Marktplatzangebote
35 Angebote ab € 0,30 €
  • Broschiertes Buch

Dieser erotische Psychothriller erzählt die Geschichte von Frannie, einer selbstsicheren modernen Frau, die allein am Washington Square Park in New York lebt. Sie durchschaut sich selbst und andere, läßt sich gern überraschen, Ungewißheiten faszinieren sie. Trotzdem ist sie völlig unvorbereitet und erkennt die Gefahr nicht, in die sie sich begibt, als sie sich mit Detective Malloy einläßt.
Frannie, eine kluge, selbstsichere, moderne Frau, lebt allein am Washington Square Park in New York. Eines Abends wird sie im Keller einer Bar zufällig Zeugin einer Fellatio. Sie schaut einen Moment
…mehr

Produktbeschreibung
Dieser erotische Psychothriller erzählt die Geschichte von Frannie, einer selbstsicheren modernen Frau, die allein am Washington Square Park in New York lebt. Sie durchschaut sich selbst und andere, läßt sich gern überraschen, Ungewißheiten faszinieren sie. Trotzdem ist sie völlig unvorbereitet und erkennt die Gefahr nicht, in die sie sich begibt, als sie sich mit Detective Malloy einläßt.
Frannie, eine kluge, selbstsichere, moderne Frau, lebt allein am Washington Square Park in New York. Eines Abends wird sie im Keller einer Bar zufällig Zeugin einer Fellatio. Sie schaut einen Moment neugierig zu und wird gesehen. Stunden später ist die Frau tot, ermordet und verstümmelt direkt vor Frannies Haus am Park ...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.10.1997

Freundinnen wie Kalbskoteletts
Außen Krimi, innen Linguistik: Susanna Moores "Aufschneider"

Frannie ist eine vierunddreißigjährige Sprachwissenschaftlerin, die an einem College in New York Kreatives Schreiben für benachteiligte, aber begabte Studenten lehrt. Eines Tages sieht sie zufällig die erotische Begegnung einer rothaarigen Frau mit einem tätowierten Mann, dessen Gesicht in ominösem Dunkel bleibt. Wenig später ist diese Frau tot und in Stücke zerlegt. Frannies Zeugenschaft bringt sie in Gefahr und verschafft ihr die nähere Bekanntschaft der New Yorker Polizei, besonders aber eines Detective, dem nicht zu trauen ist und mit dem sie dennoch ein Verhältnis anfängt . . .

Ein "erotischer Psychothriller" also, wie der Klappentext verheißt? Nicht ganz. Denn dem Roman scheint nach kurzer Zeit zu entfallen, womit er seinen Anfang genommen hat, und er verwandelt sich in eine soziolinguistische Studie; erst ganz zum Schluß entsinnt er sich, der Mörder kehrt zurück und erwischt zu guter Letzt auch die Protagonistin, die, während ihr das Blut schon herunterläuft, immer noch der Ich-Erzählung im Präteritum fähig bleibt. Natürlich dürfen, wo nicht gerade die Anforderungen des strikten "Whodunit" nach dem Vorbild von Agatha Christie gelten, auch der Zufall und der Exkurs ihre Rolle spielen; aber daß man zwischendurch vergißt, daß man es eigentlich mit einer Mordserie zu tun hat, das sollte nicht passieren.

Die Morde dienen als der reißerische Aufhänger und Rahmen für - ja, was? Die Füllung dazwischen ist jedenfalls mehr als ein bißchen locker. Zwar hat das Buch keine zweihundert Seiten; aber es bleibt genügend Platz, um ausführlich mitzuteilen, wer am Tisch im Schnellrestaurant was bestellt und daß nicht nur bestellt, sondern dann auch wirklich serviert und gegessen wird und wie es allen dann schmeckt, dem einen so und dem anderen so. Zuweilen überlassen sich Heldin und Autorin, wenn weiter nichts zu tun ist, auch einfach dem, was ihnen so einfällt, und das ist mehr als banal.

Zwei Jahre lang, verrät der Verlag, sei Susanna Moore mit der New Yorker Polizei Streife gefahren, ehe sie den Roman schrieb, und er ist dann auch einem bestimmten "Detective First Grade" gewidmet. Besitzt sie keinen Fernseher? Denn ihre Quellenstudien aus erster Hand haben wenig erschlossen, was wir nicht schon aus zweiter und dritter hinlänglich kennen. Da stehen sie, die harten Bullen, und geben unvergängliche Spruchweisheit zum besten wie "Ein Tag ohne Tod ist wie ein Tag ohne Sonne" oder "Bullen putzen Freundinnen weg wie Kalbskoteletts". Das hätte sie billiger haben können.

