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Ein Untertan Ihrer Majestät Queen Victoria, der namenlose »Zeitreisende«, erzählt seinen Freunden von seiner Erfindung: einer fahrradähnlichen Maschine, die Vor- und Rückwärtsbewegungen auf der Zeitachse, mithin also die Erforschung des Schicksals der menschlichen Spezies ermöglicht. Während einer Demonstration entschwindet der Erfinder und taucht erst acht Tage später wieder auf. Wunderliches hat er zu berichten aus dem Jahr 802701, wo für die kindlich-zutraulichen Eloi alle Menschheitsträume in Erfüllung gegangen zu sein scheinen. Doch die Idylle trügt... H. G. Wells` 1895 erschienener Roman…mehr

Produktbeschreibung
Ein Untertan Ihrer Majestät Queen Victoria, der namenlose »Zeitreisende«, erzählt seinen Freunden von seiner Erfindung: einer fahrradähnlichen Maschine, die Vor- und Rückwärtsbewegungen auf der Zeitachse, mithin also die Erforschung des Schicksals der menschlichen Spezies ermöglicht. Während einer Demonstration entschwindet der Erfinder und taucht erst acht Tage später wieder auf. Wunderliches hat er zu berichten aus dem Jahr 802701, wo für die kindlich-zutraulichen Eloi alle Menschheitsträume in Erfüllung gegangen zu sein scheinen. Doch die Idylle trügt...
H. G. Wells` 1895 erschienener Roman wurde zum oft nachgeahmten, aber nie erreichten Vorbild: Mit ihm eröffnete der geniale Visionär die Reihe der in unserem Jahrhundert bedeutenden literarischen Gegenutopien, die sich apokalyptischer Bilder bedient, um eine humane und gerechte Welt anzumahnen.
Autorenporträt
H(erbert) G(eorge) Wells wurde am 21.9.1866 in Bromley/Kent geboren und starb am 13.8.1946 in London. Nach einer Kaufmannslehre absolvierte er ein naturwissenschaftliches Studium mit Prädikatsexamen; nach nur wenigen Jahren als Dozent lebte er als freier Schriftsteller. Sein Gesamtwerk umfaßt etwa hundert Bände. Zu Weltruhm gelangte er mit seinen Romanen und Erzählungen, die ihn als Begründer der modernen Science-fiction, als genialen phantastischen Utopisten und als kritisch-humorvollen Gesellschaftssatiriker ausweisen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.01.1996

1895
Herbert George Wells "Die Zeitmaschine"

Nein, Wells war keiner der großen Romanciers; aber auch ein minor novelist kommt in den Himmel, wenn er den Mythos findet, der dem Leser zeigt, wohin die Welt treibt. Die Zeitmaschine ist so ein Mythos: Wells erzählt von einigen eigentlich ganz biederen Männern, die miteinander phantasieren, zukunftsfreudig im Grunde noch, und einer von ihnen baut sich dann eine Maschine, mit der er, am Ort bleibend, durch die Zeit reisen kann, rückwärts und vorwärts. Aber wir sind ja nicht wie jener Vogel bei Borges, der immer nur rückwärts fliegt, weil er nicht wissen will, wohin er gerät, sondern nur, woher er kommt: Wir wollen wissen, was aus uns wird. Der Zeitreisende landet erst in einer Ära, in der das Land wie ein Paradies aussieht, aber nachts sind dort die Paradiesischen nur Schlachtvieh der arbeitenden Unterirdischen. Die nächste Reise, noch weiter nach vorn, geht an die Grenze der endgültigen Eiszeit, des großen Kältetods. Von einer letzten Reise, wie der alte Plotin, als er das siebente Mal zum Einen aufstieg, kehrt der Reisende nicht zurück: Anders als Plotin aber vermutlich kaum, weil er dort war, von wo man nicht mehr heimzureisen wünscht, weil man endlich angekommen ist. Groß ist also das fortgeschrittene Wissen, das den Reisenden die Maschine hat bauen lassen, wir wissen jetzt, wohin die Reise mit uns geht, und wir wollten das ja wissen. Beneidenswert weise war aber wohl doch Borges' wunderbarer (sollen wir sagen: postmoderner?) Vogel, der nur wissen wollte, woher er kam, und nicht, wohin er fliegen würde. Wells, der von 1866 bis 1946 lebte, hat dann noch andre Blicke voraus getan, auf den "Krieg der Welten" 1898, auf die "Ersten Menschen im Mond" 1901, später dann hat er eher die Welt bessern als erklären wollen. Aber lieber als gesagt, was wir machen sollen, kriegen wir erzählt, was kommen wird - daher wohl die mythische Kraft solcher Bilder. (Herbert George Wells: "Die Zeitmaschine. Eine Erfindung". Aus dem Englischen übersetzt von Peter Naujack. Diogenes Verlag, Zürich 1985. 122 S., br., 9,80 DM.) R.V.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.04.2007

