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China ist 2011 die führende Wirtschaftsmacht der Welt. Deutschlands Abhängigkeit von dieser Supermacht hat sich seit der Finanzkrise dramatisch erhöht. Weil China boomt, exportieren wir immer mehr Waren und Know-how. Die Spielregeln bestimmen die Chinesen und ändern sie gern während des Spiels. Das macht Angst. China ist nicht nur eine Bedrohung für viele deutsche Konzerne, sondern auch für unseren Wohlstand. Was passiert, wenn die Chinesen unsere Produkte ohne uns herstellen? Können wir verhindern, dass sie ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss in Deutschland und der Welt weiter ausbauen?…mehr

Produktbeschreibung
China ist 2011 die führende Wirtschaftsmacht der Welt. Deutschlands Abhängigkeit von dieser Supermacht hat sich seit der Finanzkrise dramatisch erhöht. Weil China boomt, exportieren wir immer mehr Waren und Know-how. Die Spielregeln bestimmen die Chinesen und ändern sie gern während des Spiels. Das macht Angst. China ist nicht nur eine Bedrohung für viele deutsche Konzerne, sondern auch für unseren Wohlstand. Was passiert, wenn die Chinesen unsere Produkte ohne uns herstellen? Können wir verhindern, dass sie ihren politischen und wirtschaftlichen Einfluss in Deutschland und der Welt weiter ausbauen?
Autorenporträt
Frank Sieren, geboren 1967, ist Bestseller-Autor, Dokumentarfilmer, "Zeit"-Autor und "Handesblatt"-Kolumnist und lebt seit über eineinhalb Jahrzehnten in China. Die "London Times" nennt ihn einen der "maßgeblichen Chinakenner Deutschlands."
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.10.2011

Wirtschaftsbücher
Im Zeitraffer
Die chinesische Volksrepublik ist nicht erst auf dem Weg zur Weltmacht – sie ist bereits die wirtschaftliche Nummer eins
China im Wandel, das lässt sich kaum irgendwo so gut beobachten wie von der Terrasse des Hotels Indigo in Shanghai aus. Sie liegt im 30. Stockwerk und ist damit hoch genug für einen grandiosen Ausblick, aber nicht so hoch, dass man nur nach unten schaut. Und dabei das Staunen verlernt.
Rechts auf der anderen Seite des Flusses Huangpu liegt das Finanzviertel Pudong zum Greifen nah. Hochhäuser mit dreißig bis vierzig Stockwerken fallen kaum auf neben den drei höchsten Gebäuden. Es sind das Shanghai World Financial Center (492 Meter), der Jin Mao Tower (420,5 Meter) und der Oriental Pearl Tower, der Fernsehturm (468 Meter). In drei Jahren werden alle drei überragt werden vom Shanghai Tower mit 632 Metern. Und wie wird es in sechs Jahren ausschauen?
Linker Hand liegen die Kolonialgebäude an der Prachtstraße Bund und daneben große freigeräumte Flächen. Wo einst die Bordelle und Opiumhöhlen der Hafenstadt standen, verschwindet in absehbarer Zeit ein weiterer Teil des alten Shanghai zugunsten von neuen Geschäftsbauten voller Luxusläden. Der Wandel dieses Landes von der Billigfabrik für die alten Industrieländer zur bedeutenden Konsumenten-Nation und zum einflussreichsten Finanzinvestor der Welt vollzieht sich atemberaubend schnell. Entsprechend groß ist die Zahl der Sachbuch-Autoren, die dieses Phänomen darstellen und seine Hintergründe beleuchten wollen.
Frank Sieren und Felix Lee tun das in ihren jüngsten Büchern auf sehr verschiedene Weise. Frank Sieren, 44, hat sich seinen Ruf als China-Spezialist bereits erworben. Der deutsche Journalist lebt seit 1994 in Peking. Seine Bücher „Der China Code“ (2005) und „Der China Schock“ (2008) schafften es auf die Bestsellerlisten. Den Ritterschlag als Experte für die Volksrepublik erhielt Sieren durch den Gesprächsband „Nachbar China“ (2006) mit Altbundeskanzler Helmut Schmidt.
Packend und zugleich faktenreich handelt Sieren in seinem neuen Buch alle Bereiche ab, in denen China dabei ist, eine weltweite Vorrangstellung zu erlangen – oder sie längst erreicht hat. Da geht es anschaulich um so verschiedene Dinge wie die deutsche Atomtechnik oder die Amerikaner als Schuldner und Abnehmer von Waren zugleich, was sie zu einem wichtigen Partner macht. Es geht um den gigantischen Energiebedarf von China, die neue chinesische Flugzeugindustrie, die Rolle der Tibeter, wie die Chinesen sich wichtige Rohstoffe sichern und – ganz aktuell – den beherrschenden Einfluss in der Schuldenkrise westlicher Staaten. Das alles vor dem Hintergrund des Wertesystems der Volksrepublik, in der sich die Kommunistische Partei dem politischen Wandel in etlichen Teilen der Welt bislang entzogen hat.
