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Alan Luft (geb. 1960) ist der Urenkel deutscher Einwanderer, die sich in der landlichen Gemeinde Fredonia in Wisconsin niederließen, einer von Deutsch-Amerikanern bevölkerten Region. Seit mehr als 150 Jahren bewirtschaftet seine Familie Farmland in dieser Gegend. Zu Hause wurde auch Deutsch gesprochen, eine Sprachtradition, die 1979 mit dem Tod seiner Großmutter vaterlicherseits endete. Seit 1985 bereist Luft Berlin, um die Stadt und ihre Bewohner zu dokumentieren. Im Lauf des Projekts hat er fast 16.000 Negative aufgenommen. "Meine Arbeit in Berlin hat mir dabei geholfen, meine eigene…mehr

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Produktbeschreibung
Alan Luft (geb. 1960) ist der Urenkel deutscher Einwanderer, die sich in der landlichen Gemeinde Fredonia in Wisconsin niederließen, einer von Deutsch-Amerikanern bevölkerten Region. Seit mehr als 150 Jahren bewirtschaftet seine Familie Farmland in dieser Gegend. Zu Hause wurde auch Deutsch gesprochen, eine Sprachtradition, die 1979 mit dem Tod seiner Großmutter vaterlicherseits endete.
Seit 1985 bereist Luft Berlin, um die Stadt und ihre Bewohner zu dokumentieren. Im Lauf des Projekts hat er fast 16.000 Negative aufgenommen. "Meine Arbeit in Berlin hat mir dabei geholfen, meine eigene Identitat zu verstehen und neu zu definieren. Was mich inspiriert, ist die Verwandlung der Stadt nach ihrer tragischen Vergangenheit. In vieler Hinsicht sind der wilde Geist der 1920er-Jahre und die demokratische Vision der Weimarer Republik Wirklichkeit geworden. Heute ist Berlin eine vielfaltige Mischung von Leuten, und ich glaube, es zeigt, wie die Zukunft auch anderswo aussehen wird. Geschichtehandelt davon, wie Menschen sich anpassen, verwandeln und von einem Ort zum anderen bewegen. Mein Fotoprojekt in Berlin dokumentiert das und liefert ein einzigartiges Protokoll der Stadt in der Zeit seit dem Mauerfall."
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2016

Vom Verlorensein in der interkulturellen Welt

Alan Luft möchte sich durch seine Porträtaufnahmen Fremder, aufgenommen in zurückhaltendem Schwarzweiß, auch selbst ein wenig näherkommen. Er wuchs auf einer Farm in Wisconsin auf. Mit den Vereinigten Staaten identifizierte er sich nie völlig. Mit seiner deutschen Herkunft aber auch nicht. Seit 1985 reist er nach Berlin. In der Stadt der zivilisatorischen Katastrophe will er die Zukunft fotografieren, wie er sagt. Die eindringlichen Aufnahmen sind von großer kompositioneller Ausgewogenheit und verbinden einen dokumentierenden mit einem konstruierenden Ansatz. Sie handeln von sehr unterschiedlichen Menschen, anonymen Einzelnen, Familien oder Paaren, offenbar häufig mit Migrationshintergrund. Wie Gewinner der Gesellschaft sehen sie nicht aus. Das Typische ist ihre Nichtzugehörigkeit. Sie scheinen aus einem ursprünglichen Lebenszusammenhang herausgerissen zu sein. Vor Wänden oder Mauern aufgenommen, wirken sie isoliert. Sie blicken den Betrachter meist freundlich, bisweilen fragend oder skeptisch an. Ihre Posen vor der Kamera haben sie selbst gewählt. Auch wenn wir in ihren Haltungen, in Frisur, Kleidung, Schmuck und anderem Hinweise auf Vorlieben und kulturelle Kontexte zu sehen meinen, bleibt die Bedeutung dieser Zeichen doch offen. Zwanglos scheinen sich ins Leben eines Jungen der Comic auf seinem T-Shirt, der Fußball und der Revolutionsaufruf an der Hauswand hinter ihm zu fügen. Die Personen auf diesen Bildern strahlen eine eigentümliche Unabhängigkeit und Eigenständigkeit aus - als Kehrseite der Entwurzelung: Menschen, die in schwieriger Situation auf der Suche nach Identität und Selbstbehauptung aus einem Mix an Vorgefundenem und Versatzstücken ihr eigenes Leben gestalten und etwas Neues schaffen. Alan Luft stellt sie als Vertreter zukünftiger Lebensweisen nicht nur in Berlin vor. Zwei Textbeiträge zu Alan Lufts künstlerischem Selbstverständnis runden den Band ab.

lem

"Photographic Portraits Berlin" von Alan Luft. Mit Texten von Alan Luft und Stephen Brockmann. Kehrer Verlag, Heidelberg 2016. 96 Seiten, 57 Schwarweißfotografien. Gebunden, 35 Euro.

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