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Über das Heft:
Die musikwissenschaftliche Forschung zur Geschichte avancierter Musik des 20. Jahrhunderts hat fast ausschließlich Arnold Schönbergs Wiener Schülern Aufmerksamkeit geschenkt. Weitgehend unerforscht blieb hingegen die zweite Generation, seine Berliner Schüler. Ungeachtet der Tatsache, dass sich Schönberg zur Zeit seiner Berliner Professur an der Akademie der Künste auf der Höhe seines europäischen Ruhms als Komponist und als Lehrer befand, hielt sich die Überzeugung, Schönberg habe in Berlin nicht an seine großen Erfolge als Lehrer in Wien anknüpfen können.
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Produktbeschreibung
Über das Heft:
Die musikwissenschaftliche Forschung zur Geschichte avancierter Musik des 20. Jahrhunderts hat fast ausschließlich Arnold Schönbergs Wiener Schülern Aufmerksamkeit geschenkt. Weitgehend unerforscht blieb hingegen die zweite Generation, seine Berliner Schüler. Ungeachtet der Tatsache, dass sich Schönberg zur Zeit seiner Berliner Professur an der Akademie der Künste auf der Höhe seines europäischen Ruhms als Komponist und als Lehrer befand, hielt sich die Überzeugung, Schönberg habe in Berlin nicht an seine großen Erfolge als Lehrer in Wien anknüpfen können.

Dieser Band versammelt Texte von David Drew, Herbert Henck, Ludwig Holtmeier, Claus-Steffen Mahnkopf, Heinz-Klaus Metzger und anderen, die sich mit Leben und Werk der Berliner Schönberg- Schüler Norbert von Hannenheim, Erich Schmid, Roberto Gerhard, Nikos Skalkottas, Walter Gronostay und Peter Schacht auseinandersetzen. In analytischen und biografischen Einzelstudien wird der Frage nach dem historischen Ort der "Berliner Schule" zwischen Neoklassizismus, Nationalsozialismus und Nachkriegs-Moderne nachgegangen. Es geht um eine Auseinandersetzung mit den politischen, ästhetischen und kompositionstechnischen Kriterien, die es ermöglichen, von einer "Berliner Schule" im Sinne einer Fortführung der Wiener Schule zu sprechen.
Autorenporträt
Metzger, Heinz-Klaus
Heinz-Klaus Metzger (1932-2009), war ein deutscher Musiktheoretiker und Musikkritiker. Er galt als einer der bedeutendsten Theoretiker der Neuen Musik nach 1945.

Riehn, Rainer
Rainer Riehn, geb. 1941, deutscher Komponist und Dirigent sowie Mitherausgeber musikwissenschaftlicher Zeitschriften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.12.2002

