Jurek Becker
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Amanda herzlos
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'Amanda herzlos' ist Liebesgeschichte, Zeitbild, Entwicklungsroman und Literatursatire, in dem der Niedergang eines vielgeschmähten Staates am Schicksal einer Frau mit der professionell geführten Feder ihrer Liebhaber geschildert wird. Michael Bauer, Süddeutsche Zeitung
Jurek Becker wurde am 30. September 1937 in Lodz/Polen geboren und starb am 14. März 1997 in Sieseby/Schleswig-Holstein. Von 1939 bis 1945 wuchs Becker im Ghetto in Lodz auf und wurde später in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Sachsenhausen inhaftiert. 1945 siedelte er in den Ostteil Berlins über, wo er von 1957 bis 1960 Philosophie an der Humboldt-Universität studierte. 1960 wurde Becker aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen und ging an die Filmhochschule Babelsberg. Becker ist Autor zahlreicher Drehbücher. 1969 wurde sein erster Roman veröffentlicht - Jakob der Lügner wurde weltbekannt. Jurek Beckers Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis in Gold und dem Bundesverdienstkreuz.

Produktdetails
- suhrkamp taschenbuch 2295
- Verlag: Suhrkamp
- Artikelnr. des Verlages: 38795, ST 2295
- 14. Aufl.
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: März 2004
- Deutsch
- Abmessung: 174mm x 106mm x 21mm
- Gewicht: 240g
- ISBN-13: 9783518387955
- ISBN-10: 3518387952
- Artikelnr.: 05238431
Herstellerkennzeichnung
Suhrkamp Verlag
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
'Liebesgeschichte, Zeitbild und?Entwicklungsroman, in dem der?Niedergang eines vielgeschmähten Staates am Schicksal einer Frau geschildert wird.' Süddeutsche Zeitung
Einakter und Unrechtsstaat
Der letzte Roman von Jurek Becker mit dem Titel «Amanda herzlos», erschienen 1992, ist zeitlich kurz vor dem Fall des Eisernen Vorhangs angesiedelt. Wie immer beim Autor des berühmten Romans «Jakob der Lügner» ist auch hier seine …
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Einakter und Unrechtsstaat
Der letzte Roman von Jurek Becker mit dem Titel «Amanda herzlos», erschienen 1992, ist zeitlich kurz vor dem Fall des Eisernen Vorhangs angesiedelt. Wie immer beim Autor des berühmten Romans «Jakob der Lügner» ist auch hier seine ureigene literarische Methode deutlich zu erkennen, nämlich selbst außerordentlich ernste Sujets «komödienähnlich» zu bearbeiten, wie er selbst es formuliert hat. Ironie und Komik wären der von ihm präferierte Ton, das habe möglicherweise auch was mit Unterhaltsamkeit zu tun. Dieser Roman ist thematisch eindeutig mehr ein Liebesroman als ein DDR-Roman, die Probleme beim Zusammenleben beider Geschlechter werden aus verschiedenen Perspektiven umfassend und mit analytischem Blick beschrieben. Dass dabei ein ebenso totalitäres wie dümmliches, ungeliebtes politisches System den Hintergrund liefert, ist dem Dissidenten Jurek Becker als Motiv erkennbar ebenfalls wichtig. Eine Pointe seiner Geschichte besteht schließlich genau darin, dass die am Ende, nach schikanösem Papierkrieg vieler beteiligter Behörden, endlich genehmigte Ausreise der Protagonistin Amanda in die Bundesrepublik Deutschland kurz vor dem Mauerfall erfolgt, - man hätte nur zu warten brauchen, aber wer konnte das schon voraussehen?
In dem dreiteiligen Roman erzählen drei Männer jeweils aus der Ich-Perspektive über ihre Ehefrau beziehungsweise Lebenspartnerin Amanda, der das Wort «herzlos» anhängt, - zu Recht nach dem Urteil von zwei der Männer, die über sie berichten. Sie ist eine Schönheit, rätselhaft wie eine Sphinx, hat ihr Studium abgebrochen, hat schriftstellerische Ambitionen und ist gleichermaßen intelligent wie wortgewandt. Mit ihrem Ehemann, dem Ostberliner Sportreporter Ludwig Weniger, hat sie einen kleinen Sohn. Ludwig ist ein notorischer Fremdgänger, er hatte sogar mit ihrer einzigen Freundin eine leidenschaftliche Affäre. Das Paar hat sich auseinandergelebt, sie sind voller Misstrauen gegeneinander und wollen sich scheiden lassen, dieser erste Romanteil beschreibt die Phase vor der Scheidung aus Ludwigs Perspektive. Im Mittelteil erzählt der Schriftsteller Fritz Hetmann von seinem Zusammenleben mit Amanda, wobei Jurek Becker eine narrativ raffinierte Geschichte-in-der-Geschichte konstruiert. Fritz hat während der Jahre mit Amanda eine Novelle über sein zunehmend schwieriger werdendes Zusammenleben mit Amanda geschrieben. Die ist ihm aber durch Sabotage - von ihr angestiftet, wie er vermutet - von der Diskette gelöscht worden. Da er keine Kopie hat, erzählt er die Novelle nun aus dem Gedächtnis nach, wobei er immer wieder virtuos die erinnerte Novelle und seinen aktuellen Bericht miteinander vermischt. Als Amanda sich im dritten, tagebuchartig erzählten Teil schließlich Hals über Kopf in Stanislaus Doll verliebt, einen westdeutschen Rundfunk-Korrespondenten in Ostberlin, und Fritz daraufhin verlässt, steuert diese dritte Liebesgeschichte auf eine Ehe zu.
Dieser Eheschließung steht jedoch im Wege, dass sie politisch quasi eine Mischehe darstellt, Ost mit West, mit dem feindlichen Ausland also, was vom Staat natürlich genehmigt werden muss. Und dafür wäre auch noch Amandas Ausreise nach Westdeutschland zu beantragen, denn ihr Zukünftiger wurde von seinem Chef nach Hamburg zurückbeordert. In all diesen Liebes- und Paarturbulenzen beherrscht der DDR-Alltag in seiner politischen Verlogenheit natürlich immer wieder die Szene, - die Stasi ist allgegenwärtig.
All das wird mit einem ironischen Unterton in einer fast schon kargen Sprache erzählt, wobei der Humor von Jurek Becker sich durch seine Beiläufigkeit auszeichnet, er ist nie aufgesetzt. So spricht Amanda zum Beispiel vom «Einakter» und meint damit das in der Regel nicht zu zwei Liebesakten hintereinander fähige Glied ihrer Liebhaber. Herzlos ist Amanda, weil sie ihre Männer nicht nur physisch bespöttelt, sondern vor allem psychisch demaskiert, - und den Unrechtsstaat, den sie verachtet, gleich mit dazu!
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Ein ausgezeichnetes Buch. Schön zu lesen!!!!
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