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Die Biographie eines Ausnahmebankiers, der zu Lebzeiten ebenso umjubelt wie umstritten war - ein Kapitel deutscher Zeitgeschichte.
Als Alfred Herrhausen im November 1989 durch eine Bombe der RAF getötet wurde, verlor nicht nur Helmut Kohl einen Vertrauten - das Land verlor einen der brillantesten Manager der Nachkriegszeit. Sein Werdegang vom Eliteschüler der NSDAP-Reichsschule in Feldafing zum Chef der Deutschen Bank und mächtigsten Bankier der Republik spiegelt deutsche Wirtschaftsgeschichte. Er gehörte zu ihren herausragenden Repräsentanten, neben Edzard Reuter oder Hanns Martin…mehr

Produktbeschreibung
Die Biographie eines Ausnahmebankiers, der zu Lebzeiten ebenso umjubelt wie umstritten war - ein Kapitel deutscher Zeitgeschichte.
Als Alfred Herrhausen im November 1989 durch eine Bombe der RAF getötet wurde, verlor nicht nur Helmut Kohl einen Vertrauten - das Land verlor einen der brillantesten Manager der Nachkriegszeit. Sein Werdegang vom Eliteschüler der NSDAP-Reichsschule in Feldafing zum Chef der Deutschen Bank und mächtigsten Bankier der Republik spiegelt deutsche Wirtschaftsgeschichte. Er gehörte zu ihren herausragenden Repräsentanten, neben Edzard Reuter oder Hanns Martin Schleyer, mit dem er das gleiche Schicksal teilen sollte. Andreas Platthaus schreibt die Biographie eines Unternehmers, der zugleich Visionär war, ebenso scharfsinnig wie unbequem. Herrhausen hat frühzeitig die Herausforderung der Globalisierung für Deutschland erkannt und die Wirtschaftselite gegen sich aufgebracht - nicht zuletzt mit seiner Forderung nach Schuldenerlaß für Länder der Dritten Welt. Es entsteht das überraschende Porträt eines Mannes, der zu Lebzeiten stets umjubelt und umstritten war, und in vielem seiner Zeit weit voraus.
Autorenporträt
Andreas Platthaus, geboren 1966 in Aachen, hat nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bank Wirtschaftswissenschaften, Philosophie, Rhetorik und Geschichte studiert und ist stellvertretender Feuilletonchef der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Der Rezensent Rudolf Walther ist ziemlich verärgert über diese Biografie des von der RAF ermordeten Bankchefs Alfred Herrhausen. Der FAZ-Redakteur Andreas Platthaus, der selbst einmal Lehrling bei der Deutschen Bank war, leistet seiner Meinung nach nicht mehr als "apologetische Hofberichterstattung." Zudem enthalte das Porträt zuviel Redundantes und sei "langatmig erzählt". Das Kapitel, das die Ermordung Herrhausens behandelt, ist nach Walthers Meinung völlig "banal." Hier empfiehlt der Rezensent dem Leser, sich besser an Andres Veiels "Black Box BRD" zu halten. Überhaupt schätzt Walther Persönlichkeit und Bedeutung Herrhausens grundsätzlich anders ein als der Autor. Während etwa Platthaus Herrhausens Dissertation für "bedeutsam" hält, bezeichnet der Rezensent sie als "lebkuchenvers-taugliche Interessentenprosa". Und Herrhausens "schlichte" Marktgläubigkeit verherrliche der Autor fälschlicherweise als "Versöhnung des Finanzkapitalismus mit sich selbst", wettert Walther.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 01.07.2006

