Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Braucht es noch einen weiteren biografischen Versuch, fragt sich nicht nur Rezensent Klaus Hillenbrand, sondern auch Autor Volker Ullrich, der sie aber trotz Hitlers medialer Omnipräsenz und auch Kershaws Groß-Biografie aus den 90ern plausibel mit "Ja" beantworte, wie Hillenbrand meint. Der Rezensent findet Ullrichs nahe an der Person Hitler orientierten, aber weitgehend unvoyeuristischen Ansatz nicht reizlos: So erscheint der Diktator hier nicht als folgerichtige Emergenz oder gar "Marionette" der Geschichte, sondern als ein mit einigen Fähigkeiten beschlagener Akteur, ohne den sich die politische Inkarnation des Nazismus nicht schlüssig erklären lasse. Über weite Strecken "glänzend gelungen" sei der Versuch, die Person Hitler und die deutsche Geschichte miteinander zu verbinden, schreibt der Rezensent, nicht ohne allerdings darauf hinzuweisen, dass auch Ullrich die biografische Keimzelle von Hitlers Antisemitismus mangels Quellen nicht überzeugend isolieren kann. Anlass zu Kritik besteht für Hillenbrand unterdessen nur am Rande: Ullrich grabe sich zuweilen zu stark in Hitlers Persönlichkeit ein, präsentiere in Folge gelegentlich und ergehe sich in mitunter in Beschreibungen rein äußerlicher, aber erkenntnisloser Details.
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