Cora begleitet die 15-jährige, rebellische Louise als Anstandsdame vom ländlichen Kansas nach New York, wo das Mädchen eine Tanzschule besuchen wird. Cora, die rund 20 Jahre älter als Louise ist, soll darauf achten, dass Louise in der lebhaften Metropole Werte wie Moral und Tugend nicht aus den
Augen verliert und sich in der Tanzschule bewährt - sie strebt eine Karriere als Tänzerin an. Doch…mehrCora begleitet die 15-jährige, rebellische Louise als Anstandsdame vom ländlichen Kansas nach New York, wo das Mädchen eine Tanzschule besuchen wird. Cora, die rund 20 Jahre älter als Louise ist, soll darauf achten, dass Louise in der lebhaften Metropole Werte wie Moral und Tugend nicht aus den Augen verliert und sich in der Tanzschule bewährt - sie strebt eine Karriere als Tänzerin an. Doch Cora's Aufgabe ist alles andere als leicht – nicht nur, dass Louise in einem schwierigen Alter ist – sie hat außerdem ihre ganz eigenen Vorstellungen über New York, Mode und Männer und schaut herablassend auf Cora, die ihrer Meinung nach steif und provinziell ist. Die Gründe, die Cora nach New Yorkk reisen ließen, sind hingegen auch nicht ganz uneigennützig : sie erhofft sich Hinweise über ihre eigene Vergangenheit zu finden, die hier in New York ihre Wurzeln hat.
Meine Meinung:
Laura Moriarty hat eine Familiengeschichte geschrieben, die den Leser zurückführt in das Amerika der "Goldenen Zwanziger" - genaugenommen nach Kansas und New York. Eindrucksvoll und berührend beschreibt sie anhand Cora's und Louise’s Schicksal die Armut, die Hoffnung, die Entwicklung und den Wandel der Zeit, in dem die Frauen sich langsam nicht nur aus ihren Korsetts befreien, sondern sich langsam auch wagen, Themen wie Geburtenkontrolle offen anzusprechen. Der Leser begleitet Cora auf ihrem außergewöhnlichen Lebensweg, auf der Suche nach ihrer Wurzeln, aber auch in ihre Kindheit und bleibt bei ihr bis zu ihrem Tod. Dabei nimmt man Anteil an ihrem Schicksal, aber ebenso erhält man einige interessante Einblicke in die Karriere der Stummfilm-Berühmtheit Louise Brooks, die mir persönlich bisher nicht bekannt war.
Der Autorin ist es meisterhaft gelungen, die fiktive Geschichte von Cora mit der Geschichte Amerikas und Louise Brooks zu verbinden. Es fällt leicht, sich in diese spannende Zeit hineinzuversetzen und ich hätte noch etliche hundert Seiten mehr darüber lesen können. Der Schreibstil geht dabei ans Herz, er berührt, reißt mit und ist gleichzeitig lebhaft. Besonders gefallen hat mir dabei, dass die Protagonisten sich hier keineswegs starr in eine Richtung bewegen: Nicht nur Louise überrascht immer wieder durch ihr offenes und rebellisches Verhalten, auch Cora macht eine persönliche Entwicklung durch – sie selbst stellt die Moralvorstellungen ihrer Zeit auf den Prüfstand und folgt ihrem eigenen Gewissen.
Mich hat dieses Buch regelrecht gebannt, obwohl das Thema nicht neu ist – Waise, Waisenzüge, Armut in New York, Suche nach der Vergangenheit – so konnte mich das Buch und die Geschichte durch die oft ungewohnten Handlungseffekte überzeugen und ich hatte und habe stets das Gefühl, hier ein ganz besonderes Buch in den Händen zu halten – was übrigens durch das besonders schöne und auffallende Cover noch verstärkt wird.
Fazit:
Eine mitreißende, fesselnde und gleichzeitig berührende und unterhaltsame amerikanische Familiensaga in einer spannenden Epoche, die ich jedem Liebhaber dieses Genres empfehlen kann. Außerdem empfehlenswert für alle, die mehr über das Amerika des 20. Jahrhunderts erfahren wollen – und ganz nebenbei noch etwas über die Stummfilm-Ikone Louise Brooks… LESEN!