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An einer reputierlichen US-Universität schlägt sich Eve Braintree, Leiterin des Medienzentrums, mit schwindenden Budgets, egomaner Geltungssucht und akademischer Korruption herum. Hier wird jede Schwäche ausgenutzt. Nur ihr exzentrischer Kater hält zu ihr. Doch dann gewinnt Eve ganz unerwartet einen mächtigen Verbündeten ... Universitäre Intrigen, zügellose Gier, akademische Nebelkerzen und romantische Liebe: Karen Ruoffs Campus-Satire »Academia« ist eine treffsichere Groteske aus der Welt der höheren Bildung. Und ein böser Augenöffner für alle, die versucht sind, sich bildungspolitisch immer noch am neoliberalen Hochschulmodell zu orientieren.…mehr

Produktbeschreibung
An einer reputierlichen US-Universität schlägt sich Eve Braintree, Leiterin des Medienzentrums, mit schwindenden Budgets, egomaner Geltungssucht und akademischer Korruption herum. Hier wird jede Schwäche ausgenutzt. Nur ihr exzentrischer Kater hält zu ihr. Doch dann gewinnt Eve ganz unerwartet einen mächtigen Verbündeten ... Universitäre Intrigen, zügellose Gier, akademische Nebelkerzen und romantische Liebe: Karen Ruoffs Campus-Satire »Academia« ist eine treffsichere Groteske aus der Welt der höheren Bildung. Und ein böser Augenöffner für alle, die versucht sind, sich bildungspolitisch immer noch am neoliberalen Hochschulmodell zu orientieren.
Autorenporträt
Karen Ruoff, geboren und aufgewachsen in Compton (Kalifornien), lebt seit 1970 in Berlin. Sie studierte Literatur und Germanistik in Stanford, Philosophie und Amerikanistik an der FU. Seit 1980 ist sie Direktorin des Berlin-Ablegers der Stanford University, unterrichtet Theater und Film. 2002 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement in internationalen Kulturbeziehungen. Ihr Wortschatz wird nach eigener Aussage tagtäglich gespeist von bürokratischen E-Sendschreiben, dem Techsprech selbsternannter Informationsrevolutionäre sowie dem Geschnatter von rund zweitausend Studierenden.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Rose-Maria Gropp bekommt mit Karen Ruoffs Buch einen Campusroman der besonderen Art. Ausgestattet mit Insiderkenntnissen über das universitäre Innenleben und Diskurspolitik sowie mit jeder Menge Sarkasmus seziert die Autorin laut Gropp das Soziotop einer kalifornischen Bildungseinrichtung, seine Protagonisten und Praktiken. Es geht vor allem um das Prozedere der Drittmittelbeschaffung und das Uni-Ranking, erklärt Gropp. In allerlei Handlungssträngen und aus ebenso vielen Perspektiven, im personalen Erzählstil wird das Geschehen dargeboten, meint die Rezensentin. Das ist böse, komisch und scharf beobachtet, findet sie.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.12.2021

Könnte es dabei nicht auch um Sie gehen?
Intrigen auf dem Campus: Karen Ruoffs satirischer Universitätsroman "Academia"

Das ist schon ein Campusroman der speziellen Art. Er bedient nicht die einschlägige Klaviatur des Hierarchien überbrückenden Geschlechtsverkehrs und nicht des sich ewig zu kurz gekommenen dünkenden akademischen Prekariats. Er versprüht vielmehr sein amüsantes Gift eine Ebene darüber, wo es um die Finanzmittelbeschaffung im ach so liberalen Milieu der Bildung geht und den Platz im Ranking der Universitäten. Am besten stellt man die Protagonisten namentlich samt ihren Funktionen vor. Denn die Namen sind Programm, und mit ihrer Nennung ist schon fast alles gesagt.

Im Zentrum der gar nicht so absurden Ereignisse steht die 33 Jahre alte Eve Braintree. Sie ist, noch ohne Festanstellung, die Direktorin des CMC, des Center for Media and Communications - kurz Medienzentrum genannten, noch kürzer "Club Med" - an der fiktiven Parrington Simmons University in Kalifornien, kurz "PS" genannt, was für Böswillige wie eine Art Nachschrift klingt, nicht ganz vorn in der Liga eben. Eve zur Seite tritt Windeshake Wonty III, Mittfünfziger und Alumnus der PS, zu Geld wie Heu gekommen durch ein selbstgeschaffenes Medienimperium. Des ebenso undomestizierten wie durchsetzungsstarken Windeshakes Freunde nennen ihn zärtlich Willy, seine Widersacher gleich "World War III".

Gelegentlich wird im chaotischen Verlauf der diversen Handlungsstränge die Perspektive des Katers Dewey eingenommen. Der huldigt, kaum zufällig, einem nachgerade philosophischen Pragmatismus, zumal bei der selbstlosen Sorge um das Wohlergehen seines Frauchens Eve Braintree. Wobei er allerdings auch basisdemokratische Sympathien für die streikenden nichtakademischen Beschäftigten auf dem Campus hegt.

