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Was seine grundlegenden Ideen anbelangt, so ist Schumpeters Werk durch eine erstaunliche Kontinuität gekennzeichnet. Das Hauptaugenmerk gilt von Anfang an dem Problem der "wirtschaftlichen Entwicklung" - der Frage, warum sich die Wirtschaft unaufhörlich aus sich selbst heraus verwandelt. Dieser Essay beschäftigt sich mit Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des großen Sozialwissenschaftlers. Dessen Denken bewegt sich im Spannungsfeld der allgemeinen Gleichgewichtstheorie von Léon Walras und der Theorie der Kapitalakkumulation und der damit einhergehenden Entfaltung der sozialen Produktivkräfte…mehr

Produktbeschreibung
Was seine grundlegenden Ideen anbelangt, so ist Schumpeters Werk durch eine erstaunliche Kontinuität gekennzeichnet. Das Hauptaugenmerk gilt von Anfang an dem Problem der "wirtschaftlichen Entwicklung" - der Frage, warum sich die Wirtschaft unaufhörlich aus sich selbst heraus verwandelt. Dieser Essay beschäftigt sich mit Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des großen Sozialwissenschaftlers. Dessen Denken bewegt sich im Spannungsfeld der allgemeinen Gleichgewichtstheorie von Léon Walras und der Theorie der Kapitalakkumulation und der damit einhergehenden Entfaltung der sozialen Produktivkräfte von Karl Marx. Erstere versucht die zentripetalen, auf ein Gleichgewicht drängenden Kräfte abzubilden, letztere die zentrifugalen, vom Gleichgewicht wegführenden Kräfte. Schumpeter, so könnte man überspitzt sagen, beginnt als undisziplinierter Walrasianer und endet als disziplinierter Marxianer. Er beginnt als einer, der die Walrassche Theorie des allgemeinen ökonomischen Gleichgewichts über alles schätzt, der aber erkennt, dass diese die dynamischen Triebkräfte und anarchischen Tendenzen des Systems nicht abzubilden vermag. Er endet als Prophet des Sozialismus, aber nicht in der von Marx vermuteten Weise eines revolutionären Umsturzes, sondern eher friedlich, als Resultat eines langwierigen Prozesses der graduellen sozio-ökonomischen Transformation. Schumpeters Überlegungen kreisen um die Rolle unternehmerischer Innovationen und des dadurch ausgelösten Prozesses der "kreativen Zerstörung". Sein Denken hat zahlreiche Forschungsrichtungen beeinflusst und tut dies immer noch, darunter die Theorie der langen Wellen wirtschaftlicher Entwicklung, die evolutorische Ökonomik und die sog. "Schumpeterschen" Modelle des endogenen wirtschaftlichen Wachstums.
Autorenporträt
Heinz D. Kurz ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität Graz und Leiter des Graz Schumpeter Centre. Er hat zahlreiche Aufsätze und Bücher veröffentlicht, etliche darunter sind in mehrere Sprachen übersetzt worden. Er war Gastprofessor an zahlreichen Universitäten und ist Herausgeber zweier Fachzeitschriften.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.08.2005

Eine Position des Sowohl-Als-auch
Heinz Kurz porträtiert Joseph Alois Schumpeter

Heinz D. Kurz: Joseph A. Schumpeter. Ein Sozialökonom zwischen Marx und Walras. Metropolis Verlag, Marburg 2005, 78 Seiten, 12 Euro.

Der Name des Autors ist bei dieser äußerst lesenswerten kleinen Schrift gleichsam Programm. Dem Grazer Ökonomen Heinz Kurz ist das Kunststück gelungen, auf gerade einmal 65 Seiten ein umfassendes Porträt und eine kluge Einordnung des Werkes Joseph Alois Schumpeters vorzulegen. Damit ist jedem Leser rasch geholfen, der bisher mit dem großen Theoretiker der ökonomischen Dynamik - über die üblichen Assoziationen mit dem "Pionierunternehmer" und der "schöpferischen Zerstörung" hinaus - nicht viel anfangen konnte. Und wer mit Schumpeters Werk vertraut ist, profitiert von der Verortung des Ökonomen zwischen Marx und Walras - und von dem Aufspüren der vielen logischen Widersprüche, in denen sich der genialische Heißsporn immer wieder verheddert hat.

