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Die 125th Street in Harlem spiegelt die Geschichte der amerikanischen Großstadt im 20. Jahrhundert, geprägt von Geschäft und Konsum, Immobilienspekulation und Gentrifizierung, Glamour und Entertainment, politischer Revolte. Dem Wandel dieser New Yorker Straße widmet sich der Bildband aus der Sicht eines breiten Spektrums afroamerikanischer Street-Life-Fotografinnen und -Fotografen.
Die Fotografien erzählen vom Leben und Überleben in einer sich unablässig wandelnden urbanen Umgebung, in der Gebäude immer wieder zerstört und durch Neubauten ersetzt werden, in der Nachbarschaften fluktuieren,
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Produktbeschreibung
Die 125th Street in Harlem spiegelt die Geschichte der amerikanischen Großstadt im 20. Jahrhundert, geprägt von Geschäft und Konsum, Immobilienspekulation und Gentrifizierung, Glamour und Entertainment, politischer Revolte. Dem Wandel dieser New Yorker Straße widmet sich der Bildband aus der Sicht eines breiten Spektrums afroamerikanischer Street-Life-Fotografinnen und -Fotografen.

Die Fotografien erzählen vom Leben und Überleben in einer sich unablässig wandelnden urbanen Umgebung, in der Gebäude immer wieder zerstört und durch Neubauten ersetzt werden, in der Nachbarschaften fluktuieren, Gemeinschaften sich immer wieder neu gründen. In den Bildern drücken sich ein Zugehörigkeitsgefühl und eine Identität aus, die sich den Stereotypen ebenso wie der Mystifizierung dieser legendär gewordenen Straße widersetzen. Die neue Geschichte der Fotografie wird kollektiv geschrieben.

Fotograf_innen:
Berenice Abbott
Khalik Allah
Alice Attie
Dawoud Bey
Kwame Brathwaite
Isaac Diggs & Edward Hillel
Lola Flash
Hiram Maristany
Ozier Muhammad
Katsu Naito
Marilyn Nance
Ruben Natal-San Miguel
Lorraine O'Grady
Gordon Parks
Pope.L
Jamel Shabazz
Coreen Simpson
Beuford Smith
Ming Smith
Morgan and Marvin Smith
Shawn Walker
Hai Zhang
Autorenporträt
Antonella Pelizzari is Professor in the History of Photography at Hunter College, CUNY Arden Sherman is Curator and Director of Hunter East Harlem Gallery at Hunter College, CUNY.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Kai Spanke bekommt einen vielfältigen Eindruck von Harlems "Hauptschlagader" und ihren Anwohnern mit dem von Maria Antonella Pelizzari und Arden Sherman herausgegebenen Band. Fotos von Ozier Mohammad oder Gordon Parks und Coreen Simpson zeigen mal Obama während seines Präsidentschaftswahlkampfs im Apollo Theater, mal posierende Menschen auf der Straße oder auch Bauwerke. Dass die Bilder fast ein ganzes Jahrhundert dokumentieren und Stadtgeschichte und Fotografiegeschichte gleich mit, macht den Band für Spanke so aufregend. Der Betrachter kann erkennen, wie die Immobilienwirtschaft das Stadtbild verändert, so Spanke.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.09.2022

Eindrücke von der Hauptschlagader Harlems

Wo sich Aktivisten und Künstler tummeln: Ein Fotoband porträtiert die 125th Street in New York als Schauplatz der Selbstdarstellung und Gentrifizierung.

Im November 2007 organisierte Barack Obama die erste offizielle Fundraising-Veranstaltung während seines Kampfes ums Präsidentenamt. Als Ort wählte er das New Yorker Apollo Theater. Damit war die Ambition markiert, denn auf der Bühne des mehr als tausendfünfhundert Menschen fassenden Klubs standen vor ihm afroamerikanische Künstler wie Billie Holiday und Sammy Davis Jr., Ray Charles und James Brown, Diana Ross und Gladys Knight, Aretha Franklin und Ben E. King.

Der Fotojournalist Ozier Muhammad hat einen vielsagenden Moment für die "New York Times" festgehalten: Vor dem roten Vorhang beugt sich Obama zu seinen Anhängern in der ersten Reihe herunter, um deren Hände zu schütteln. Ein Popstar, so der Eindruck, der jetzt, das Plakat am Rednerpult deutet darauf hin, irgendwas mit Politik macht. Auch die Dramaturgie erinnerte an ein Unterhaltungsprogramm, immerhin traten ein Gospelchor, eine Jazzband und Chris Rock auf.