Als die Amerikaner mit billigen Krediten ihre Wirtschaft anheizten, hätten die Chinesen bereits früh geglaubt, diese Blase werden platzen, analysiert Sieren. „Das hielt sie jedoch nicht davon ab, die amerikanische Wirtschaft als Durchlauferhitzer für ihren eigenen Aufschwung zu benutzen.“ Damit der amerikanischen Wirtschaft nicht die Luft ausging, kauften die Chinesen große Mengen Staatsanleihen. Sieren sieht es so: „Sie liehen den Amerikanern Milliarden US-Dollar, damit diese weiterhin chinesische Produkte kaufen konnten.“
In der Gegenrichtung bestehen die Chinesen darauf, für das eigene Land stets das Neueste und Beste zu bekommen – und das in sehr großen Mengen, für seine konsumkräftige, immer größer werdende Mittelschicht.
Der chinesischstämmige Felix Lee, 36, ist ebenfalls Journalist, aber in Berlin, wo er für die taz als Wirtschafts- und Politikredakteur arbeitet. Er wurde in Deutschland geboren und ist hier aufgewachsen. Felix Lee hat China seit seinem fünften Lebensjahr alle zwei Jahre besucht und auch dort gearbeitet, zuletzt im vergangenen Jahr für mehrere Monate in Peking, teilt sein Verlag mit. Das Paperback „Die Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“ ist sein erstes Buch.
Felix Lee zählt wie Sieren zu denen, die bemerkt haben, wie mächtig China längst ist. Während andere noch vom aufstrebenden Schwellenland schwadronieren, analysiert Lee, Chinas Führung habe vorgemacht, „wie Wachstum und Wohlstand geschaffen werden können und wie man sich trotzdem das internationale Spekulantentum vom Hals hält“.
Er verfolgt dabei einen interessanten Ansatz: Die chinesische Regierung verfüge noch über eine Reihe Instrumente, „die westliche Staaten nicht mehr besitzen, weil sie sich ihrer in den vergangenen Jahren konsequent entledigt haben“. Die chinesische Regierung fördert gezielt Schlüsselindustrien, hält viele Betriebe in Staatshand und interveniert in der Wirtschaft, „wann immer nötig“. Kurzum: „Die Ökonomie bleibt Teil des Staates.“
Was das denn solle, denkt der marktwirtschaftsaffine Leser angesichts des kommunistischen Einparteiensystems und der staatsgelenkten Planwirtschaft zunächst. Bei der weiteren Lektüre des Buches wird aber deutlich, dass sich der taz -Redakteur dieser Problematik durchaus bewusst ist. Und wirtschaftlicher Erfolg nicht den Verlust politischer Freiheit als Preis haben darf. Seine so radikal daherkommende These von China als dem Gewinner der Globalisierung und der mit ihr verbundenen Liberalisierung der weltweiten Wirtschaftsordnung relativiert er dann, geht ein auf die sozialen Probleme des riesigen Landes. Schließlich warnt Lee davor, das chinesische Wirtschaftsmodell ungefiltert auf andere Staaten zu übertragen. Die chinesische Art des zentralgelenkten Unternehmens Staat könne nur nachhaltig erfolgreich sein, wenn zum Beispiel eine praktisch durchsetzbare Rechtsordnung für Verlässlichkeit sorgt.
Umgekehrt könnten die westlichen Industrieländer aus der jüngeren wirtschaftlichen Entwicklung lernen, dass sie womöglich die eine oder andere staatliche Funktion zu viel an private Unternehmen abgegeben haben. Die damit verbundene Entlastung der Staaten gehe einher mit einem Verlust an Bedeutung und Einfluss auf die aktuelle Entwicklung, nicht zuletzt der an den Finanzmärkten.
Wenn man „China + Sieren“ googelt, gibt es 531 000 Treffer, für „China + ,Felix Lee‘“ 104 000. Darin spiegelt sich wider, dass Sieren mittlerweile sechs Bücher zum Thema China vorgelegt hat – akribische Analysen der überaus dynamischen Entwicklung des immer mächtigeren Landes. Das will andererseits aber nicht viel heißen. Denn das Plädoyer von Felix Lee für eine stärkere Rolle des Nationalstaates in der globalisierten Welt ist ein zwar ziemlich anderer Ansatz, aber ebenfalls kein uninteressanter.
Wer sich für die Verschiebung der geopolitischen Machtverhältnisse interessiert, der sollte beide Bücher lesen. China ist längst dort angekommen, wohin viele es erst auf dem Weg wähnen. Man sieht es in Shanghai.
Michael Kuntz
Frank Sieren: Angst vor China. Wie die neue Weltmacht unsere Krise nutzt. Econ Verlag, Berlin 2011. 447 Seiten. 19,99 Euro.
Felix Lee: Die Gewinner der Krise. Was der Westen von China lernen kann. Rotbuch Verlag, Berlin 2011. 189 Seiten. 12,95 Euro.
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