Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 13,90 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Im Sommer 1969 erschüttert eine Reihe bestialischer Morde Los Angeles und die USA. Sharon Tate, die schwangere Ehefrau von Roman Polanski, ist eines der sieben Opfer. Vincent Bugliosi war Leitender Staatsanwalt in diesem spektakulären Fall. In seinem meisterhaft geschriebenen Buch berichtet er, wie es ihm in minutiöser Detektivarbeit gelang, Charles Manson und seine ihm blind ergebene Hippie-Kommune für das Massaker hinter Gitter zu bringen. Die akribischen Ermittlungen, der komplexe Prozess, die kranke Weltanschauung, die Manson seinen Anhängern einflößte ... all dies macht diesen atemberaubend spannenden Weltbestseller aus.…mehr

Produktbeschreibung
Im Sommer 1969 erschüttert eine Reihe bestialischer Morde Los Angeles und die USA. Sharon Tate, die schwangere Ehefrau von Roman Polanski, ist eines der sieben Opfer. Vincent Bugliosi war Leitender Staatsanwalt in diesem spektakulären Fall. In seinem meisterhaft geschriebenen Buch berichtet er, wie es ihm in minutiöser Detektivarbeit gelang, Charles Manson und seine ihm blind ergebene Hippie-Kommune für das Massaker hinter Gitter zu bringen. Die akribischen Ermittlungen, der komplexe Prozess, die kranke Weltanschauung, die Manson seinen Anhängern einflößte ... all dies macht diesen atemberaubend spannenden Weltbestseller aus.
Autorenporträt
Bugliosi, Vincent
Vincent Bugliosi, geb. 1934, war 1970 der Leitende Staatsanwalt im Prozess gegen Charles Manson und seine »Family«. Sein Buch Helter Skelter über die Manson-Morde verkaufte sich weltweit über 7 Millionen Mal und wurde 1976 und 2004 verfilmt. Auch mit zwei weiteren Büchern stand Bugliosi schon auf Platz 1 der New York Times-Bestsellerliste.

Gentry, Curt
Curt Gentry, geb. 1931, ist ein amerikanischer Schriftsteller. Für Helter Skelte erhielt er gemeinsam mit Vincent Bugliosi den Edgar Allan Poe Award.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2010

Hippies, Morde und ein Staatsanwalt
"Helter Skelter", das berühmte Buch über den Manson-Prozess, erscheint endlich auf Deutsch

Vor ziemlich genau vierzig Jahren, am 24. Juli 1970, begann in Los Angeles der Prozess gegen Charles Manson und Mitglieder seiner "Family", die angeklagt waren, sieben Menschen ermordet zu haben, darunter die 26-jährige Schauspielerin Sharon Tate, Ehefrau von Roman Polanski. Am 9. August 1969 waren vier Manson-Anhänger, drei junge Frauen und ein Mann, gegen 22 Uhr auf das Grundstück 10050 Cielo Drive in den Hügeln über Beverly Hills eingedrungen, wo die Polanskis zur Miete wohnten. Roman Polanski war für Dreharbeiten in London, und seine Frau, die im achten Monat schwanger war und nicht allein sein wollte, hatte Gäste über Nacht: einen polnischen Jugendfreund ihres Mannes, Voytek Frykowski, dessen Freundin Abigail Folger, Erbin eines Kaffee-Imperiums, sowie Tates früheren Verlobten Jay Sebring, einen namhaften Herren-Friseur, zu dessen Kunden unter anderem Steve McQueen und Paul Newman zählten. Der Erste, der an diesem Abend starb, war ein 18-Jähriger, der sich nur zufällig auf dem Grundstück befand, weil er einen Bekannten besucht hatte, der auf dem Grundstück kleinere Hausmeisteraufgaben übernahm und dafür im kleinen Gästehaus im Garten wohnen durfte. Die Polizei fand ihn am nächsten Morgen in seinem Wagen sitzend, erschossen. Sharon Tate und ihre Freunde fand man im Haus und im Garten - sie waren auf das Grausamste getötet worden, erstochen, erdrosselt, hingemetzelt. Mit Blut hatte jemand das Wort "Pig" an die Haustür geschrieben. Von den Tätern fehlte jede Spur. Zunächst geriet der junge Hausmeister unter Verdacht, alleine schon, weil er die Nacht als Einziger überlebt hatte (er hatte ahnungslos in seinem Gartenhaus Musik gehört).

