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Auch Prominente sterben
Rund 50 Millionen Menschen sind weltweit bislang durch Kfz-Crashs ums Leben gekommen. Wenn prominente Menschen bei Unfällen sterben, fühlen viele Menschen besonders mit. Klaus Gietinger nennt in seinem Buch die 99 bekanntesten Unfallopfer, wirft einen Blick auf ihr Leben und den Moment ihres Todes. James Dean, Helmut Newton, Jörg Haider, Jayne Mansfield, Margaret Mitchell, Albert Camus, Grace Kelly, Falco, Paul Walker - sie alle sind dem allgemeinen Motorisierungswahn zum Opfer gefallen und auf der Straße gestorben. Wie starben sie? Und warum? Steckt in manchen…mehr

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Produktbeschreibung
Auch Prominente sterben

Rund 50 Millionen Menschen sind weltweit bislang durch Kfz-Crashs ums Leben gekommen. Wenn prominente Menschen bei Unfällen sterben, fühlen viele Menschen besonders mit. Klaus Gietinger nennt in seinem Buch die 99 bekanntesten Unfallopfer, wirft einen Blick auf ihr Leben und den Moment ihres Todes. James Dean, Helmut Newton, Jörg Haider, Jayne Mansfield, Margaret Mitchell, Albert Camus, Grace Kelly, Falco, Paul Walker - sie alle sind dem allgemeinen Motorisierungswahn zum Opfer gefallen und auf der Straße gestorben. Wie starben sie? Und warum? Steckt in manchen Fällen gar mehr dahinter? Nicht nur bei Lady Di oder Lutz Eigendorf kursieren zumindest wilde Verschwörungstheorien. Gietinger ordnet ein und liefert ein einzigartiges autokritisches Buch. Er klagt an durch den Blick auf die Menschen, die wir sowieso schon immer gerne in den Fokus rücken: unsere Prominenten.
Autorenporträt
Klaus Gietinger, geboren 1955, Sozialwissenschaftler, Drehbuchautor und Regisseur. Er war Mitbegründer der Westallgäuer Filmproduktion und ist Produzent bei Igerfilm GmbH, zudem Autor und Regisseur zahlreicher Kinoproduktionen und Fernsehspiele. Er schrieb und inszenierte diverse Tatorte.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2015

Mit 420 Sachen in den Tod

Bernd Rosemeyers gescheiterte Rekordfahrt ist in die Geschichte eingegangen. Aber auch andere Prominente haben bei einem Autounfall ihr Leben lassen müssen.

Von Hans Riebsamen

James Dean, Lady Di und Jörg Haider. Diese drei Personen der Zeitgeschichte, sosehr sie sich auch unterscheiden, haben doch eines gemeinsam: Sie sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen. So wie zahllose Menschen vor und nach ihnen. Weltweit sind nach Schätzungen bisher rund 50 Millionen Menschen bei Autounfällen gestorben. Der Frankfurter Autor, Filmemacher und erklärte Auto-Hasser Klaus Gietinger hat sich in seinem Buch "99 Crashes" auf Fälle beschränkt, bei denen prominente Persönlichkeiten den Tod fanden.

Einer seiner Protagonisten ist zwischen Frankfurt und Darmstadt in den Tod gerast: Auf der "Straße des Führers", der ersten Autobahn des Reiches, lieferten sich Ende der dreißiger Jahre die Rennfahrer Bernd Rosemeyer und Rudolf Caracciola einen spektakulären Wettkampf um den Geschwindigkeitsweltrekord für Autos. In seinem eigens von der Auto Union entwickelten Wagen, der von einem Motor mit 560 PS angetrieben wurde, brach Rosemeyer im Oktober 1937 mit mehr als 400 Kilometer in der Stunde den damaligen Rekord. Caracciola legte im Januar 1938 in seinem 736 PS starken Mercedes nach und erreichte eine Geschwindigkeit von 432,7 Kilometern in der Stunde, den noch immer gültigen Rekord auf einer öffentlichen Straße.

Rosemeyer fühlte sich herausgefordert und trat am 28. Januar 1938 zu einem erneuten Rekordversuch an. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 420 Kilometern fegte ihn bei Kilometer 8,8 nahe Mörfelden-Walldorf vermutlich eine Windböe von der Autobahn. Sein Auto überschlug sich mindestens drei Mal und landete zertrümmert neben einer Brücke. Der Rennfahrer brach sich bei dem Unfall das Genick und war auf der Stelle tot. "Rosemeyer, wie alle Rennfahrer, war ein Vorkämpfer der Volksseuche Motorisierung und der Massentötung durch das Kfz", stellt Klaus Gietinger in seinem Buch fest.

Im Jahr 1938 kamen in Deutschland insgesamt 7869 Personen bei Verkehrsunfällen zu Tode, weltweit waren es in jenem Jahr mehr als 114 000. Als 1970 der Frankfurter Studentenführer Hans-Jürgen Krahl bei einem Autounfall sein Leben lassen musste, lag die Zahl der Straßenverkehrstoten in Deutschland schon bei knapp 22 000 im Jahr und weltweit bei etwa einer halben Million.

