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Thomas Schwarz hat seinen Job in der Bank. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung "Abwicklung und Verwertung", und er hat vor, die Karriereleiter ganz nach oben zu klettern. Er ist "drinnen". "Draußen" sind die anderen, die Erfolglosen, die Gescheiterten. Die, bei denen Schwarz mit allen Mitteln überfällige Kredite eintreibt. "Abwicklung und Verwertung", das heißt Chaos, Nervenzusammenbruch, Selbstmord, im Notfall auch Mord. Thomas Schwarz ist drinnen, er ist jung, sieht gut aus, verdient gut und ist verheiratet. Aber er wird nervös, denn der Weg nach draußen ist kürzer, als ihm lieb…mehr

Produktbeschreibung
Thomas Schwarz hat seinen Job in der Bank. Er ist stellvertretender Leiter der Abteilung "Abwicklung und Verwertung", und er hat vor, die Karriereleiter ganz nach oben zu klettern. Er ist "drinnen". "Draußen" sind die anderen, die Erfolglosen, die Gescheiterten. Die, bei denen Schwarz mit allen Mitteln überfällige Kredite eintreibt. "Abwicklung und Verwertung", das heißt Chaos, Nervenzusammenbruch, Selbstmord, im Notfall auch Mord. Thomas Schwarz ist drinnen, er ist jung, sieht gut aus, verdient gut und ist verheiratet. Aber er wird nervös, denn der Weg nach draußen ist kürzer, als ihm lieb ist. Ein anderer wird Abteilungsleiter, und schon ist Schwarz draußen. Draußen aber zählt genau das gleiche wie drinnen. Ein paar Scheine abends am Tresen, ein paar zweifelhafte Freunde, die mit zweifelhaften Medikamenten handeln, ein Geldkoffer, den der bekommt, der am schnellsten ist. Thomas Schwarz ist schnell und am nächsten Tag mit der süßen Sabine auf dem Weg nach Monte Carlo.
Autorenporträt
Georg M. Oswald, geboren 1963, arbeitet seit 1994 als Rechtsanwalt in München. Seine Romane und Erzählungen zeigen ihn als gesellschaftskritischen Schriftsteller.
Rezensionen
"Oberflächlich gelesen ist 'Alles was zählt' ein schnelles mitreißendes Buch, das sofort verführt und einen mitreißenden Sog entwickelt. Tat-sächlich hält es auch einem zweiten Lesen stand, wobei es etwas zu ent-decken gibt, das man die 'Poesie der Präzision' nennen kann." Helmut Krausser in der 'Welt'

"Zwar ist er Rechtsanwalt, aber schreiben kann er wie ein Advocatus Diaboli: Georg M. Oswald, 37, aus München ist Staranwalt einer Ge-genwartsliteratur, die nicht auf Glatzen Löckchen dreht, sondern das Feld erforscht, auf dem wir leben und kleben." Der Spiegel

"Unterhaltsam, intelligent, gestochen scharf geschrieben ist dieser Roman, bei dessen Lektüre sich der eine oder andere erfolgreiche, junge, für andere Seiten des Lebens verloren gegangene Geschäftsmann und vom Konsumrausch Befallene gelegentlich an die eigene Nase fassen wird." Hajo Steiner in 'Focus'

"Mit chirurgischer Präzision legt Georg M. Oswald die Katastrophen frei, die sich hinter dieser glitzernden Fassade einer Existenz verbergen." tz

"Mit fabelhaft hinterhältiger, stiller Ironie, doch auch mit bissiger Entlarvungswut leuchtet er mitten hinein in die sozialen Gehege." Südwestfunk Baden-Baden

"Lakonik und perfekte Dramaturgie heben die waghalsige Gaunerstory mit ihrem Untergeher-Pathos und ihrer Künstlichkeit auf ein Niveau irgendwo zwischen Thomas Bernhard und den gestanzten Dialogen einer Soap-Opera." Dirk Fuhrig in der 'Financial Times Deutschland'

"Der hl. Marx höchstselbst hätte nicht besser beschreiben können, wie die gesellschaftliche Ökonomie auch die Triebökonomie steuert und jeden authentischen Impuls kassiert ... Eine Verflachung des [Roman-] Charakters ist unweigerlich die Folge davon; der Vorteil liegt in der sarkastischen, durchweg witzigen und, ja, 'schonungslosen' Attitüde, mit der der Ich-Erzähler sein Selbstdekonstruktions-Programm startet und bis zum bitteren Ende durchzieht." Martin Krumbholz in der 'Neuen Zürcher Zeitung'…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.2000

Knallhartdeutsch

Erinnert man sich noch an Tom Wolfe und das "Fegefeuer der Eitelkeiten"? Eines Tages fuhr ein "Master of the Universe", ein junger Börsenmakler, in seinem Sport-Schlitten dahin. Er war nicht auf dem Weg zur Arbeit, sondern zum Flughafen, wo er seine Freundin abholte. Daheim blieb die Ehefrau. Sie beschäftigte sich mit Warten (weniger sinnvoll) oder Hundefüttern (einigermaßen sinnvoll). Die beiden Liebenden aber, Geld und Sex, brausten Richtung Innenstadt. Saudummerweise verpaßten sie, die sonst nichts verpaßten, was zum Glück taugt, eine Abfahrt. Sie landeten, oje, im Dschungel des Schwarzenviertels. Dort tuckerten sie ängstlich dahin. Der Schlitten zog die Blicke an. Es sah ganz danach aus, als würde man das Auto, wie es so an der Ampel stand, eintreten oder klauen und ausrauben. Der amerikanische Autor aber hatte anderes im Sinn. Er war perfide. Er schickte sie von den gefährlichen Ampelstopps weg und auf eine einsame Straße im Schwarzenviertel. Dort kullerte ein Reifen mitten auf die Fahrbahn. Das Auto des Masters konnte nicht mehr vom Fleck. Stille herrschte. Das Herz sauste. Ein junger Schwarzer zeigte sich. Der Herr des Geldes verlor die Nerven. Er fuhr den Schwarzen um. Das war der Anfang vom Ende. Schaurig ist der Fall aus den Höhen des Geldes.

Auch Georg M. Oswald schnuppert am Geld und riecht Realität. Eine Geschichte kommt in Schwung, wenn der Held aus den Latschen der Karriere kippt. Wo das Geld regiert, gibt es kein Halten mehr. Steigen oder Fallen sind die Bewegungsformen derer, die Geld mehren oder verlieren. Wer keines mehr hat, der schlägt unten auf. Die Bank ist das Geld ist die Realität - ein Banker ist das Geldprinzip ist das Realitätsprinzip. Man kommt zu Geld, indem man Karriere plant. Karriere in Institutionen macht man auf Kosten anderer: Das nennt man Konkurrenz. Nur wer sich durchsetzt, sitzt am richtigen Fleck.

Thomas der Banker lebt zusammen mit Marianne der Werbefrau. Sie sind Mittdreißiger und verheiratet. Kinder sind keine da. Ein Singlepaar kann sich im Geldverdienen ungebremst beweisen. So sieht's aus in Oswaldshausen, der Welt derer, die selbst auf sich zählen, weil keiner mit ihrer Geschichte rechnen möchte. Als Thomas der Banker von seiner Vorgesetzten gefeuert wird, bricht die Nacht der Notpfennige an. Eine Frau schlägt mit dem eisernen Ellenbogen der Karriere einen Mann zu Boden. Dort liegt er. Marianne die Werbefrau muß auch in das braune Gras der persönlichen Pleite beißen. Da der Sinn des Lebens das Geld ist, hocken sich Thomas der Banker und Marianne die Werbefrau in der Küche sinnlos gegenüber. Sie melden einander Konkurs an. Ihre Wege trennen sich.

Aus Thomas dem Banker wird Thomas ohne Bank. Er verpaßt die Abfahrt und landet auf krummen Wegen. Wer ins Sonnenstudio geht, macht dunkle Geschäfte. Goldkettchen trägt, wer Handschellen kennengelernt hat. Geldkoffer mit Blüten sind schwarz. Die letzte Runde: Auf nach Monaco! Thomas ohne Bank schaut in sich hinein und schaudert: Da ist ja nichts! Das Gefühl hatte man die ganze Zeit schon. Durch die Bank geht mit wiegendem Schritt die rauhe Gegenwart? Auf dem Kontoauszug steht doch "Alles was zählt": eine Ziffer und danach nur Nullen! Thomas der Banker kann einem genauso gestohlen bleiben wie Thomas ohne Bank. (Georg M. Oswald, "Alles was zählt". Roman. Hanser Verlag, München 2000. 199 S., geb., 34,- DM.)

EBERHARD RATHGEB

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"Mit fabelhaft hinterhältiger, stiller Ironie, doch auch mit bissiger Entlarvungswut leuchtet er mitten hinein in die sozialen Gehege." (Südwestfunk Baden-Baden)