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Marc Aurel, der mehr Feldzüge führte als die meisten römischen Kaiser, ging dennoch nicht als Feldherr in das Gedächtnis der Nachwelt ein, sondern als Philosoph. Mit seinen "Selbstbetrachtungen" schuf er ein Stück Weltliteratur. Seine Gedankensplitter, nachts im Feldlager niedergeschrieben und dem Schlaf abgerungen, sollten der eigenen philosophischen Erbauung dienen und ihm zugleich helfen, seine Pflichten im Alltag zu erfüllen. Die Mischung aus theoretischer und praktischer Philosophie faszinierte unzählige Leser, seit die "Selbstbetrachtungen" im 16.Jahrhundert erstmals gedruckt wurden.

Produktbeschreibung
Marc Aurel, der mehr Feldzüge führte als die meisten römischen Kaiser, ging dennoch nicht als Feldherr in das Gedächtnis der Nachwelt ein, sondern als Philosoph. Mit seinen "Selbstbetrachtungen" schuf er ein Stück Weltliteratur. Seine Gedankensplitter, nachts im Feldlager niedergeschrieben und dem Schlaf abgerungen, sollten der eigenen philosophischen Erbauung dienen und ihm zugleich helfen, seine Pflichten im Alltag zu erfüllen. Die Mischung aus theoretischer und praktischer Philosophie faszinierte unzählige Leser, seit die "Selbstbetrachtungen" im 16.Jahrhundert erstmals gedruckt wurden.
Autorenporträt
Klaus Rosen lehrt als Professor Alte Geschichte an der Universität Bonn; er ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.05.1997

Der Philosoph als Kaiser - Der Kaiser als Philosoph
Obwohl der Herrscher selbst die Vergänglichkeit betonte: Klaus Rosen vergegenwärtigt Marc Aurel

"Markus war ein Mann von hohem sittlichem Adel, von bedeutender Begabung . . ., brav, talentvoll, nicht unbedeutend, aber er war das eine nicht, was ein Kaiser in jener Zeit vor allem hätte sein müssen - er war kein Soldat; und er wußte das." So hat Theodor Mommsen nach den Niederschriften seiner Vorlesungen den römischen Kaiser Marc Aurel (161-180 nach Christi) eingeschätzt und ihn später als "eine der tragischsten Figuren der Geschichte" bezeichnet. Widersprüche haben Marcus immer begleitet. Denn der Herrscher, der sich schon früh voll Passion der Philosophie hingab, hatte sich viele Jahre hindurch als Oberbefehlshaber an der Donaufront zu bewähren. Und der nüchterne Skeptiker, der so entschieden den Ruhm relativierte ("gering aber ist auch der ausgedehnteste Nachruhm"), der sich den Fluß der Zeit und die Vergänglichkeit einschärfte, blieb trotz all seiner persönlichen Defizite und Fehlentscheidungen in der Reiterstatue am Kapitol, in den Reliefbändern der Mercussäule, vor allem jedoch in seinen "Selbstbetrachtungen" lebendig.

Die Herausgeber von "Rowohlts Monographien" hatten im Bereich der Alten Geschichte zuletzt eine glückliche Hand. Nach der Konstantin-Biographie von Bruno Bleckmann (F.A.Z. vom 2. September 1996) folgt nun die ebenso ansprechende Darstellung Marc Aurels durch den Bonner Althistoriker Klaus Rosen. Erneut ist die wissenschaftliche Grundlage zuverlässig, die Integration des besonders reichhaltigen Bildgutes in den klaren und differenzierten Text vorbildlich. Auch hier findet man Stamm- und Zeittafel, Übersichtskarte, einen knappen Belegteil, Zeugnisse zur Rezeptionsgeschichte, Bibliographie und Namensregister. Während die Marcus-Biographen häufig Gefahr liefen, sich entweder in den nicht abreißenden Feldzügen dieses Kaisers oder in dessen philosophischen Bemühungen zu verlieren, gibt Rosen eine ausgewogene Gesamtwürdigung des Menschen wie des Herrschers.

Souverän wird dabei Marcus' Leben in die Entwicklung des römischen Principats wie in die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der Epoche, vor allem aber in die philosophischen Strömungen des zweiten Jahrhunderts eingeordnet. Eingehend schildert Rosen auch die Familienbeziehungen und die Jugend des späteren Herrschers. Die Einflüsse der großen Lehrer, Fronto und Herodes Atticus, werden hier ebenso hervorgehoben wie das persönliche Vorbild des Princeps Antoninus Pius, auch der Zwiespalt zwischen Rhetorik und Philosophie, der den jungen Marcus so tief bewegte.

Es bot sich an, die Darstellung der Regierungszeit Marc Aurels, jene Kette der Katastrophen durch Partherkrieg, Pest, Markomannenkriege und die Erhebung des Avidius Cassius, in Abschnitte zu Kaiser, Feldherr und Philosoph zu gliedern. Der Autor berichtet dabei nicht nur zuverlässig über alle Einzelheiten der militärischen Operationen, Administration, Rechtsprechung und Hilfsmaßnahmen, sondern wertet auch die "Selbstbetrachtungen" des "Verissimus", wie ihn Hadrian nannte, als Spiegel der Persönlichkeit aus. Diese Texte, die oft mit Augustins "Konfessionen" verglichen wurden, dokumentieren, daß die Philosophie für Marc Aurel die Leiterin zu einem bewußten, rationalen und "naturgemäßen" Leben war.

Die Grübler-Natur, Melancholie und Resignation des Kaisers, der Mangel an Vitalität und Lebensfreude, aber auch sein unermüdliches Pflichtgefühl werden dabei ebenso deutlich wie seine Bemühungen um das Begreifen von Natur, Zeit und Tod, erst recht die unablässigen Appelle "An sich selbst". Kein anderer römischer Herrscher hat seine Fehler und die Grenzen seiner Person so offen und ungeschützt ausgesprochen wie Marc Aurel und dem das entgegenhalten, was ihm moralisch möglich war und was er weithin realisieren konnte: "Jenes also weise vor, was ganz in deiner Gewalt steht: Lauterkeit, Ernsthaftigkeit, Ertragen von Schmerz, Verachten der Lust, Zufriedenheit mit dem Schicksal, Bedürfnislosigkeit, Freundlichkeit, Freiheit, Einfachheit, Meiden von Geschwätz, großen Sinn" (Übertragungen von W. Theiler). So imponierend diese Werte sind, für das "Eiserne Zeitalter", das mit Marc Aurel begann, konnten sie nicht ausreichen. KARL CHRIST

Klaus Rosen: "Marc Aurel". Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1997. 160 S., Abb., br., 12,90 DM.

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