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Man hat von Gottfried Benns »kalter Leidenschaft« gesprochen - von seiner überaus kritischen Beziehung zu allem, was ihn umgab, gerade zu dem, was ihm wichtig war und bedeutsam, von der Distanz, mit der er Menschen und Situationen, Kunst und Gesellschaft zu durchröntgen, zu vivisezieren schien, von der fast schwärmerischen Freude an Pflanzen, von der nicht weniger intensiven Unduldsamkeit Tieren gegenüber. Selten vom Schmerz, den er empfang - er, der jung in seinen Texten, in den Gedichten wie in der Prosa, bewußt Fronten suchte, aggressiv und impulsiv hart formulierte, in späten Jahren für…mehr

Produktbeschreibung
Man hat von Gottfried Benns »kalter Leidenschaft« gesprochen - von seiner überaus kritischen Beziehung zu allem, was ihn umgab, gerade zu dem, was ihm wichtig war und bedeutsam, von der Distanz, mit der er Menschen und Situationen, Kunst und Gesellschaft zu durchröntgen, zu vivisezieren schien, von der fast schwärmerischen Freude an Pflanzen, von der nicht weniger intensiven Unduldsamkeit Tieren gegenüber. Selten vom Schmerz, den er empfang - er, der jung in seinen Texten, in den Gedichten wie in der Prosa, bewußt Fronten suchte, aggressiv und impulsiv hart formulierte, in späten Jahren für sich die Kühle der Ästhetik der Sprache entdeckte und meisterlich nutzte. Die Dinge, von denen er schrieb, gingen ihm, dem Arzt, unmittelbar unter die Haut - nichts war ihm leicht; er wehrte sich nach inneren Kräften gegen mögliche Anteilnahme, die die Gefahr des Mitleidens birgt, und wich aus in den Zorn, zuweilen den inneren, um nicht zu resignieren. Er liebte die leidenden und die glücklichen Menschen - konnte aber, um ihret- und seinetwillen dies nicht Selbstzweck werden lassen, mußte oft hart, mußte fest bleiben, damit er selbst sich nicht verlor und unterging. »Diese Verbindung«, schrieb er im Sommer 1945 an Freunde nach dem Selbstmord seiner Frau Herta, »war keine Leidenschaft, aber eine so unendliche Freundschaft u. Zärtlichkeit, daß ihr Verlust eine Kette von Trauer u. Tränen für mich bedeutet.« Selten ist auch von dem Chevalier - er liebt und nutzte französische Begriffe - gesprochen worden: viele Briefschlüsse zeigen ihn formvollendet den Damen die Hand küssend - das hat er mit Bestimmtheit wörtlich gemeint - und vor allem dankbar und als Freund. Nicht von ungefähr hat Horst Bienek die von ihm und dem Verleger Max Niedermayer besorgte erste Taschenbuchausgabe der ausgewählten Briefe von Gottfried Benn nach einer Gedichtzeile von ihm selbst 'Das gezeichnete Ich' betitelt, denn was könnte den Dichter der 'Morgue', des 'Doktor Rönne', des 'Doppellebens', der 'Statischen Gedichte' - den 'Ptolemäer' - besser charakterisieren als das Zeugnis seiner Briefe. Max Rychner zeichnet in seinem Nachwort aus dem Spannungsfeld zwischen Persönlichkeit und Werk ein eindrucksvolles Porträt.
Autorenporträt
Gottfried Benn wurde am 2.5.1886 in Mansfeld geboren. Mit seinen »Morgue«-Gedichten (1912) revolutionierte Benn die moderne Lyrik. Seit 1917 arbeitete er als Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Berlin. Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler verteidigte Benn öffentlich den Nationalsozialismus. Dennoch wurde er 1938 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und erhielt Schreibverbot. 1951 erhielt Benn den Georg-Büchner-Preis. Am 7. Juli 1956 starb Gottfried Benn in Berlin.