Wirtschaftsbuch
Der etwas andere Banker
Der Autor Andreas Platthaus hat die Wirkung des einflussreichen Bankchefs Alfred Herrhausen persönlich erlebt: Während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann Mitte der achtziger Jahre spürte er, welch große Hoffnungen vor allem jüngere Mitarbeiter der Deutschen Bank in den damaligen neuen Vorstandssprecher setzten. Seither habe ihn die „Faszination” für Herrhausen nicht mehr losgelassen, sagt Platthaus. Daraus ist ein Buch entstanden, das Herrhausen als Lichtgestalt und „bislang letzten Wirtschaftskapitän” preist, ohne Schwächen und Fehler zu verschweigen.
Auf unveröffentlichte Quellen konnte Platthaus nicht zurückgreifen, sieht man von 65 Briefen und Postkarten ab, die Herrhausen als Schüler der NSDAP- „Reichsschule” in Feldafing zwischen Januar 1943 und Mai 1944 an seine Eltern schrieb. So blieb er auf Reden, Zeitungsartikel und Interviews angewiesen - ferner auf Auskünfte der Schwester, prominenter Weggefährten wie Hilmar Kopper, Wilfried Guth und Edzard Reuter sowie des Ex-Bundeskanzlers Helmut Kohl, der mit Herrhausen befreundet war. Manche Erinnerungen flossen auf Wunsch der Gesprächspartner ohne genauen Quellennachweis in den Text ein.
Im Januar 1930 geboren, wuchs Herrhausen trotz widriger Zeiten in gesicherten Verhältnissen auf, da sein Vater als Vermessungsingenieur bei Ruhrgas seinen Arbeitsplatz behielt. Dank überdurchschnittlicher Leistungen in der Schule wurde er auf Vorschlag seiner Lehrer in die nationalsozialistische Eliteschule am Starnberger See aufgenommen. Der dort übliche Appell an „Gemeinschaftsgefühl” und „Leistungsbereitschaft” war nach seinem Geschmack, ohne dass er sich deshalb zum NS-Anhänger gewandelt hätte. Platthausbetrachtet diesen prägenden Lebensabschnitt, aus dem Herrhausen nach eigenem Bekunden „eine ganze Menge an preußischen Tugenden” mitnahm, mit Milde. Gleichwohl wären für einen Jugendlichen aus katholischem Elternhaus auch andere Wege denkbar gewesen.
1949 machte Herrhausen im heimatlichen Essen sein Abitur, danach studierte er Betriebswirtschaftslehre. Bereits 1954 hatte er über den „Grenznutzen als Bestandteil des Marginalprinzips” promoviert - „kein großer Wurf”, urteilt Platthaus, aber doch eine erste Kostprobe seines Ideals vom „richtigen Denken”. Doktortitel und Beziehungen ebneten den Weg zu einem Direktorenposten bei den Vereinigten Elektrizitätswerken Westfalen. Dort profilierte er sich als Fürsprecher einer Privatisierung - und fiel F. Wilhelm Christians vom Vorstand der Deutschen Bank auf, der ihn 1970 als „Führungsreserve für die achtziger Jahre” abwarb. „Stehvermögen” und Selbstbewusstsein brachten ihn dann 1988 an die Spitze der Bank: Als alleiniger Vorstandssprecher beendete er das Experiment mit der Doppelspitze, das nachHermann Josef Abs’ Ausscheiden begonnen worden war. Damit avancierte er zum bekanntesten - und gefährdetsten - Manager der Bundesrepublik. Am 30. November 1989 tötete ihn die Terrorgruppe Rote Armee Fraktion bei einem Anschlag.
In seinen letzten Lebensjahren hat Herrhausen durch zwei Projekte von sich reden gemacht: durch den beharrlichen Einsatz für einen radikalen Schuldenerlass für hoch verschuldete Entwicklungsländer und durch Pläne für eine organisatorische Neuausrichtung der Deutschen Bank. Mit beiden machte er sich nicht nur Freunde. Sie festigten indes seinen Ruf als unkonventionellen, politisch denkenden und charismatischen Unternehmer. Fraglich bleibt, ob Platthaus’ einfühlsame Würdigung Bestand haben wird, wenn dereinst die Archive geöffnet werden. Vielleicht war manches in Herrhausens Leben doch mehr Stilisierung als Wahrheit.
Werner Bührer
Andreas Platthaus:
Alfred Herrhausen.
Eine deutsche Karriere.
Rowohlt Verlag, Berlin 2006,
320 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.05.2006

ANDREAS PLATTHAUS, Redakteur im Feuilleton dieser Zeitung, hat eine Biographie über Alfred Herrhausen geschrieben. Als Lehrling bei der Deutschen Bank hat Platthaus selbst erlebt, wie der Aufstieg Herrhausens zum Vorstandssprecher die Stimmung im Institut veränderte: Für wenige Jahre, bis zu Herrhausens Ermordung 1989, glaubte man sich in der Deutschen Bank an der Spitze des gesellschaftlichen Fortschritts - "Kapitalismus" schien sich mit "Ethik" zu verstehen. Das war Herrhausens Ziel, der eigene philosophische Interessen mit unternehmerischen Zielen zu verbinden suchte. Platthaus untersucht, wie ernst es dem Manager mit dieser Absicht war, und er hat dazu mit zahlreichen Weggefährten gesprochen, darunter Helmut Kohl, Edzard Reuter und Hilmar Kopper. Ein Karrierebericht vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Wirtschaftsgeschichte. (Andreas Platthaus: "Alfred Herrhausen". Eine deutsche Karriere. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2006. 320 S., 20 Abb., geb., 19,90 [Euro].)

F.A.Z.

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