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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.09.2012

Nürnberger Apelles

Thomas Schauerte leitet das Dürer-Haus und die Graphischen Sammlungen der Stadt Nürnberg; im Katalog zur gerade zu Ende gegangenen Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums über den "Frühen Dürer" hat er einen der wichtigeren Aufsätze geschrieben. Aber auch mit dem Augsburger Humanisten Matthäus von Pappenheim hat sich Schauerte beschäftigt, und beide Interessen, das an Dürer und das am Humanismus, konvergieren in dieser Biographie. Dass er über den privaten Dürer, das "ferne Genie", nicht viele Worte verlieren will, erklärt Schauerte schon im Vorwort. Ihm geht es darum, das intellektuelle Profil des Malers aus seinen Beziehungen zu führenden Denkern seiner Epoche, insbesondere seinem zeitweiligen Geschäftspartner Konrad Celtis und seinem Freund Willibald Pirckheimer, zu rekonstruieren. Dabei wird klar, dass Dürers Karriere ohne seine Kontakte zu Humanistenkreisen nicht denkbar, dass aber auch der deutsche Humanismus im Wettstreit mit den italienischen und niederländischen Denkschulen auf diesen "neuen Apelles" dringend angewiesen war. Eine Erkenntnis des Buches liegt darin, dass sich Dürers Ruf und Vermögen zumindest vor 1510 weniger der Protektion fürstlicher Gönner als der Treue eines bildungsbürgerlichen Käuferkreises verdanken. Das berühmte "Selbstbildnis im Pelzrock" etwa, mit dem sich Dürer vergeblich Friedrich dem Weisen von Sachsen als Porträtist zu empfehlen versuchte, bezeichnet Schauerte als "gescheitertes Projekt". Welch ein Scheitern! (Thomas Schauerte: "Dürer". Das ferne Genie. Reclam Verlag, Stuttgart 2012. 290 S., Abb., geb., 22,95 [Euro].) kil

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