorenporträt
Martin Maleschka, Jg. 1982, Architekturstudium an der BTU Cottbus. Berufliche Erfahrungen u. a. bei O.¿M.¿A. in Rotterdam. Seine fotografischen Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt. Martin Maleschka lebt und arbeitet in Cottbus.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.06.2020

Zum Lobe der Kernenergie

Martin Maleschka ist Jahrgang 1982, Architekt und lebt im brandenburgischen Cottbus. Seit mehr als fünfzehn Jahren beschäftigt er sich mit baubezogener Kunst in der DDR. Er sichtet das, was noch da ist, dokumentiert es und kämpft für die Erhaltung. Der Verlag "Dom publishers", der sich besonders mit der Baugeschichte im früheren Ostblock beschäftigt und sogar einen Architekturführer für Pjöngjang veröffentlicht hat, ist die richtige geistige Heimat, um Maleschkas Recherchen in einem dicken und schweren Band zu präsentieren. Hunderte Wandbilder, Stelen, gestaltete Fenster und Hausfassaden, Plastiken, Denkmäler stellt er vor. In der DDR war Kunst am Bau ein fester Bestandteil bei der Baukostenplanung, man kam gar nicht drum herum. Die Ergebnisse sind so vielfältig wie das Leben, sowohl in den Materialien und Techniken als auch in Qualität und Bedeutung. Es gibt noch heute Überwältigendes wie die Fassadengestaltung des früheren Centrum-Warenhauses in Magdeburg, Otto Kaysers Glasgestaltung "Physik" in Erfurt, Sighard Gilles Deckenmalerei im Neuen Gewandhaus in Leipzig. Es gibt nackte Propaganda, etwa am Dresdener Kulturpalast oder Walter Womackas Glasgestaltung "Aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung" im ehemaligen Staatsratsgebäude in Berlin. Es gibt völlig Irres wie den riesigen Karl-Marx-Kopf in Chemnitz. Der Umgang mit diesem Erbe ist sehr unterschiedlich. Manches rottet vor sich hin. In Löbichau hingegen ist vor einigen Jahren ein riesiges Wandbild wiedererstanden: "Die friedliche Nutzung der Kernenergie" von Werner Petzold. Jedes dieser Werke erzählt eine eigene Geschichte. Im Leipziger Gewandhaus war ein Fries von Wolfgang Peuker so gut wie fertig, als Gilles Mentor Bernhard Heisig es doch schaffte, seinem Schützling den Riesenauftrag zu verschaffen. So teilt sich beim Blättern und Lesen die Faszination Maleschkas mit, der selbst inmitten von solcher Kunst aufgewachsen ist - in Eisenhüttenstadt, der "ersten sozialistischen Stadt". Maleschka bekennt: "Ideologie ist für mich irrelevant." Da freilich beginnt das Fragwürdige des Unternehmens. All diese Bauten haben mit Ideologie zu tun, sie sind nicht nur Kunst. Und sie waren nur denkbar in einer Diktatur, die sich ohne Pardon die Kunst untertan zu machen suchte.

F.P.

"Baubezogene Kunst DDR. Kunst im öffentlichen Raum 1950 bis 1990" von Martin Maleschka. Verlag Dom publishers, Berlin 2019. 504 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 48 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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