zugesichert worden, dass es, wenn schon die Existenz als Kreisstadt aufgegeben werden musste, doch eine Dependance der in Friedberg angesiedelten Kreisverwaltung bekommen sollte. So hat die Wetterauer Kreisverwaltung bis heute eine Außenstelle in Büdingen mit einer Reihe administrativer Aufgaben.
Mit rund 270 000 Einwohnern - heute sind es rund 310 000 - und einer Fläche von gut 1100 Quadratkilometern entstand im Norden des Großraums Rhein Main einer der größten hessischen Kreise mit 25 Kommunen, die sich wiederum aus mehr als 100 Kleinstädten und Dörfern zusammensetzen. Dabei verloren die beiden Altkreise im Zuge all der Zusammenschlüsse mehr Ortschaften, als sie hinzubekamen. Mit Schotten etwa kam eine der größten Flächengemeinden des bisherigen Kreises Büdingen zum neu gebildeten Vogelsbergkreis. Auch der bisherige Kreis Friedberg schrumpfte mit der Neuzuteilung. Schon 1970 wurden Heldenbergen und Büdesheim zum Kreis Hanau ausgegliedert, mit Bildung des Wetteraukreises zum 1. August 1972 ging dem bisherigen Kreis Friedberg im Südwesten noch einiges an Territorium verloren. Zugute kam das vor allem Frankfurt, das die Gemeinden Harheim, Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach als Stadtteile bekam. Damit nicht genug, wollte sich Frankfurt später gleich noch eine ganze Wetterauer Stadt einverleiben, das benachbarte Bad Vilbel. Was aber vor allem am heftigen Widerstand aus Bad Vilbel selbst scheiterte, wo man auf keinen Fall zu einem bloßen Ortsteil der Großstadt werden wollte.
Wie vor einem halben Jahrhundert in der Wetterau um die Gebietsreform gerungen wurde und wie die "Zweckehe" von Friedberg und Büdingen am Ende zustande kam, darüber lässt sich im Detail nachlesen in einem Buch, das der Kreisausschuss in Zusammenarbeit mit der Büdinger Geschichtswerkstatt anlässlich des Jubiläums des Wetteraukreises herausgegeben hat. Wobei der Leser eine Fülle von Informationen aus erster Hand bekommt, ist der Autor des Beitrags, der frühere hauptamtliche Kreisbeigeordnete Joachim Pollmar (SPD), als Zeitzeuge sogar selbst in das politische Ringen um den Zusammenschluss involviert gewesen. Auch bei Autoren weiterer Aufsätze, welche die wesentlichen Aspekte aus fünf Jahrzehnten Wetteraukreis beleuchten, handelt es sich um Zeitzeugen. Hedwig Rohde, die als Journalistin die Kreispolitik in den Achtzigerjahren verfolgte, beschreibt ein nicht weniger turbulentes Jahrzehnt, das auf die Jahre nach der Gebietsreform folgte. So ruft sie etwa den Skandal um den Bau einer Müllumladestation in Erinnerung, der für Aufsehen sorgte und zum Rückzug des damaligen Landrats führte.
Von sich reden machte die Wetterau in den Achtzigerjahren zudem mit dem Zustandekommen der ersten rot-grünen Koalition in einem Landkreis, die dann aber wieder zerbrach und später mit neuen Protagonisten noch einmal fortgesetzt wurde. Geprägt von den durch die deutsche Wiedervereinigung ausgelösten Herausforderungen für die öffentlichen Haushalte, ging es in den Neunzigerjahren immer wieder darum, die Kreisfinanzen, so gut es ging, im Lot zu halten, was mit zum Teil unpopulären Einschnitten verbunden war, aber Straffung von Verwaltungsstrukturen zur Folge hatte, wie der damalige Finanzdezernent Rainer Schwarz (CDU) aus seinen Erfahrungen beschreibt aus einem Jahrzehnt, in dem die meiste Zeit eine große Koalition das Sagen hatte. Der frühere Landesminister Jörg-Uwe Hahn von der FDP, der seit Jahrzehnten in die Kreispolitik involviert ist, lässt das erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends Revue passieren, von der besonders für Bad Nauheim als einst führendes hessisches Staatsbad schwierigen Neustrukturierung des Kurwesens bis zum spannenden Ringen, wo der Jahrhundertfund der Keltenfürst-Statue seine endgültige Bleibe finden sollte. Wobei sich am Ende hartnäckiges gemeinsames Engagement gegen die ursprünglichen Pläne des Landes durchsetzte, am Ende am Fundort Glauberg mit der Keltenwelt sogar eine Einrichtung von deutschlandweitem Rang etabliert wurde. Das vergangene Jahrzehnt schließlich stand wesentlich im Zeichen, die Infrastruktur voranzubringen, Folge des steten Zuzugs, der mehr und mehr auch die ländlicheren Regionen der Wetterau erreichte. Der amtierende Kreistagsvorsitzende Armin Häuser (CDU) geht in diesem Zusammenhang ein auf die Schulbauoffensive und die Anstrengungen, um die Krankenhauslandschaft fit zu machen.
Weitere Beiträge stellen Institutionen und Unternehmen vor, an denen der Kreis beteiligt ist und die auch darauf ausgerichtet sind, für annähernd gleiche Lebensbedingungen und Voraussetzungen für die Wirtschaft in der Wetterau zu sorgen, wie beispielsweise der Energie- und Wasserlieferant Oberhessische Versorgungsbetriebe, die Sparkasse Oberhessen, die IHK. Natürlich dürfen in einer Publikation zum Kreisjubiläum die Städte und Gemeinden nicht fehlen, die ja das Fundament einer solchen Gebietskörperschaft bilden. Deshalb wurde den Kommunen viel Platz zugestanden, sich gebührend darzustellen.
"50 Jahre Wetteraukreis - zwei Kreise wachsen zu einer Region", 268 Seiten, 256 Bilder, ISBN 978-3-958956-07-3, ist im Buchhandel und den Dienststellen des Wetteraukreises zu erhalten und kostet 20 Euro.
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