In der darauffolgenden Nacht wurde im Stadtteil Los Feliz ein Ehepaar umgebracht, Rosemary und Leno LaBianca. Obwohl die Handschrift der Mörder nahezu identisch mit den Morden vom Cielo Drive war - zahlreiche Stichwunden, unglaubliche Brutalität, kein Hinweis auf Raub, mit Blut geschriebene Druckbuchstaben -, sollten Monate vergehen, bis die Ermittlungen in beiden Fällen koordiniert wurden. Weitere Menschen starben, ohne dass die Polizei der Manson-Bande auf die Spur kam. Ganz Los Angeles lebte in jenen Monaten in Todesangst, es schien jeden jederzeit treffen zu können, die friedlich verträumte Ära der Blumenkinder war jäh und brutal zu Ende gegangen.

Eher zufällig verhaftete man im Oktober die Mörder, die man zunächst allerdings nur für kleinkriminelle Spinner hielt. Wegen Brandstiftung und Diebstählen hatte die Hippie-Gruppe, die auf einer etwas abgelegenen Ranch lebte und sich "Family" nannte, das Interesse der Polizei auf sich gezogen; bei einer Großrazzia wurden 24 Personen verhaftet, darunter auch Manson. Im Gefängnis konnte dann eine der Mörderinnen, die 21-jährige Susan Atkins, ihren Mund nicht halten und vertraute einer Zellengenossin an, dass sie und ihre Freunde die Tate-/LaBianca-Morde begangen hätten. Die Zellengenossin berichtete dies der Gefängnisleitung, Ermittlungen wurden aufgenommen. Am 8. Dezember wurde Mordanklage erhoben.

Der leitende Staatsanwalt, Vincent Bugliosi, veröffentlichte 1974 ein Buch über die Manson-Morde: "Helter Skelter". Es ist das erfolgreichste Buch, das jemals über einen wahren Kriminalfall geschrieben wurde, weltweit hat es sich bis heute sieben Millionen Mal verkauft, zweimal wurde es verfilmt. Dieses Jahr ist das Buch nun, etwas verspätet, auch erstmalig auf Deutsch erschienen, und zwar in einer glänzenden Übersetzung (Anke und Eberhard Kreutzer), die an keiner Stelle so reißerisch oder sensationslüstern ist, wie es die Aufmachung des Riva-Verlags befürchten lässt. Der Untertitel, im englischen Original schlicht "The True Story of the Manson Murders" wird auf Deutsch blutrünstig zu "Der Mordrausch des Charles Manson. Eine Chronik des Grauens". Die roten Spritzer auf dem schwarzen Untergrund sollen wohl Blut andeuten. Doch wer sich von der billigen Splatter-Optik nicht abschrecken lässt, wird eine packende, extrem fundierte und aufschlussreiche Dokumentation über die wohl berühmteste Mordserie des zwanzigsten Jahrhunderts zu lesen bekommen.

Der erste Teil des Buchs, in dem es um die Verbrechen geht, ist wegen der großen Brutalität der Taten nur schwer zu ertragen. Im zweiten Teil wird es technischer, Polizei und Anwälte treten auf, Indizien werden gesucht, Verdächtige vernommen. Obwohl Bugliosi all das mitunter übergenau schildert, ist man dennoch dankbar für die spießige juristische Gründlichkeit, die den Schrecken der zuvor beschriebenen Taten ein wenig abfedert und dämpft.