Das Piepsen der Eloi
Götz Otto spricht H. G. Wells: „Die Zeitmaschine”
Wer grübelt, ob ihn der Roman „Die Zeitmaschine” von H. G. Wells im Jahr seines Erscheinens, 1895, wohl mehr beeindruckt hätte als heute, gelangt nicht weit. Wenn dieses Buch eine Schwäche hat, liegt sie im Verhältnis seines düsteren utopischen Stoffes zum Vorstellungshorizont des Lesers. Während sich der eine Leser nicht einmal das kommende Jahr vorstellen kann, geschweige den eigenen Verfall, vollzieht ein anderer jede noch so düstere Anti-Utopie mit Leichtigkeit – und je stoischer er veranlagt ist, desto weniger wird ihn die Düsternis von Ideen anfechten.
Es wird auch 1895 Leser gegeben haben, die nur die Schultern zucken konnten angesichts der Geschichte eines Forschers, der eine Maschine baut, mit der er in die Zukunft reist, wo sich alles zum vermeintlichen Übel gewendet hat. Das Übel besteht aus Sicht des Reisenden darin, daß die einen die anderen fressen und die Gefressenen blond sind und die Fresser grauweiß behaart. Blond sind die oberhalb der Erde lebenden Eloi – das mit einigen menschlich wirkenden Eigenschaften ausgestattete zarte, am Körper unbehaarte, geistig und seelisch naive und biodynamisch ernährte gesunde Zuchtvieh der äußerlich eher affen- als menschenähnlichen Morlocks, welche unter der Erde leben und sich, weil sie kein Licht vertragen, in der dunklen Nacht ihre Fleischmahlzeit von oben holen.
Götz Otto trägt diese Geschichte vor. Und weil man ihr womöglich nicht genügend Spannung zugetraut hat, wurden hier und da Geräusche unterlegt: Knacken des Kaminfeuers. Rührstabgeräusche der Zeitmaschine. Piepsen der Eloi. Röcheln der Morlocks. Die Primitivität dieser Geräusche korrespondiert vorzüglich sowohl mit dem naiv-pathetischen Filmmusikgesäusel von Russell Garcia aus dem Jahre 1960 wie mit der Geschichte selbst, die man nur bis zum Ende aushält, wenn man sich in der Hoffnung gewiegt hat, ein utopischer Roman von 1895 möge nicht von vorn bis hinten so blöd sein wie ein beliebiger Zukunftsschmarren von heute. Die Bücher von Jules Verne oder auch die 170 Jahre vor der „Zeitmaschine” erschienenen Gulliver-Reisen von Jonathan Swift – erinnert sei an die Reise zu den dummen humanoiden Yahoos und den vernünftigen pferdeähnlichen Houyhnhnms –, zeigen ja, was mit solchen Stoffen erreicht werden konnte.
Diese Hoffnung wird nicht in Gänze enttäuscht. Die beeindruckende Jahreszahl 802701 kann der Reisende noch steigern, er saust einige Tausend Millionen Jahre weiter. Und hier zupft den Hörer dann doch Wehmut: Nichts mehr ist übrig von uns. Die Rotation der Erde hat aufgehört. Moose, Flechten, schreiende Riesenschmetterlinge und tischgroße Krabben löschen das letzte Zwielicht, am Ende der Reise wird alles Schweigen in verschneiter Schwärze.
Dafür, dass Götz Otto im Sprechen langer Texte nicht geübt ist, macht er seine Arbeit ausgezeichnet. Warum achtete niemand darauf, dass man nicht alle Endsilben verschlucken darf, ohne das Verständnis zu beeinträchtigen? „Dimension” oder „Dimensionen”, immerhin wird deren vierte besprochen – Götz Otto muss reichlich zugenommen haben von all den Endsilben, die er während der vierstündigen Lesung hinuntergeschluckt hat.MARTIN Z. SCHRÖDER
 
H. G. WELLS: Die Zeitmaschine. Roman. Aus dem Englischen von Annie Reney und Alexandra Auer. Gesprochen von Götz Otto. Regie: Dirk Kauffels. 244 min. Patmos Verlag, Düsseldorf 2007. 3 CD, 22,95 Euro.
DAS HÖRBUCH
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