Krahl war der Lieblingsschüler von Theodor Adorno und einer der wenigen, die der Philosoph als intellektuell gleichgewichtig ansah. Doch es kam zum Bruch, weil Krahl immer radikalere Reden hielt und mit seinen Genossen vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) lautstark Veranstaltungen in der Universität störte. Als im Januar 1969 Studenten Adornos Institut für Sozialforschung besetzten, holte der Philosoph die Polizei. Im Prozess stellte Adorno fest: "In Krahl hausen Wölfe." Dessen verbale Attacken dürften ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Adorno bald darauf an Herzversagen starb. Doch Krahl überlebte ihn nur um ein halbes Jahr: Auf der Rückfahrt von einer Agitationsfahrt nach Ostwestfalen, die er mit einer SDS-Delegation unternommen hatte, geriet sein R4 in der Nähe von Wrexen im Kreis Waldeck Frankenberg auf der schneeglatten Bundesstraße 252 ins Schleudern und stieß mit einem entgegenkommenden Lastwagen zusammen. Der 27 Jahre alte Krahl und der etwas jüngere Franz-Josef Bevermeier starben bei dem Unfall.

2011, als der aus Frankfurt stammende Sexualforscher Günter Amendt bei einem Unfall zu Tode kam, lag die Zahl der Straßenverkehrstoten in Deutschland "nur" noch bei 4000 Personen. Sicherheitsgurt, Airbag, Luftrettung und viele andere Verbesserungen hatten das Autofahrer inzwischen deutlich sicherer gemacht. Nur Fußgänger sind immer noch ungeschützt, wie der Tod von Amendt und dreier weiterer Passanten zeigte: Am 11. März 2011 fuhr ein 39 Jahre alter Epileptiker und Cannabis-Raucher mit seinem Fiat Punto durch Hamburg-Eppendorf. Er bekam einen Anfall, überfuhr mit 100 Stundenkilometern eine rote Ampel, überschlug sich mit seinem Wagen mehrfach und verletzte die vier Opfer tödlich.

Die drei genannten Fälle betreffen Frankfurter oder ereigneten sich in der Nähe von Frankfurt. Doch der Tod holt sich überall seine Opfer. Und manche Unfälle haben sich zu Legenden entwickelt, etwa jener, der Lady Diana das Leben kostete. Der alkoholisierte Fahrer Henri Paul lenkte am 31. August 1997 in Paris den Mercedes S280 mit Diana und ihrem Liebhaber Dodi Al-Fayed nach der Pont de l'Alma in einem Tunnel gegen einen Pfeiler. Lady Diana starb Stunden später an inneren Verletzungen.

Um den Unfall ranken sich viele Verschwörungstheorien, sie werden in einer 871 Seiten umfassenden Untersuchung zurückgewiesen. Dieser Stevens-Report bilde tatsächlich die Wahrheit ab, glaubt Autor Gietinger. Falsch sei nur die Behauptung, der Unfall sei "tragisch" gewesen. Wer sich nicht anschnalle und einen besoffenen Fahrer mit mehr als 100 Kilometer in der Stunde durch eine Großstadt fahren lasse, der sei nicht unschuldig an seinem eigenen Tod, meint Gietinger.

"99 Crashes. Prominente Unfallopfer", Klaus Gietinger, Westend-Verlag, 17,99 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Schnell gelebt,
schnell gefahren
Klaus Gietinger erzählt von
„99 Crashes“ prominenter Opfer
Die Nr. 4 ist eine der großen Ausnahmen in dieser Sammlung prominenter Verkehrsopfer, Antoni Gaudí, der geniale, viel geliebte Baumeister, Schöpfer der Sagrada Familia, geriet am 7. Juni 1926 unter eine Straßenbahn in Barcelona, er war ärmlich gekleidet und diverse Taxler weigerten sich, ihn ins Krankenhaus zu fahren . . . Hat das nicht etwas Trostloses, fast schon Degradierendes, von einer Tram getötet zu werden?
  Viele der 99 Crashes dieses Bandes waren dagegen blutig und spektakulär, mit Schauwert. (Noch eine Ausnahme: Abebe Bikila, der äthiopische barfüßige zweifache Marathon-Goldmedaillen-Mann, der sich mit seinem – vom dankbaren Kaiser geschenkten – weißen VW Käfer im März 1969 überschlug, 1973 an den Spätfolgen des Unfalls starb.)
  Klaus Gietinger – Filmemacher, Romanautor, Sozialwissenschaftler – erzählt die 99 Mortalitätsminiaturen weitgehend unspekulativ, gleichwohl sarkastisch. Öfter führt er Momente einer Verschwörungstheorie an, bei Uwe Leichsenring etwa, Fahrlehrer und NPD-Geschäftsführer, der 2006 im Mercedes auf der Bundesstraße 172 bei Krietzschwitz mit einem Lastwagen zusammenprallte. Die Männer-Opfer umgibt oft eine Aura von Machismus: T. E. Lawrence (ein Motorrad-Crash), James Dean & Paul Walker („live fast, die young . . .“), Albert Camus (existentialistisch), Basil al-Assad, der ältere Bruder von Baschar. „Ein Mann am Steuer seines Wagens“, wird Anna Magnani zitiert, „ist ein Pfau, der sein Rad in der Hand hält.“ Bei den Frauen spielt mehr Tragik mit, sie haben eine doppelte Opferrolle: Margaret Mitchell („Vom Winde verweht“), 1949 auf dem Weg ins Kino von einem betrunkenen Taxler angefahren (Schädelbruch), Françoise Dorleac, Karen Silkwood, Lady Di, Linda Lovelace. Auch das erste offizielle Autounfallopfer war eine Frau, Bridget Driscoll, am 17. August 1896 in London von einem Roger-Benz (angeblich 6,4 Stundenkilometer) umgefahren. „Möge so etwas nie wieder passieren“, soll der Untersuchungsrichter Percy Morrison gesagt haben.
  GÖT
Klaus Gietinger: 99 Crashes. Prominente Unfallopfer. Westend Verlag, Frankfurt/M. 2014. 271 Seiten, 17,99 Euro. E-Book 13,99 Euro.
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