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Stillschweigend scheint man in den Sozialwissenschaften bislang davon auszugehen, dass bei Frauen wohl kaum eine Verrentungs- und Ruhestandsproblematik vorliegt, da sie sich nach Ende des Erwerbslebens an der angestammten Rolle im Hause orientieren können. Selbst Frauenforschung und soziale Gerontologie haben die Bedingungen und Folgen vorzeitigen oder normalen Austritts von Frauen aus dem Erwerbsleben so gut wie nicht thematisiert. Und dies, obwohl Frauenarbeit und leben als Thema sozialwissenschaftlicher Forschung in den letzten Jahren zunehmend Konjunktur hat. Lässt sich diese…mehr

Produktbeschreibung
Stillschweigend scheint man in den Sozialwissenschaften bislang davon auszugehen, dass bei Frauen wohl kaum eine Verrentungs- und Ruhestandsproblematik vorliegt, da sie sich nach Ende des Erwerbslebens an der angestammten Rolle im Hause orientieren können. Selbst Frauenforschung und soziale Gerontologie haben die Bedingungen und Folgen vorzeitigen oder normalen Austritts von Frauen aus dem Erwerbsleben so gut wie nicht thematisiert. Und dies, obwohl Frauenarbeit und leben als Thema sozialwissenschaftlicher Forschung in den letzten Jahren zunehmend Konjunktur hat. Lässt sich diese Forschungslücke tatsächlich dadurch legitimieren, dass für viele Frauen ein unkompliziertes Zurück in die angestammte Rolle möglich ist? Die hier beschriebene Untersuchung kommt zu anderen Ergebnissen: Sie zeigt, dass sich dieser Prozess für Frauen als sehr vielschichtig, widersprüchlich und vielfach nicht unproblematisch erweist. Der Übergang in den Ruhestand und das Leben in Rente sind Lebensphasen, die vor allem durch das lebenslange Ineinandergreifen der weiblichen Arbeitsverhältnisse in Familie und Beruf geprägt werden. Aufgrund geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung sind weibliche (Erwerbs-) Biografien und somit auch der Übergang in den weiblichen Ruhestand nicht mit männlichen vergleichbar. Exemplarisch für eine Beschäftigungsgruppe die Briefverteilerinnen bei der Deutschen Bundespost werden hier die Wege durch Erwerbs- und Familienleben bis zur Rente aus der Rückschau der Frauen nachvollzogen und auf Zusammenhänge hin untersucht. Die 26 befragten Frauen haben im Durchschnitt ca. 20 Jahre bei der Post gearbeitet, überwiegend in Spät- oder Nachschicht. Sie hatten trotz der Kinder so die Möglichkeit, Familien- und Berufsarbeit miteinander zu verbinden. Die biografischen Interviews vermitteln Einsichten in Belastungs- und Bewältigungsstrukturen unter den Bedingungen der Mehrfachbelastung. Diese haben bei der Hälfte der Frauen zur vorzeitigen Verrentung aus gesundheitlichen Gründen geführt. Frührente kann hier in den meisten Fällen als Folge von Überlastung/Kumulation von Belastungen angesehen werden, die aus dem Zusammenwirken der verschiedenen weiblichen Arbeitsverhältnisse resultieren und sich bei fehlenden/unzureichenden Kompensationsmöglichkeiten gegenseitig verstärkt haben. Das Leben im (vorzeitigen) Ruhestand gestaltet sich entsprechend der vorher entwickelten Lebensbedingungen: einerseits gibt es Frauen, die gesundheitlich und sozial weitestgehend eingeschränkt sind, anderseits genießen manche wie der Typus der Jungen Alten aktiv und lebensfroh den verdienten Ruhestand.