An der Spitze der PS steht Hartley Kendall als ihr Präsident, eine oberpeinliche Figur von bemerkenswerter Kenntnisfreiheit und Haltungslosigkeit. Kendall hat gerade eine Mitteilung an sämtliche Abteilungen herausgegeben: "Veränderte Prioritätensetzung unter den Neuen Finanzpolitischen Rahmenbedingungen (NFR)" - selbstredend ein fieser Euphemismus für Einsparungen, hinter denen außeruniversitäre Nebeninteressen stehen. Hier kommt Anna Nashinsova ins Spiel, die Gründerin einer, wie es heißt, "Art Missionsstation zur Förderung U_numschränkter S_eelenruhe", mit dem "Akronym U_S": "Der Blick eines U_Sers war nicht nach außen, also auf seinen Nächsten gerichtet, sondern nach innen, auf sich selbst. Indem er sich in die eigene Stille zurückzieht, liebäugelt der meditative Geist mit dem Ewigen und dem Unendlichen - Zeiträume und Orte, die gerade so weit gefasst sind, dass sie das Ego der Aufsteiger und derjenigen fassen, die schon wohlhabend sind."

In einer Nebenrolle kommt der minderbegabte, sich im Kampf um seinen Status windende Historiker Sal Mander von außen gerade recht: "Er brachte ein Manifest über die Geschichtsschreibung der Zukunft zu Papier: nicht über zukünftige Historiker der Vergangenheit, sondern über das Schreiben der Geschichte, bevor sie sich ereignet. Was auch immer sich über die Vergangenheit zu sagen lohnte, war längst schon wieder und wieder gesagt worden. Aber an die Geschichte der Zukunft hatte sich bisher noch niemand gewagt: höchste Zeit, endlich damit anzufangen!" Was läge näher, als den dafür ausgerichteten Kongress an der PS dem "Club Med" des akademischen Jungstars Eve Braintree zuzuteilen? Um bei dieser Gelegenheit auch gleich den Erwerb eines Prunkbaus in Rom durch die Universität anzukündigen, als europäisches Standbein für allfällige Forschungsaufenthalte? Fürwahr genial. Und es wird buchstäblich irrsinnig komisch.

Schließlich gibt es eine Stimme aus dem Off, die sich immer wieder an die Leser gewandt einmischt, als die einer allwissenden Erzählerin: "Und dabei wissen Sie noch nicht einmal die Hälfte . . . oder haben Sie wirklich geglaubt, die Verfasserin plaudert alles aus, was diese Leute im Schilde führen? Was besagte Verfasserin zum Anlass nimmt, sich zu fragen, warum sie sich eigentlich die Mühe macht, sich im Zusammenhang mit ihren Figuren so viel mehr auszudenken als das, was Sie, die geneigten Leser*innen, jemals erfahren werden." Man nehme diese Selbstreferenz als pure Persiflage, bis hin zum eingesetzten Gendersternchen. Im übrigen Text bedient sich die "Verfasserin" eines schon radikal zu nennenden, personalen Erzählstils, der die sprachlichen Eigenarten ihrer Figuren regelrecht nachäfft, von der sinnentleerten Langatmigkeit unverstandener Dekonstruktion bis zum ständigen "äh genau, ähem ja" mentaler Überforderung. Und die Übersetzerin Christa Schuenke hat überhaupt ein Glanzstück abgeliefert!

Mit ihrem Personal samt dem aberwitzigen Plot weiß die Autorin eine Menge anzustellen. Sie ist Karen Ruoff, genauer Karen Ruoff Kramer, die in Stanford Literatur und Germanistik und in Berlin an der FU Philosophie und Amerikanistik studiert hat. Seit 1980 fungiert sie als Director of the Stanford-in-Berlin Center, unterrichtet selbst Theater und Film. Sie weiß genau, wovon sie wie schreibt. Dass sie nicht nur über intimste Kenntnisse universitären Innenlebens verfügt, sondern auch mit Diskurspolitiken jeglicher Couleur und den daraus resultierenden Praktiken bestens vertraut ist, beweisen die knapp vierhundert Seiten von "Academia" auf ebenso elegante wie ironische bis sarkastische Weise.

In mancher Hinsicht schreibt Karen Ruoff - spätestens im "P.S." von Kapitel 50 an - selbst Zukunftsgeschichte, wenn es etwa um Willys 35. Alumni-Jahrestreffen geht. Hartherzig verweigert sie aber jede weitere Prognose: "Und verschwenden Sie keine Zeit darauf, sich zu fragen, was wohl als Nächstes geschieht. Nichts wird geschehen. Geschichten hören auf. Sie wissen jetzt alles, was Sie jemals über diese Leute wissen werden. Selbst ihre FutureHistories sind gerade zu Ende gegangen." Irgendwie ist das doch beruhigend. Zumal es ein großer Spaß für die Leser ist, nicht bloß für die, die einmal eine Universität von innen erlebt haben. Übrigens hat die Autorin, ihrem Romanerstling ganz entsprechend, keine Widmung, sondern eine Triggerwarnung vorangestellt: "Sollten Sie befürchten, dass es in diesem Buch um Sie gehen könnte - geht's eher nicht. Sollten Sie hingegen sicher sein, dass dem nicht so ist - möglich wär's doch." Wer kann's schon wissen? ROSE-MARIA GROPP

Karen Ruoff: "Academia". Roman.

Aus dem Englischen von Christa Schuenke. Argument Verlag und Ariadne, Hamburg 2021. 400 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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