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Im Rödchen bei Weimar, da hat vor Zeiten ein Dorf gestanden; jetzt ist es ein einsames niedriges Gehölz von etlichen hohen Eichen und Buchen, Ahorn und Erlen überragt; das zieht sich, sanft ansteigend, bis an den weiten, schönen Buchenwald hin auf dem langgestreckten Rücken des Ettersberges, dem Wahrzeichen der guten Stadt Weimar. Das Dorf ist längst vergessen und versunken, ein Bruderkrieg hat es vom Heimatboden weggefegt, wie so manches andre Dorf und Städtchen, von dessen Dasein kein Mensch mehr weiß. Aber einst hat es gestanden und geblüht, das Dörflein Roda bei Weimar, und Doktor Faust,…mehr

Produktbeschreibung
Im Rödchen bei Weimar, da hat vor Zeiten ein Dorf gestanden; jetzt ist es ein einsames niedriges Gehölz von etlichen hohen Eichen und Buchen, Ahorn und Erlen überragt; das zieht sich, sanft ansteigend, bis an den weiten, schönen Buchenwald hin auf dem langgestreckten Rücken des Ettersberges, dem Wahrzeichen der guten Stadt Weimar. Das Dorf ist längst vergessen und versunken, ein Bruderkrieg hat es vom Heimatboden weggefegt, wie so manches andre Dorf und Städtchen, von dessen Dasein kein Mensch mehr weiß. Aber einst hat es gestanden und geblüht, das Dörflein Roda bei Weimar, und Doktor Faust, der Wundermann, soll, so erzählt man sich, in Roda geboren sein, also so nahe dem Orte, wo er in großer Verklärung für ewige Dauer auferstehen sollte. Im Rödchen bei Weimar gehen mancherlei Sagen um, die aus versunkenen, vermoderten Mauerresten aufsteigen, wie es auf verlassenen Stätten vergessener Menschen zu geschehen pflegt. Ueber dem Ganzen liegt ein eigener Zauber ¿ eine wehmütige Stille. Der Duft von frischem und gefallenem feuchten Laub verbindet sich eigentümlich scharf. Das macht das Erlen- und Eichenlaub, das auf nassem Grunde zu dichter Decke sich verbunden hat. Im Rödchen steht ein Wirtshaus und davor, unter jungen Bäumen, einige grau verwitterte Bänke. Auch dieses Wirtshaus hat jetzt etwas Melancholisches, Vereinsamtes und Verwahrlostes. Noch zu Anfang unsres Jahrhunderts zogen die Weimaraner gern hinaus zum Rödchen, da gab es Feste über Feste dort.
Autorenporträt
Helene Böhlau war die Tochter des Weimarer Verlagsbuchhändlers Hermann Böhlau und dessen Frau Therese geb. Thon. Sie genoss eine sorgfältige Privaterziehung. Um ihren geistigen Horizont zu erweitern, schickte man sie auf Reisen ins Ausland, wo sie im Orient den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd kennenlernte. Beide verliebten sich, und um Helene neben seiner ersten als zweite Frau heiraten zu können, konvertierte Arnd vom Judentum zum Islam und nannte sich fortan Omar al Raschid Bey. Helenes Vater verbot ihr daraufhin das Haus. Er begegnete ihr zwar später noch einmal, ihren Ruhm aber hat er nicht mehr erlebt.