Hingegen hat die Herkunft Susanna Moores aus dem Metier des Films, wo sie als Scriptreader für Warren Beatty und Jack Nicholson gearbeitet hat, seine unverwechselbaren Spuren hinterlassen. Die Dialoge sind nicht so sehr papieren als vielmehr zelluloiden:

"Warum sollte es mich stören?"

"Na, wenn ich dich nicht gefragt hätte."

"Sie hat mir gesagt, daß du angerufen hast."

"Und?"

"Das ist alles. Daß du angerufen hast."

Und so weiter. So etwas kann im Film funktionieren, wo auch ein simpler und banaler Text, so unwesentlich wie unentbehrlich, die Melodie der Gesichter, Gesten, Stimmung und Beleuchtung trägt. Aber nicht in einem Buch.

Daß der geneigte Leser die nicht alltägliche Gelegenheit erhält, sich authentisch über den New Yorker Slang zu belehren, wird ihm sehr dick aufs Butterbrot geschmiert: eine Linguistin muß die Heldin sein, sonst wäre es wohl nicht gegangen. "Ich arbeite an meiner Monographie über portugiesische Wörter im Slang von Rhode Island, aber mir war klar, daß ich das nicht als Ausrede benutzen konnte." Das ist der blanke Snobismus, plus ein bißchen nervtötend aufgekratzter Woody Allen. Wie auch hätte sonst Moores Extra-Arbeit, ein Lexikon der Slang-Ausdrücke, Eingang ins Buch finden können? In mehrere Teile zerlegt, wie die ermordeten Frauen, und ähnlich lebendig schiebt es sich ohne jeden Zusammenhang ins Romangeschehen. Es führen, kaum überraschend, die Ausdrücke für die Genitalien, dicht gefolgt von den Schußwaffen. "to do, V.: vögeln / to do, V.: töten", das sind die Pole, zwischen denen sich alles bewegt.

Immerhin hätte man sich, da Sprache in ihren verschiedenen Abtönungen so große Bedeutung hat, etwas sorgfältiger überlegen können, wieviel davon ins Deutsche, dem ja die geschmeidige Härte des Amerikanischen abgeht, grundsätzlich hinübergerettet werden kann und wie das dann im Einzelfall zu bewerktstelligen wäre. Daß ein New Yorker Jamaikaner in den Ton eines nölenden norddeutschen Jugendlichen verfällt, mag unvermeidlich sein ("Ich will sie Ihn' zeigen. Wär' mir ne' Hilfe und bla"); aber Wendungen wie "kämmen tat ich mich eigentlich nicht", Ausdrücke wie "behavioraler Schutzschild", "genitale Billigung", das geht nicht, das ist keine Bereicherung der Ziel-, sondern eine Niederlage vor der Ausgangssprache. "Ich begriff, daß er damit Malloy und mir zu verstehen gab, daß er wußte, daß Malloy darauf aus war, mich zu vögeln": Sätze wie dieser galoppieren im Deutschen auf Beinen daher, die ein Gelenk zuviel haben.

Es ist ja durchaus richtig, daß die amerikanische Literatur mehr zu bieten hat als die zeitgenössische deutsche, die sich allzusehr mit ihrem formalen Interesse und der Reflexion auf sich selbst beschäftigt. Aber ein Dichter, der immerfort wiederholt, er sei ein Dichter, kann es dennoch sein; wogegen jemand, der ständig in aufdringlicher Manier damit befaßt ist, cool zu sein, so ziemlich das Uncoolste ist, was sich denken läßt. BURKHARD MÜLLER

Susanna Moore: "Aufschneider". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni Bandini und Ditte König. Rowohlt Verlag, Reinbek 1997. 189 S., geb., 34,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
Man legt dieses Buch aus der Hand und ist völlig fassungslos, schockiert und mit den Nerven am Ende. Die Amerikanerin Susanna Moore schrieb mit Aufschneider sicherlich den atemberaubendsten Thriller der Saison. Freundin