"Schumpeter beginnt als undisziplinierter Walrasianer und endet als disziplinierter Marxianer", schreibt Kurz. "Er beginnt als einer, der die Walrassche Theorie des allgemeinen ökonomischen Gleichgewichts über alles schätzt, der aber erkennt, daß diese die dynamischen Triebkräfte und anarchischen Tendenzen des Systems nicht abzubilden vermag. Er endet als einer, der das Heraufkommen des Sozialismus prophezeit, aber nicht in der von Marx vermuteten Weise eines revolutionären Umsturzes."

Der Autor beginnt mit einem Überblick über das facettenreiche, unstete, von Fiasko zu Fiasko steuernde Leben Schumpeters, widmet sich dann der akademischen Karriere und den vielen Schicksalsschlägen und schließt ab mit einem Überblick über die wichtigsten Werke und deren Wirkungsgeschichte. Kurz schreibt mit Präzision und Feingespür. Sehr überzeugend arbeitet er dabei jene Charakterzüge und komplexen Prägungen Schumpeters heraus, die sein Werk spürbar beeinflußt haben - von seiner Arroganz und einem gewissen spielerischen Opportunismus bis hin zu seiner Depressivität und einem tiefen Kulturpessimismus, der ihn auch den Zerfall des Kapitalismus prognostizieren läßt. Allerdings sieht er den Grund dafür anders als Marx durchaus nicht in einer ökonomischen Gesetzmäßigkeit, sondern in der moralischen Unzuverlässigkeit der Intellektuellen.

Schumpeter studiert bei Friedrich von Wieser, Eugen von Philippovich und Eugen von Böhm-Bawerk in Wien. Im Methodenstreit zwischen Carl Menger und Gustav Schmoller vertritt der die Mathematik liebende Schumpeter eine "Position des Sowohl-Als-auch", wie Kurz schreibt: "Reine Theorie sei unverzichtbar, ebenso aber auch die Anwendung der historischen Methode." In der reinen Theorie jedoch gelte es auf die Entscheidungen der einzelnen Wirtschaftssubjekte zurückzugreifen. Für diesen Gedanken, den er wohl von Heinrich Dietzel übernimmt, findet er einen Begriff, der auch heute noch zum Einmaleins der Wirtschaftstheorie in aller Welt zählt: "methodologischer Individualismus".

1911 wird Schumpeter Ordinarius für Politische Ökonomie in Graz; 1919 wird er zum Finanzminister ernannt, bleibt aber nur sieben Monate im Amt; 1921 geht er zu einer Bank, bis ihn die Wirtschaftskrise ruiniert. 1925 holt ihn Arthur Spiethoff an die Universität Bonn. In den dreißiger Jahren wandert er nach Amerika aus und lehrt in Harvard. Dabei ergeht es Schumpeter "wie dem Hasen im Märchen mit dem Igel": Stets kommt ihm John Maynard Keynes mit einer vielbeachteten Veröffentlichung zuvor, mit der "Treatise on Money" wie mit der "General Theory of Employment, Interest and Money". Schumpeters eigene Theorie der "Business Cycles" indes stößt auf herbe Kritik. Er stirbt 1950 während der Arbeit an seiner "History of Economic Analysis" - einem monumentalen Werk von 1300 Seiten.

KAREN HORN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Karen Horn hat über diese Biografie des 1950 gestorbenen Ökonomen Joseph A. Schumpeter von Heinz D. Kurz nur Gutes zu sagen. Sowohl für den Laien, der vielleicht bis auf das Schlagwort vom "Pionierunternehmer" über Schumpeter nicht viel weiß, als auch für den mit Schumpeters Werk Vertrauteren stellt der Band eine lohnenswerte Lektüre dar, lobt die Rezensentin. Denn Kurz arbeite nicht nur dessen Position "zwischen Marx und Walras" heraus, sondern, stelle auch die "logischen Widersprüche" im Werk Schumpeters dar, so die Rezensentin eingenommen. Sie preist die "Präzision" und das "Feingespür", mit denen der Grazer Autor Leben und Werk des Ökonomen beschreibt und "Überblick" über die wichtigsten beruflichen Stationen gibt. Ebenfalls anerkennend benennt Horn die "überzeugende" Darstellung der "Charakterzüge und komplexen Prägungen", von "Arroganz" bis "Depression", die Schumpeters Persönlichkeit geprägt haben.

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