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Ein unfreiwilliger Abenteurer
Ein Agent wider Willen im Havanna der späten Fünfziger Jahre
»Auf dem Schreibtisch lagen zwei Bücher - identische Exemplare von Lambs Shakespeare-Erzählungen. Auf einem Block, auf dem sich Hawthorne vermutlich Notizen für ihr Treffen gemacht hatte, stand: '1. Gehalt. 2. Spesen. 3. Übermittlung. 4. Charles Lamb. 5. Tinte.' Er wollte eben den Lamb aufschlagen, als eine Stimme sagte: 'Hände hoch. Arriba los manos.' - 'Las manos', verbesserte Wormold.«
Liebevoll zeichnet Greene die Gestalt des Mr. Wormold und die seiner Freunde und Feinde. Der englische
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Produktbeschreibung
Ein unfreiwilliger Abenteurer

Ein Agent wider Willen im Havanna der späten Fünfziger Jahre

»Auf dem Schreibtisch lagen zwei Bücher - identische Exemplare von Lambs Shakespeare-Erzählungen. Auf einem Block, auf dem sich Hawthorne vermutlich Notizen für ihr Treffen gemacht hatte, stand: '1. Gehalt. 2. Spesen. 3. Übermittlung. 4. Charles Lamb. 5. Tinte.' Er wollte eben den Lamb aufschlagen, als eine Stimme sagte: 'Hände hoch. Arriba los manos.' - 'Las manos', verbesserte Wormold.«

Liebevoll zeichnet Greene die Gestalt des Mr. Wormold und die seiner Freunde und Feinde. Der englische Kaufmann Wormold ist alles andere als ein Abenteurer. Er verkauft Staubsauger und möchte die Zukunft seiner extravaganten Tochter sichern. Der britische Geheimdienst sucht Agenten - und es ist für ihn eine vermeintlich sichere Geldquelle. Doch Wormold spielt mit dem Feuer.
Autorenporträt
Graham Greene wurde am 2. Oktober 1904 in Berkhampstead, Hertfordshire, geboren. Sein Großonkel war der Autor der 'Schatzinsel', Robert Louis Stevenson. Da Greene der Sohn des örtlichen Schuldirektors war, behandelten seine Mitschüler ihn als Außenseiter. Er entwickelte einen Hang zum Einzelgängertum, gegen den auch seine beiden Brüder nichts tun konnten. Nach Beendigung der Schule ging Greene nach Oxford und studierte am Balliol College Neuere Geschichte. Seine erste Anstellung war ein Redakteursposten bei der Times in London, danach fand er eine Stelle als Filmkritiker beim Spectator. Die großen Reisen, die er unternahm - u.a. nach Westafrika und Asien - wurden auch zum Fundus für seine schriftstellerische Tätigkeit. Ein entscheidender Schritt war 1934 sein Übertritt zum Katholizismus. Sein erster Roman, 'The Man Within' (1929, dt. 'Zwiespalt der Seele'), beschreibt bereits den Konflikt zwischen Gut und Böse, der im Zentrum von Graham Greenes Werk steht. Man findet ihn in den Kriminalgeschichten wie in den psychologisch ausgerichteten Romanen. Als 1940 'The Power and the Glory' (dt. 'Die Kraft und die Herrlichkeit') erschien, erhielt Greene dafür den Hawthorne-Preis. Viele halten es für sein vielleicht bestes Werk. Zweimal leitete er Verlage, Mitte der vierziger Jahre Eyre & Spottiswoode und Anfang der sechziger Jahre Bodley Head. Am 3. April 1991 starb Graham Greene in Genf. Er wurde mehrmals als heißer Kandidat für den Literatur-Nobelpreis gehandelt und zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2006