Musik, freigelassen
Schönberg und die Folgen:
Die „Musik-Konzepte” werden 25
Wieviel Buch braucht die Musik, wieviel Lesefutter der Genuss klingender Saiten, schwingender Luft? Ob Notenanalyse, Komponisten- und Interpretenporträt oder musikhistorische Abhandlung, freies Hören ist durch nichts zu ersetzen. Und anspruchsvolle Musikbücher haben es sowieso immer schwer, über die Fachzunft hinaus sich dem Publikum anzudienen, ohne sich anzubiedern. Entweder ist man zu wissensspezifisch oder zu allgemein, zu exklusiv oder zu populär und „erfolgreich”... Aber nicht nur Musikbücher, auch Musikzeitschriften haben ihre Schicksale. Als die Erfinder – und bis heute Herausgeber – der Musik-Konzepte, Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, für ihr Unternehmen einen Verlag suchten und die Münchner „edition text + kritik” fanden, mochten sie geahnt haben, dass das editorische Schicksal es gut mit ihnen und ihrem zwischen Buch und Zeitschrift angesiedelten Wagemut meinte.
Was da zum ersten Mal im Dezember 1977 in den Buchhandlungen lag und es nie bis zum Kiosk bringen konnte, ist sich bis heute treu geblieben: Format, typografisches Erscheinungsbild und inhaltliche Konzeption unverändert über zweieinhalb Jahrzehnte hinweg – eine rare Konstanz in Zeiten der Innovation von allem und jedem. Und so lässt sich der jüngste Doppelband 117/118, Arnold Schönbergs „Berliner Schule” gewidmet, getrost neben jenen Doppelband 1/2 des Anfangs stellen, der sich Claude Debussys angenommen hatte. Wie durch ein gewaltiges Portal betrat man die Sphäre der Moderne, einer „Neuen Musik”, die der innere Kompass der Reihe geblieben ist. Wer sie von Anfang an gesammelt hat, besitzt ein einzigartiges Kompendium der halben Musikgeschichte in Aufsätzen, die meist die Mühe ernsten Studiums lohnen.
Musik und ihre Konzepte: Der Titel war von Beginn an als Programm zu verstehen – zunächst einmal eines verantwortlichen, stringenten Umgangs mit Musik, mit Musiktheorie und Musikgeschichte. Allein schon die Auswahl der Komponisten- und Themenhefte kann sodann im Sinn einer ästhetischen Dramaturgie gelesen werden, die das Neue, das Revolutionäre in der Musikgeschichte greifbar machen will. Auf Debussy, Mozart (Streit um die „Zauberflöte” als „Machwerk”) und Alban Berg folgen Wagner (Antisemitismus), Varèse, JanáCek, Beethoven (Interpretation), Verdi, Satie, Offenbach, Schnebel und so fort. Wenig später dann Bach (das spekulative Spätwerk), Stockhausen, Nono, Mussorgskij, Bartók. Vier Bände pro Jahr, später sechs, heute wieder vier.
Neue Texte und eine sorgfältige Präsentation entlegener oder erstmals auf deutsch publizierter Aufsätze (auch Beiträge von Symposien etwa) eröffnen durchwegs ungewohnte Perspektiven auf scheinbar bekannte Phänomene. Daneben setzen Metzger, der Musikphilosoph, und Riehn, der Komponist und Dirigent, immer wieder hartnäckig auf Komponisten der Vergangenheit und Gegenwart, die sie für verschollen oder vernachlässigt halten, um deren unabgegoltenes Potential es ihnen geht: Morton Feldman, Ernst Krenek oder Guillaume Dufay, Gottfried M. Koenig, Josquin des Prés oder Henri Pousseur, Adorno als Komponist, Jean Barraqué, Max Reger, Franco Evangelisti, Eric Satie, Perotinus Magnus – um nur einige zu nennen. Auch Musikdenker wie Rudolf Kolisch oder Hans G Helms. Die Musik-Konzepte sind seit langem der Ort für die, die sich mit bequemen Hauptstraßen des Musiklebens und -denkens nicht abfinden (lassen) wollen. Kann die Bedeutung der Reihe überschätzt werden?
Aufs Geratewohl wohlgeraten
Ihr konzeptueller Kopf, Heinz-Klaus Metzger, 1932 in Konstanz geboren, ist einer der originellsten, eigenwilligsten deutschen Musiktheoretiker. Schüler Max Deutschs, also Enkelschüler Arnold Schönbergs, gehört er zu den frühen Teilnehmern der Darmstädter Ferienkurse nach ’45, zu den musikphilosophischen Gesprächspartnern Theodor W.Adornos und etlicher Komponisten wie Stockhausen, Boulez, Nono. Und Metzger betätigte sich früh als Exeget, radikaler Verfechter des Amerikaners John Cage und dessen anti- hierarchischem Komponieren.
Die Musik-Konzepte zogen mit diesem Herausgeber von Anfang an die intellektuelle Aufmerksamkeit auf sich, und Metzgers Denken, das in Adorno und Cage den Angelpunkt hat, ist originär geblieben. Im Cage- Sonderband auch wieder zugänglich gemacht – sein berühmter früher Text über „John Cage oder Die freigelassene Musik”, darin Fundstücke wie dieses: „Zufall hängt mit Glück, das einem zufällt, zusammen, wie’s Geratewohl mit dem Wohlgeratenen. Undenkbar wäre organisiertes Glück.”
Das Ausmaß der Reihe ist mittlerweile beeindruckend: Schumann und Eichendorff, Schönbergs Verein für musikalische Privataufführungen, Monteverdi, Skrjabin, Bruckner – nimmt man die Bände, die fast alle noch lieferbar sind, in die Hand, wird einem bewusst, was sich da angesammelt hat. Und die beiden Herausgeber sind nicht müde geworden: Im nächsten Jahr wird es Hefte geben über Johann Sebastian Bach und die alte rhetorische Wissenschaft von der „Klangrede”, einen Sonderband über Mikrotonalität, ein Bruckner-Heft zur Problematik des unvollendeten Finales der Neunten und einen zweiten Sonderband über die Darmstädter Schule. Ob danach ein Heft über Messiaen (mit dessen erstmals auf deutsch publizierten Ravel-Analysen) oder Heinrich Schütz erscheint, die Herausgeber wissen es selbst noch nicht so genau.
WOLFGANG
SCHREIBER
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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