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Anstelle einer Untersuchung von "Modernisierungstendenzen", wie sie in den letzten Jahrzehnten im Zentrum geschichtswissenschaftlichen Arbeitens gestanden haben, geht es den Autoren dieses Bandes um die Selbstbeschreibung politischer Ordnungen durch die Zeitgenossen. Den Zugang dazu eröffnet der Fokus auf die politische Kommunikation. Wiegt man die verschiedenen Herrschaftskonzeptionen gegeneinander ab, dann tritt Überraschendes zu Tage: Die Frühe Neuzeit kannte einen kräftigen Republikanismus ebenso wie starke Strömungen zur Begrenzung von Herrschaft, die in Mischverfassungssystemen…mehr

Produktbeschreibung
Anstelle einer Untersuchung von "Modernisierungstendenzen", wie sie in den letzten Jahrzehnten im Zentrum geschichtswissenschaftlichen Arbeitens gestanden haben, geht es den Autoren dieses Bandes um die Selbstbeschreibung politischer Ordnungen durch die Zeitgenossen. Den Zugang dazu eröffnet der Fokus auf die politische Kommunikation. Wiegt man die verschiedenen Herrschaftskonzeptionen gegeneinander ab, dann tritt Überraschendes zu Tage: Die Frühe Neuzeit kannte einen kräftigen Republikanismus ebenso wie starke Strömungen zur Begrenzung von Herrschaft, die in Mischverfassungssystemen organisiert waren. Die Beiträge erfassen Ost- und Westeuropa gleichermaßen.
Autorenporträt
Luise Schorn-Schütte ist Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Frankfurt/M. Buchveröffentlichungen u. a. in der Reihe C.H. Beck Wissen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.09.2004

Altes Europa
Auch die Historiker haben den „linguistic turn” entdeckt
Allzu simpel wäre es gewesen, von politischen Theorien oder Debatten über Formen der Herrschaftslegitimation und Obrigkeitskritik zu sprechen. Deshalb trägt die Aufsatzsammlung den Titel „Aspekte der politischen Kommunikation”. Die Herausgeberin versteht den Band als Beitrag zu einer „neuen” Ideengeschichte, dank derer deutsche Historiker endlich wieder international Anschluss fänden. Das gelingt ihnen, indem sie der so genannten Cambridge School nacheifern, die die Vergangenheit nicht mehr nur als zu rekonstruierende Geschichte betrachten will, sondern als „Einheit in der Kommunikation”. Nachdem der linguistic turn nun auch die deutschen Geschichtswissenschaften erreicht zu haben scheint, sollen fortan nicht mehr nur soziale oder materielle Begebenheiten die Wirklichkeit bestimmen, vielmehr sind die Historiker nun dessen eingedenk, dass historische Realität „mittels Sprache konstituiert” wird und folglich die Sprache, die Begriffe in ihren jeweiligen Kontexten analysiert werden müssen.
In neun Aufsätzen werden denn auch vornehmlich die Begriffe des Republikanismus und der konsensgestützten Herrschaft analysiert, wie sie in der „politischen Kommunikation” des 16. und 17. Jahrhunderts in den, wie es heißt, „europäischen Regionen” vorkamen und diskutiert wurden. Die Herausgeberin Luise Schorn-Schütte hält sich viel darauf zugute, dass der Geschichtswissenschaft zur Frühen Neuzeit auf diese Weise endlich eine „europäische Dimension” erschlossen werde. Bemerkenswert daran ist, dass zu diesen „europäischen Regionen” hier einzig Deutschland, England, Schottland, Polen, Litauen, die Niederlande und ein ganz klein bisschen Italien und Frankreich zählen, und dass die neu erschlossene „europäische Dimension” etwa in dem Befund besteht, dass die „Politica” des Althusius seinerzeit auch in Schottland rezipiert worden sei.
Am interessantesten ist der Aufsatz von Wolfgang E. J. Weber. Ihm zufolge liegen die Anfänge des Berufspolitikers schon im 17. Jahrhundert. Damals sei ein eigener Ausbildungsgang entstanden, in dem Adlige und Bürgerliche auf das Amt des Fürstenberaters vorbereitet werden sollten. Studienvoraussetzung waren eine „zuverlässige Anlage zum Guten, Verstand, Urteilsvermögen, dauerhafte Neigung zur Politik, eine gewisse Sprachbegabung, Liebenswürdigkeit und Gesundheit”. Das sind amüsante Marginalien. Über die politische Theorie und Praxis im 16. und 17. Jahrhundert erfährt man wenig Neues.
FRANZISKA MEIER
LUISE SCHORN-SCHÜTTE (HRSG.): Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts. Oldenbourg Verlag München 2004, 386 Seiten, 69,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Kaum ein gutes Haar lässt die Rezensentin Franziska Meier an diesem Sammelband. Schon der Titelbegriff der "politischen Kommunikation" kommt ihr unnötig gespreizt vor. Warum, fragt sie, kann man nicht von "politischen Theorien oder Debatten über Formen der Herrschaftslegitimation und Obrigkeitskritik" sprechen, wenn es darum doch recht eigentlich geht. Wenn auch nicht in überzeugender Weise, das wird schnell klar. Die Texte des Bandes setzen ganz auf den "linguistic turn", der nun mit viel Verspätung auch die Geschichtswissenschaften erreicht hat. Nicht jedoch zur Freude von Franziska Meier, die nur bedauern kann, dass nun auch in Deutschland der "Cambridge School" nachgeeifert wird. Zudem falle die europäische Einbettung eher erbärmlich aus und noch der interessanteste Text zu den "Anfängen des Berufspolitikertums" im 17. Jahrhundert enthalte letztlich nichts als "amüsante Marginalien".

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die verschiedenen Beiträge vermögen schlüssig aufzuzeigen, dass zentrale politische Ideen der Moderne nur bei oberflächlicher Betrachtung ihre Entsprechung im 16. und 17. Jahrhundert haben (...). Mit diesen Erkenntnissen schlägt der Band eine wichtige Schneise. (...). Abschließend ist hervorzuheben, dass der Band ein Personen-, ein Länder- und Orts- sowie ein Sachregister hat; die Erschließbarkeit wird damit wesentlich verbessert." Anuschka Tischler in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 9/2005 "Ein anregender Sammelband." Julian Kümmerle in: HZ 285/3 (2007)