Band 13
Der Spion wider Willen
Graham Greenes „Unser Mann in Havanna”
Unser Mann in Havanna ist Mr. Wormold, Engländer, Besitzer eines Staubsaugerladens und seit zwanzig Jahren in Kuba. Seine Frau hat ihn in Richtung Miami verlassen, nicht ohne ihm zuvor das Versprechen abzunehmen, Milly, ihre gemeinsame Tochter, katholisch erziehen zu lassen. Weil der Strom oft ausfällt und die Angst vor einer Revolution allgegenwärtig ist, laufen Wormolds Geschäfte schlecht. Er kann die Ansprüche seiner schönen 17-jährigen Milly kaum erfüllen, der noch dazu von Hauptmann Segura, dem Folterspezialisten der Polizei, der Hof gemacht wird.
Als Mr. Wormold vom Agenten 59200 des englischen Geheimdienstes angesprochen wird, ist er schon bald Agent 59200/5 und erhält eine steuerfreie Zahlung von 150 Dollar monatlich plus 150 Dollar Spesen. Mr. Wormolds erster eigener Anwerbungsversuch hingegen gerät zum Desaster. Sein Freund, der deutsche Arzt Dr. Hasselbacher, rät ihm, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. „Lügen Sie einfach und behalten Sie Ihre Freiheit. Die haben die Wahrheit nicht verdient.” Mr. Wormold beginnt zu schreiben, und er schreibt großartig. In schneller Folge treten die Agenten 59200/5/1-5 ihren Dienst an und erhalten gewisse Zahlungen. In London ist man von Mr. Wormolds Arbeit so beeindruckt, dass man ihm neben einem Funker auch Beatrice, eine Sekretärin, schickt . . .
Wer meint, nun sei schon ein Viertel des Romans verraten, hat noch nie Graham Greene gelesen. Nicht nur Greenes Figurenzeichnung und Dialoge, die Beschreibung der Orte und Stimmungen, seine frappierenden Vergleiche, seine Komik und Melancholie und die Vielzahl der im Roman versteckten kleinen Storys wären damit unterschlagen, sondern auch das Hauptmotiv des ganzen Buches, das erst aus verstreuten Andeutungen zusammengesetzt werden muss, bevor es zum ersten Mal aus Dr. Hasselbachers Mund ganz rein erklingt: „Sie existieren nur in meinen Gedanken . . . Beweisen Sie, dass Sie existieren.”
Vom Verhältnis zwischen Erdachtem und Realem, von Erfindung und Wirklichkeit und über die verfließenden Grenzen dazwischen handelt der Roman, der wie eine Versuchsanordnung beginnt und der Durchführung eines Experiments gleicht, weshalb sich die Handlung mit der Notwendigkeit einer Tragödie entwickelt. Es ist eine Fabel über die Macht der Worte und damit wohl die Metapher für die Zeit des Kalten Krieges, dessen Erhitzung an Kuba nur wenige Jahre später hier vorweggenommen wird. Die Konkurrenz der beiden Machtblöcke lässt die Realität unter den Deutungsmustern verschwinden und macht aus den Phantasien der Geheimdienste wiederum Realität. So ist es nur folgerichtig, wenn aus einer erdachten Figur eine tatsächliche Person wird, aus einem Lebenden ein Toter.
Deshalb führt Greene seine Figuren wie Abziehbilder ihrer selbst ein. Der Unterschied zum Groschenroman aber ist, dass die Figuren wissen, dass ihnen in diesen Verhältnissen nur noch die Klischeerollen bleiben. Beatrice belehrt Wormold: „Wir sind wieder in der Welt der Pfadfinderzeitschriften, das ist alles. Sie können sich glücklich schätzen.” „Warum?” „Es hätte der Sunday Mirror sein können. Heutzutage wird die Welt den populären Zeitschriften nachgebildet. Mein Mann entstammte dem Encounter.”
INGO SCHULZE
Graham Greene
Foto: Paul Zsolnay Verlag
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»Graham Greene ist ein Meister der Paradoxien.« Georg Hensel, Welt am Sonntag