Der zukünftige Präsident hatte mit dem Abend im Apollo Theater noch einmal vor Augen geführt, dass die afroamerikanische Kultur immer politisch ist. Dabei sieht man das auch jeden Tag vor dem Gebäude: Die 125th Street in Harlem zieht sich einmal quer durch Manhattan, vom Hudson zum East River. Sie gilt als Hauptschlagader Harlems, zentraler Schauplatz der afroamerikanischen Community New Yorks, seit den Neunzigerjahren von der Gentrifizierung gebeutelte Heimat von Aktivisten, Musikern, Autoren und Künstlern.

Unter der Straße verläuft ein Bruch in der Erdkruste, der für Maria Antonella Pelizzari die Fragilität und zugleich Vitalität der Anwohner versinnbildlicht. Die am New Yorker Hunter College lehrende Professorin für Fotografiegeschichte hat mit dem Kurator Arden Sherman und der Hilfe einiger ihrer Studenten einen gelungenen Bildband über die 125th Street herausgegeben. Darin illustrieren Aufnahmen von Routiniers wie Kwame Brathwaite, Coreen Simpson, Katsu Naito, Beuford Smith und Gordon Parks, mit welchen Mitteln sich Menschen auf der auch Martin Luther King Jr. Boulevard genannten Straße in Szene setzen und wie sich dort Widerstand gegen Bauvorhaben formiert. Was es für das Stadtbild bedeutet, wenn die Immobilienwirtschaft sichtbare Spuren hinterlässt, wird ebenfalls eindrucksvoll dokumentiert. Manche Fotos wirken unverbraucht, andere sind bekannt, etwa Berenice Abbotts "Triborough Bridge" von 1937.

An Dawoud Beys gestellten Porträts lässt sich der Einfluss von James Van Der Zee studieren: "A Boy in Front of the Loew's 125th Street Movie Theater" (um 1976) zeigt einen Jungen mit Sonnenbrille, der auf Zehenspitzen vor der Kasse des Kinos posiert. Er will cooler und erwachsener sein, als er ist - und hält sich doch an einem Saft-Trinkpäckchen fest. Eine spätere Arbeit Beys aus dem Jahr 2015, "Three Men and Recently Closed Pathmark", funktioniert anders: in der Mitte des Vordergrunds ein Baumstamm, der das Foto in zwei Hälften teilt, links im Mittelgrund drei Männer, die auf die rechte Bildhälfte zumarschieren, dort im Hintergrund ein geschlossener Supermarkt, in dessen Scheibe sich ein Umzugswagen spiegelt. Der Betrachter hat den Eindruck, der Baum sei eine unüberwindbare Grenze, Fortschritt ausgeschlossen. Die Botschaft mag simpel sein, die Aufnahme ist es nicht.

Ruben Natal-San Miguel sagt, er mache Fotos in Harlem für all diejenigen, die New York nur mit dem Times Square assoziieren. Seine Aufnahmen muten ein wenig improvisiert an, dabei dient deren vermeintliche Kompositionslosigkeit als ästhetisches Prinzip: Eine Transgender-Person lehnt mit leichtem Knick in der Hüfte an einer Backsteinwand, eine andere in einem weißen Kleid sitzt mit durchgedrücktem Rücken vor einer Werbetafel, auf der Sandwiches angepriesen werden. Keine Bewegung, keine Dynamik. Es zählt nur die Würde der Pose.

Das Gegenteil dieser diskreten Annäherung sind die beschwingten Fotos von Lorraine O'Gradys Performance "Art Is . . .", bei der sie 1983 einen Paradewagen durch die Straßen Harlems fahren ließ. Weiß gekleidete Afroamerikaner haben sich und den Zuschauern während des Zugs goldene Bilderrahmen vors Gesicht gehalten. Ausgangspunkt der Aktion war O'Grady zufolge der von einem Kollegen hingeworfene Kommentar, Avantgarde-Kunst habe nichts mit Schwarzen zu tun. Dabei haben die Menschen am Straßenrand sofort verstanden, worauf O'Grady hinauswollte. Sie riefen: "Wir sind die Kunst!" KAI SPANKE

"125th Street". Photography in Harlem.

Hrsg. von Maria

Antonella Pelizzari und Arden Sherman.

Hirmer Verlag, München 2022. 172 S., Abb., geb., 29,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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