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"Lern was Anständiges, dann ist dir ein Job sicher." Das war einmal. Trotz Bildung nichts gewonnen - das ist heute die Realität, mit der immer mehr Hochqualifizierte zurechtkommen müssen. Sie leben mit schwankendem Einkommen, erratischen Arbeitszeiten und einer ungewissen Zukunft. Ihre Karrieren führen nicht mehr nach oben, sondern von der Uni ins Multijobbing, von der Akademie ins Prekariat. Gesellschaft und Staat stehen damit vor Herausforderungen, denen die jüngsten Reformen nur unzureichend begegnen. Die Politik stellt sich taub für die speziellen Probleme der hochqualifizierten…mehr

Produktbeschreibung
"Lern was Anständiges, dann ist dir ein Job sicher." Das war einmal. Trotz Bildung nichts gewonnen - das ist heute die Realität, mit der immer mehr Hochqualifizierte zurechtkommen müssen. Sie leben mit schwankendem Einkommen, erratischen Arbeitszeiten und einer ungewissen Zukunft. Ihre Karrieren führen nicht mehr nach oben, sondern von der Uni ins Multijobbing, von der Akademie ins Prekariat. Gesellschaft und Staat stehen damit vor Herausforderungen, denen die jüngsten Reformen nur unzureichend begegnen. Die Politik stellt sich taub für die speziellen Probleme der hochqualifizierten "Prekären", verschlimmert sie am Ende noch. Das ist fatal: Denn sie ignoriert damit vielleicht die Prototypen der Arbeitswelt von morgen. Die "Arbeitssammler" bringen für Arbeit- und Auftraggeber den Vorteil eines hohen Ausbildungsniveaus mit, verzichten dabei aber auf die teuren Privilegien eines "normalen" Arbeitsverhältnisses. Auf ihre Flexibilität und Eigeninitiative werden wir in Zukunft nicht verzichten können. Wohin aber geht eine Gesellschaft, wohin führt eine Arbeitslandschaft, in der auch Qualifikation immer weniger vor einer unsicheren Existenz schützt? Ein Buch für alle Politisch-wirtschaftlich Interessierte, Alle, die "Arbeitssammler" kennen oder selbst Arbeitssammler sind.
Autorenporträt
Peter Plöger, freiberuflicher Autor, war als Vorstandsmitglied der "Vereinigung für Ökologische Ökonomie" (VÖÖ) mit Wirtschaft auf neuen Wegen beschäftigt und kennt als akademisch ausgebildeter Multijobber die alltägliche Selbstorganisation von Arbeit aus dem Effeff.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2010

Prekäre Arbeitswelt
Im Jahre 2006 schien die Welt noch in Ordnung. Damals erschien ein hoffnungsfrohes Buch, das den Blick auf eine bislang kaum beachtete Nische der Arbeitswelt lenkte. „Wir nennen es Arbeit” von Holm Friebe und Sascha Lobo handelte von der „Digitalen Boheme” junger freischaffender Kreativarbeiter, die mit Laptop mal im Homeoffice, mal im Internetcafé ihren Anspruch selbstbestimmten Arbeitslebens realisierten. Im Jahr darauf fielen schon einige Schatten auf dieses optimistische Bild, als der junge Autor Jakob Schrenk die Ambivalenz dieser Arbeit erörterte. Denn, so seine These, die Selbstbestimmung freier Arbeit münde nicht selten in Selbstausbeutung.
In seinem soeben erschienenen Buch „Arbeitssammler, Jobnomaden und Berufsartisten” verschiebt der Autor Peter Plöger die Gewichte ein weiteres Mal: in Richtung Prekariat. Er zeichnet ein düsteres Bild dieser neuen Arbeitswelt. Von Aufbruchstimmung ist dort wenig zu spüren. Stattdessen: „Viel Arbeit, wenig Geld, keine Sicherheit” und die ständige Gefahr, „unter das Existenzminimum zu rutschen”. Das sei die bittere Realität eines Segments der Arbeitsgesellschaft, das sich – von Öffentlichkeit und Politik noch kaum wahrgenommen – im Randbereich der Arbeitsgesellschaft ausbreite. In prekären Arbeitsverhältnissen werkelten eben nicht nur Billiglöhner, Geringqualifizierte und Mehrfachjobber, sondern in zunehmendem Maße auch gut ausgebildete, motivierte und leistungsbereite Hochqualifizierte, die sich dennoch nur durchwursteln, ohne wirklich Fuß fassen zu können. Arbeitssammler eben, darauf angewiesen, jeden Job annehmen zu müssen. „Arbeitssammler schlagen sich durch, mal in einer Festanstellung, mal in Teilzeit, mal halbtags, oft als Selbständige, mit viel Optimismus, Ausdauer, Einfallsreichtum und Witz. Trotzdem bleibt es, was es ist: ein Durchschlagen.”
Ambivalenz also auch hier, nur mit deutlicher Schlagseite hin zum Prekären. Darauf will Plöger aufmerksam machen. Sein Appell richtet sich denn auch an die Politik: Sie solle nicht länger an dem zerrinnenden Normalarbeitsverhältnis als Regelfall festhalten, sondern endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Arbeitswelt vielfältiger geworden ist. Notwendig sei vor allem eine Anpassung der sozialen Sicherungssysteme an die neuen, flexiblen Arbeitsbedingungen.
Hier liegt auch das Verdienst des Buches: Auf die Ausbreitung dieser neuen, prekären Arbeitsverhältnisse, die prekäre Lage vieler Hochqualifizierter und die oftmals miserable Entlohnung kreativer Arbeit hinzuweisen. Dass Plöger vielfach einen anklagenden Ton anschlägt und verlorene Sicherheiten beklagt, ist die Kehrseite. Die Ambivalenz der Lage der Arbeitssammler spiegelt sich auch in seinem Buch. Wie sie, schwankt er zwischen Anklage und Anpacken. Auf der einen Seite beschreibt er die Arbeitssammler als Opfer der von Kapitalinteressen geprägten Verhältnisse. Andererseits begreift er sie zukunftsorientiert als „unfreiwillige Avantgarde”, als „Modellathleten einer neuen Arbeitswelt”.
Diese Ambivalenz tritt klar zutage, wenn es heißt: „Die Arbeitssammler haben im Kleinen bereits Antworten auf die zentrale Frage der Arbeitsgesellschaft gefunden. Sie finden Arbeit, wo es nach dem Markt keine mehr gibt.” Nur: was anders ist das als Markt? Verändert haben sich die Bedingungen, nach denen er funktioniert. Die klare Trennung zwischen Unternehmern, die Arbeit schaffen, und Arbeitnehmern, die sie bloß ausführen, löst sich auf. In der Arbeitswelt von morgen wird (fast) jeder ein Stück weit Unternehmer sein. Das kann man als Chance begreifen oder als verlorene Sicherheit beklagen. Beides aber geht nicht zusammen. Winfried Kretschmer
Peter Plöger: Arbeitssammler, Jobnomaden und Berufsartisten.
Viel gelernt und nichts gewonnen? Das Paradox der neuen Arbeitswelt. Hanser Verlag, München 2010.
250 Seiten, 19,90 Euro.
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