Anschließend schildert Bugliosi das Geschehen vor Gericht. Es war der wohl spektakulärste Mordprozess der amerikanischen Geschichte. Ein Verteidiger kam unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben. (Bugliosi vermutet, dass ihn die "Family" umgebracht hat; er geht davon aus, dass diese Gruppe insgesamt bis zu vierzig Menschen ermordet hat.) Manson ging im Gerichtssaal einmal auf den Richter los, sprang ihn regelrecht an, stolperte und verfehlte ihn nur knapp, der Richter trug daraufhin stets einen Revolver bei sich. Bugliosi bekam Personenschutz, nachdem Manson damit gedroht hatte, ihn zu töten. Die drei jungen Frauen, die des Mordes angeklagt waren, drei zierliche Hippiemädchen mit in der Mitte gescheitelten Haaren, Susan Atkins, Leslie Van Houten und Patricia Krenwinkel, schockierten mit ihrem Benehmen. Sie lächelten fast ununterbrochen, bereuten nichts und sangen auf dem Weg zu den Verhandlungen fröhliche Lieder.

Im letzten Teil des Buchs versucht Bugliosi das Phänomen Manson zu erklären. Wie konnte ein 1,58 Meter großer, nicht gerade hübscher Mann zahlreiche junge Frauen in seinen Bann schlagen, sie hörig und zu Mörderinnen machen? Welche Rolle spielten Sex und Drogen? Wie wurde Charles Manson zum Außenseiter, Gesetzlosen und Mörder? Wie wählte er seine Opfer? Was hatte es mit den in Blut geschriebenen Botschaften auf sich, die an den Tatorten vorgefunden wurden: "Death to Pigs", "Helter Skelter", "Rise"? Bugliosi zeichnet nach, wie er als Staatsanwalt zu verstehen versuchte, was in Mansons Kopf vorging, um dessen Motiv zu finden - und wie er schließlich hinter Mansons apokalyptische Wahnvorstellung kam: Manson glaubte, dass ein Krieg zwischen Schwarzen und Weißen unmittelbar bevorstand, den die von ihm gehassten Schwarzen gewinnen würden; weil diese aber keinerlei Anstalten zu machen schienen, diesen Krieg zu beginnen, ließ Manson seine Anhänger Morde begehen, die den Schwarzen in die Schuhe geschoben werden sollten. Bei Kriegsausbruch wollte er sich dann mit seinen Anhängern in eine Höhle im Death Valley zurückziehen, Vorräte und ein Waffenarsenal waren bereits angelegt, als Vorbild diente ihm vage Rommel und sein Wüstenkorps. Auch die Beatles spielten in Mansons Wahn eine Rolle: Er meinte, auf ihrem White Album seien prophetische Botschaften versteckt; "Helter Skelter", das laut John Lennon von einer Rutsche auf einem englischen Jahrmarkt handelt, verstand Manson als Aufruf zum Rassenkrieg. Bei allen beunruhigenden Details lassen Bugliosi und sein Koautor Curt Gentry Manson nie als den überlebensgroßen Dämon erscheinen, zu den ihn die Popkultur stilisiert hat, sondern nähern sich ihm mit entschlossenem Interesse und stets gewahrter Distanz.

Manson, Atkins, Van Houten und Krenwinkel wurden am 29. März 1971 zum Tod in der Gaskammer verurteilt, die Strafe wurde später in lebenslange Haft umgewandelt. Susan Atkins starb im vergangenen September in Gefangenschaft an Krebs, die anderen befinden sich noch in Haft, Gnadengesuche werden regelmäßig abgelehnt. Charles Manson, der mittlerweile ein Hakenkreuz auf die Stirn eingeritzt trägt, ist heute der berühmteste Gefangene der Welt.

Das Kind von Sharon Tate und Roman Polanski wäre übrigens ein Sohn geworden, er wäre heute vierzig Jahre alt.

JOHANNA ADORJÁN

Vincent Bugliosi mit Curt Gentry: "Helter Skelter". Riva-Verlag, 747 Seiten, 24,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr