Wie macht Fatah das nur? Er führt seine Leser durch düstere Zeiten voller Gewalt, Tod und Schuld und dennoch will ich das Buch nicht zur Seite legen, folge ich dem Autoren und seiner Hauptfigur Anwar bis ans bittere Ende.
Der Roman beginnt mit der Jugend von Anwar im Bagdad der 30iger Jahre. Die
Briten hatten in Folge des 1. Weltkrieges eine probritische Regierung im Irak installiert. Dagegen…mehrWie macht Fatah das nur? Er führt seine Leser durch düstere Zeiten voller Gewalt, Tod und Schuld und dennoch will ich das Buch nicht zur Seite legen, folge ich dem Autoren und seiner Hauptfigur Anwar bis ans bittere Ende.
Der Roman beginnt mit der Jugend von Anwar im Bagdad der 30iger Jahre. Die Briten hatten in Folge des 1. Weltkrieges eine probritische Regierung im Irak installiert. Dagegen wuchs in den 30iger Jahren der Widerstand. Die Deutschen unterstützten diesen Widerstand stark, der zum Sturz der probritischen Regierung 1941 führte. Nicht zuletzt mit ihrer antisemitischen Politik gewannen die Deutschen Partner im arabischen Raum. Dazu gehörte der Mufti von Jerusalem Mohammed Amin al-Husseini.
Mitten drin in diesem historischen Kampf steckt der junge Anwar. Er mischt zugleich hinter den politischen Kulissen im Kampf um Armut und Reichtum, um gesellschaftliche Stellung mit. Er wird Dieb, Mörder und schließlich ein Parteigänger des Muftis. Da er ein treuer Diener ist, folgt Anwar dem Mufti nach Berlin. Von Berlin aus schickt Amin al-Husseini Anwar zu den muslimischen Einheiten der Waffen-SS nach Osteuropa.
Er beteiligt sich dort an den Morden. Anwar spürt den Wahnsinn des Massenmordes mehr als das er ihn reflektiert. Als einzig Überlebender seiner Truppe kehrt er beladen mit Schuldgefühlen nach Bagdad zurück. Weder lebt er noch will er sterben, am liebsten ist er unsichtbar für alle anderen. Doch das bleibt ein frommer Wunsch. Der koruppte irakische Offizier, der ihn schon in der Vorkriegszeit als Spitzel benutzt hat, lässt Anwar keine Ruhe.
Das Buch entlässt mich dem Gefühl, dass alles weiter geht. Die gleichen zwielichtigen Gestalten werden die gleichen kaputten Menschen benutzen, um Unrecht zu säen, zu plündern und zu morden.
Definitiv düster, aber ungemein sensibel und vielschichtig erzählt Sherko Fatah seine Geschichte von Schuld und Mitschuld.
Luchterhand Literaturverlag 2011