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"Zurückblickend sehe ich, daß ich nie wirklich günstige Arbeitsbedingungen hatte, teils meiner Unfähigkeit wegen, meine persönlichen Verhältnisse zu ordnen, teils des Zustands der Gesellschaft wegen, der ich mindestens 50 Jahre voraus war - ich war vorausgeeilt, und um Erfolg zu haben darf man nicht mehr als 2-3 Jahre voraus sein", schrieb Pavel Florenskij aus dem Lager auf den Solovki-Inseln im Weißen Meer an seine Frau Anna Michajlovna nur wenige Monate vor dem gewaltsamen Ende seines Lebens. Pavel Aleksandrovic Florenskij (1882-1937), Priester, Philosoph, Theologe, Mathematiker, Physiker,…mehr

Produktbeschreibung
"Zurückblickend sehe ich, daß ich nie wirklich günstige Arbeitsbedingungen hatte, teils meiner Unfähigkeit wegen, meine persönlichen Verhältnisse zu ordnen, teils des Zustands der Gesellschaft wegen, der ich mindestens 50 Jahre voraus war - ich war vorausgeeilt, und um Erfolg zu haben darf man nicht mehr als 2-3 Jahre voraus sein", schrieb Pavel Florenskij aus dem Lager auf den Solovki-Inseln im Weißen Meer an seine Frau Anna Michajlovna nur wenige Monate vor dem gewaltsamen Ende seines Lebens. Pavel Aleksandrovic Florenskij (1882-1937), Priester, Philosoph, Theologe, Mathematiker, Physiker, Chemiker, Elektrotechniker, Ingenieur, Geologe, Kunstwissenschaftler, Volkskundler und Archäologe, von seinen Zeitgenossen wegen seiner vielfältigen Begabungen und tiefgründenden Gelehrtheit mit Leonardo da Vinci, Blaise Pascal und Gottfried Wilhelm Leibniz verglichen, wurde nach seinem Märtyrertod in Russland totgeschwiegen. Im Westen war er nur wenigen Spezialisten bekannt. Tatsächlich s ollte es ein halbes Jahrhundert dauern, bis den Vorausgeeilten der Ruhm einholte. Heute ist Florenskij als eine der bedeutendsten und zugleich eigenartigsten Persönlichkeiten der neueren russischen Geistesgeschichte anerkannt. Internationale Kongresse belegen dies ebenso wie die zahlreichen in den letzten Jahren erschienenen Ausgaben und Übersetzungen seiner Werke sowie die rasch anwachsende Forschungsliteratur. Bereits 1925/26 hatten Hans Ehrenberg, Nicolai von Bubnoff und Lev Kobylinskij-Ellis auf Florenskij hingewiesen und durch Übersetzungen versucht, die Beschäftigung mit seinem Werk einzuleiten. 1984 stellte Michael Silberer in einer großen Studie über die Trinitätsidee Florenskij neben Thomas von Aquin, und im Jahr darauf erschien der ausführlich kommentierte Nachdruck des legendären Buches "Imaginäre Größen in der Geometrie" (Mnimostiv geometrii, 1922). Die weiteren Forschungen und Publikationen fielen mit der durch die Perestrojka ermöglichten (und mit kleineren Texten in s peziellen Zeitschriften lange vorbereiteten) Freigabe des Werkes in Rußland zusammen. Seit 1988 sind mehrere Werke Florenskijs vollständig auf deutsch erschienen, darunter die Erinnerungen an die Kindheit und Jugend im Kaukasus, die einflußreichen Untersuchungen zur Theologie der Ikone, zur umgekehrten Perspektive und die kunsttheoretischen Vorlesungen zu Raum und Zeit, die Sprachphilosophie, insbesondere die Untersuchung von Namen, sowie eine zweibändige "Biographie" in Form von Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Aus der umfangreichen Korrespondenz liegt der Briefwechsel mit Andrej Belyj in deutscher Übersetzung vor. Noch nicht abzusehen ist, wann Florenskijs theologisches Hauptwerk "Der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (Stolp i utverzdenie Istiny, 1914) in einer vollständigen deutschen Ausgabe zugänglich sein wird. Bisher liegt dieses Zeugnis enzyklopädischer Gelehrtheit und ästhetischen Raffinements in französischer, italienischer, sowie in englischer Übersetzung vor. I mmerhin bieten die inzwischen vorliegenden deutschen Übersetzungen, die zum größten Teil von Sieglinde und Fritz Mierau angefertigt wurden, nach der Einschätzung von Wolfgang Schlott, "alle Voraussetzungen für ein breites diskursives Feld ... , auf dem nun endlich die komplexe Auseinandersetzung mit einem großen Denker und Metaphysiker beginnen kann." Und doch bleibt, so Gerhard Adler, ein Hindernis weiter bestehen, nämlich das Genie Florenskijs, "die überwältigende Begabung, die Vielfalt der Arbeitsgebiete, die überragende wissenschaftliche und auch religiöse Bedeutung dieses großen Russen." Die mit diesem Band eröffnete Reihe, die sich als "Anhang" zu der auf zehn Lieferungen angelegten Berliner Werkausgabe versteht und in unregelmäßiger Folge erscheinen wird, möchte all jenen ein Forum bieten, die sich der Person Florenskijs und seinem vielfältigen und vielschichtigen Werk von verschiedensten Seiten - auch kritisch - zu nähern suchen