Produktdetails
- Verlag: Dohr
- Seitenzahl: 202
- Erscheinungstermin: März 2017
- Deutsch
- Abmessung: 236mm
- Gewicht: 648g
- ISBN-13: 9783936655339
- ISBN-10: 3936655332
- Artikelnr.: 20942410
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.04.2007Ganz einfach?
Ein Sammelband über den Komponisten Arvo Pärt
Naivität ist dem estnischen Komponisten Arvo Pärt und seiner Musik oft nachgesagt worden. Diese Naivität, so die verbreitete Ansicht derer, die über Musik reden und schreiben, entzieht sie eigentlich jedem Kommentar. Und das, scheint es, ist vielleicht nicht einmal ihre Schwäche, sondern ihre Stärke. Diese Sicht des Komponisten hat manches für sich. Wer den Klang von Glöckchen, „Tintinnabuli”, zum Kanon seiner Kunst erhebt, lädt nicht unbedingt zum Analysieren ein.
Doch jeder Konsens, der sich Jahre und Jahrzehnte hinschleppt, wird einmal fad. Und so ist es erfrischend, dass sich ein Häuflein Autoren nun einmal erlaubt hat, anderer Ansicht zu sein: Leopold Brauneiss, Hermann Conen, Paul Hillier und Andreas Peer Kähler. Sie lassen Arvo Pärt auch nicht schlicht einen frommen Mann sein, denn fromme Männer waren andere Komponisten gleichfalls, und doch klingt Pärts Musik gründlich anders als die Bachs oder Bruckners. Sie klingt meist, das ist schon wahr, einfacher, ja ohne Vergleich ganz einfach. Aber ihr Einfaches ist Ergebnis einer Vereinfachung. Vereinfachung kann ein komplizierter Prozess sein. Sie verdient, untersucht zu werden. Den Autoren des Bandes über den Tintinnabuli-Stil ist das ganz gut gelungen.
Von hier ausgehend könnte man nun die Frage nach der Frömmigkeit neu stellen, jenseits von Anekdote und Biographie, dafür – dies erheischt der sagenhafte Erfolg Pärts in der westlichen Kultur – mit einer gescheiten Portion Soziologie. Denn ob Pärts Musik ihre Hörer zur Religion hinführt, wie es unverkennbar ihr Anspruch ist, oder Religion für sie ersetzt, das steht keineswegs fest. ANDREAS DORSCHEL
HERMANN CONEN (Hrsg.): Arvo Pärt. Die Musik des Tintinnabuli-Stils. Verlag Dohr, Köln 2006. 202 Seiten, 34,80 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Ein Sammelband über den Komponisten Arvo Pärt
Naivität ist dem estnischen Komponisten Arvo Pärt und seiner Musik oft nachgesagt worden. Diese Naivität, so die verbreitete Ansicht derer, die über Musik reden und schreiben, entzieht sie eigentlich jedem Kommentar. Und das, scheint es, ist vielleicht nicht einmal ihre Schwäche, sondern ihre Stärke. Diese Sicht des Komponisten hat manches für sich. Wer den Klang von Glöckchen, „Tintinnabuli”, zum Kanon seiner Kunst erhebt, lädt nicht unbedingt zum Analysieren ein.
Doch jeder Konsens, der sich Jahre und Jahrzehnte hinschleppt, wird einmal fad. Und so ist es erfrischend, dass sich ein Häuflein Autoren nun einmal erlaubt hat, anderer Ansicht zu sein: Leopold Brauneiss, Hermann Conen, Paul Hillier und Andreas Peer Kähler. Sie lassen Arvo Pärt auch nicht schlicht einen frommen Mann sein, denn fromme Männer waren andere Komponisten gleichfalls, und doch klingt Pärts Musik gründlich anders als die Bachs oder Bruckners. Sie klingt meist, das ist schon wahr, einfacher, ja ohne Vergleich ganz einfach. Aber ihr Einfaches ist Ergebnis einer Vereinfachung. Vereinfachung kann ein komplizierter Prozess sein. Sie verdient, untersucht zu werden. Den Autoren des Bandes über den Tintinnabuli-Stil ist das ganz gut gelungen.
Von hier ausgehend könnte man nun die Frage nach der Frömmigkeit neu stellen, jenseits von Anekdote und Biographie, dafür – dies erheischt der sagenhafte Erfolg Pärts in der westlichen Kultur – mit einer gescheiten Portion Soziologie. Denn ob Pärts Musik ihre Hörer zur Religion hinführt, wie es unverkennbar ihr Anspruch ist, oder Religion für sie ersetzt, das steht keineswegs fest. ANDREAS DORSCHEL
HERMANN CONEN (Hrsg.): Arvo Pärt. Die Musik des Tintinnabuli-Stils. Verlag Dohr, Köln 2006. 202 Seiten, 34,80 Euro.
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