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Andermatt ist eine grosse Baustelle - das Luxusresort des ägyptischen Geschäftsmanns Samih Sawiris nimmt Tag für Tag Gestalt an. Dieses Buch dokumentiert die Entwicklung des Megaprojekts, zeigt die subtilen und weniger subtilen Veränderungen in der Landschaft. Aussagen von Bauernfamilien und Behördenvertretern ergänzen zahlreiche Hintergrundinformationen. - Die Fotografen haben den Umbruch über sieben Jahre in einer Bildchronik festgehalten.

Produktbeschreibung
Andermatt ist eine grosse Baustelle - das Luxusresort des ägyptischen Geschäftsmanns Samih
Sawiris nimmt Tag für Tag Gestalt an. Dieses Buch dokumentiert die Entwicklung des Megaprojekts, zeigt die subtilen und weniger subtilen Veränderungen in der Landschaft. Aussagen von Bauernfamilien
und Behördenvertretern ergänzen zahlreiche Hintergrundinformationen. - Die Fotografen haben den Umbruch über sieben Jahre in einer Bildchronik festgehalten.
Autorenporträt
Beat Brechbühl, geboren 1939 in Oppligen/BE, Ausbildung zum Schriftsetzer, war als Redaktor, Verlagshersteller, Bilder- und Büchermacher und als Verlagsleiter tätig. 1980 gründete er den heute in Frauenfeld angesiedelten Waldgut Verlag. Heute lebt Brechbühl, der die Frauenfelder Lyriktage ebenso wie die inzwischen international bekannte Handpressenmessebegründete, in Pfyn TG. Brechbühl wurde für sein Schaffen mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, dem Bodensee-Literaturpreis und dem Buchpreis der Stadt Bern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2012

Andermatt oder Ein Dorf wird Resort

Der Märchenprinz aus dem fernen Ägypten schwebte Ende Februar 2005 im Hubschrauber über den Kanton Uri und deutete hinab auf das Urserntal: Dort sollte es entstehen, das neue Investitionsobjekt für die väterliche Firma Orascom Hotel & Development. Die drunten im Dorfe Andermatt ahnten nichts von ihrem neuen Glück, das alsbald Samih Sawiris über sie bringen wollte. In dem langsam absterbenden Alpendorf entsteht ein Resort der Luxusklasse, mit Hotel, Apartmenthäusern, Villen, Golfplatz - eine Milliardeninvestition. "Was hier abläuft, ist grundsätzlich nicht außergewöhnlich. Der Alpenraum wird immer mehr von einer Produktions- zur Freizeitlandschaft umgestaltet", schreiben die Autoren im Vorwort eines Bandes, der die Andermatter Metamorphosen dokumentiert (Robert Kruker und Verena Meier: "Andermatt im Umbruch". Vom Waffenplatz zum Luxusresort. Fotografien von Beat Brechtbühl und Franca Pedrazetti. Rotpunktverlag, Zürich 2012. 208 S., geb., 34,- [Euro]).

Nicht außergewöhnlich? Die Dimension dieser Umgestaltung ist in wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Hinsicht exorbitant. Und sie offeriert Dilemmata so weit das Auge reicht. Denn der Abstieg der 1300-Seelen-Gemeinde schien unaufhaltsam, ein Gegenrezept hatte keiner. Dann ging mit der Armee ein weiterer Arbeitgeber, der jahrzehntelang eine Kaserne nebst Truppenübungsplatz und Schießständen betrieben hatte. Beim ersten Versuch, die Festung Andermatt zu schleifen, waren die Älpler noch unbeugsam gewesen: In den vierziger Jahren sollte das Tal in einen Stausee verwandelt werden. Der Widerstand der Dörfler gipfelte darin, den leitenden Ingenieur Fetz ins Tal zu prügeln.

Samih Sawiris wurde eine freundlichere Aufnahme zuteil. Der Spross einer koptischen Unternehmerfamilie hat in Berlin studiert. Die Baufirma seines Vaters wuchs sich in den Mubarak-Jahren zu einem Konzern mit 18 000 Mitarbeitern aus. Berühmt wurde die Firma, weil sie in Ägypten das Resort El Gouna erfolgreich aus der Wüste stampfte. Sawiris kam als gewinnender, fließend Deutsch sprechender Macher, der eine große Zukunft verspricht. Hundert Millionen Franken sollen künftig Gäste und Neubürger pro Jahr liegen lassen. Das erzeugte Frankenzeichen in den Augen vieler Andermatter. So schnell, wie geplant, ging es wegen rechtlicher und bürokratischer Hürden nicht; seit zwei Jahren wird nun immerhin gebaut.

Auch das Skigebiet muss für die wohlhabende Klientel erweitert und modernisiert werden; Naturschützer kämpfen dagegen an. Dem Golfplatz mit achtzehn Löchern fielen fünf Bauernhöfe zum Opfer: Das sind spannende Binnengeschichten in einer großen Erzählung. So ist der ehemalige Bauer Sandro Danioth heute Angestellter bei Andermatt Swiss Alps und koordiniert die Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen für den Golfplatz. Ein Mangel des ansonsten gelungenen Buches ist der Umstand, dass mit dem Investor selbst offenkundig kein Gespräch zustande kam. Die Langzeitbeobachtung wird ohnehin weitergehen: Man rechnet mit dem Zuzug von sechstausend Neubürgern, da steht ein Kulturenmix größeren Ausmaßes ins Chalet. Erst in einigen Jahren wird man wissen, welche Art von Kuhhandel Andermatt abgeschlossen hat.

HANNES HINTERMEIER

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