Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Mit diesem schmalen Büchlein geht Eric Vuillards Konzept, geschichtliche Ereignisse literarisch erzählend darzustellen, endlich mal auf, freut sich Rezensentin Claudia Mäder, die von Büchern Vuillards auch schon ganz schön genervt war. Es geht um den Tag 1789, an dem wütende Pariser die Bastille stürmten. Es gibt in den Archiven Listen, die die Namen der Eroberer und der Toten festhalten, wer sie waren, weiß man allerdings nicht mehr. Und hier setzt Vuillard an, so Mäder, er gibt diesen Menschen, dem Schumacher und dem Wasserträger, den Pierres und Richards, eine Stimme, ein Leben, indem er ihre Geschichte imaginiert. Das funktioniert für die Rezensentin prächtig, weil Vuillard dabei immer zwischen der Menge und dem Einzelnen hin und her schneidet und so die Fragilität des revolutionären Subjekts, das jederzeit in der Masse untergehen zu droht, unterstreicht. Dennoch kann Mäder das Buch nur halb empfehlen, den Vuillards Schwarzweißmalerei bei den Sozialschichten - hier die schurkischen Reichen, dort die engelhaften Armen, empfindet sie als "brachial-populistisch".
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